Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.Kammer auf die Ervffuuugsbotschast ist einstimmig angenommen, ihr Entwurf Anm. der Red. Durch die soeben erfolgte Auflösung des Landtags und die Studien zur Geschichte der französischen Romantik. Honorv de Balzac. Der soeben erfolgte Tod des berühmten Romanciers veranlaßt uns, seine Kammer auf die Ervffuuugsbotschast ist einstimmig angenommen, ihr Entwurf Anm. der Red. Durch die soeben erfolgte Auflösung des Landtags und die Studien zur Geschichte der französischen Romantik. Honorv de Balzac. Der soeben erfolgte Tod des berühmten Romanciers veranlaßt uns, seine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0428" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/86011"/> <p xml:id="ID_1475" prev="#ID_1474"> Kammer auf die Ervffuuugsbotschast ist einstimmig angenommen, ihr Entwurf<lb/> ging von einem demokratischen Ausschuß ans. Die Rechte konnte ohne Beden¬<lb/> ken dafür stimmen, die Ndresse enthält uichrs, was die Rechte nicht schon gesagt<lb/> hat, vom „Standpunkt der Volkssouveränetät," von dem ans das<lb/> Ministerium gestürzt werden sollte, kann anch der Scharfsichtigste keine Spur<lb/> wahrnehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1476"> Anm. der Red. Durch die soeben erfolgte Auflösung des Landtags und die<lb/> Einberufung des neuen in der gesetzlich vorgeschriebenen sechsmonatlichen Frist ist die<lb/> Angelegenheit in ein neues Stadium getreten. Die Regierung will also weder eine neue<lb/> Verfassung octroyiren, noch mit dem Landtag gegen dessen entschiedenen Willen regieren.<lb/> Wie sie aber durch jene dauernde Suspension der ständischen Thätigkeit sich aus gesetz¬<lb/> lichem Wege die Mittel verschaffen will, die Verwaltung fortzusetzen, das bleibt ein<lb/> Räthsel. Wahrscheinlich soll der neue Bundestag aushelfen, mit wie man hört, läßt<lb/> Herr v. d. Pfordten, übcrfroh, doch auch einmal intcrveniren zu können, bereits rüsten.<lb/> Hier wäre um Preußen wieder einmal die angemessene Gelegenheit geboten, aus seinem<lb/> unfruchtbaren Protestiren (weiter ist doch seine letzte Note an Oestreich auch nichts) und<lb/> Abwarten herauszutreten und thatkräftig in die weitere Entwickelung der deutschen Ge¬<lb/> schichte einzugreifen. Der Beschluß des Erfurter Parlaments, welcher der Unions¬<lb/> regierung die Gewalt einräumt, die innern Vcrfassungsangelcgenhciteu der Unions-<lb/> staaten zu beaufsichtigen, giebt ihm ein formales Recht dazu. Durch die Beschickung<lb/> jenes Reichstags hat sich Kassel gebunden. Freilich gehört mehr Muth zur Ausübung<lb/> eines Rechts, das eine That verlangt, als zum passiven Widerstand der Proteste.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Studien zur Geschichte der französischen Romantik.</head><lb/> <div n="2"> <head> Honorv de Balzac.</head><lb/> <p xml:id="ID_1477" next="#ID_1478"> Der soeben erfolgte Tod des berühmten Romanciers veranlaßt uns, seine<lb/> Charakteristik früher zu bringen, als es eigentlich unsere Absicht war. Er ist<lb/> 51 Jahre alt geworden. Er wurde zu Tours von armen Eltern geboren, und<lb/> war, wie er selbst erzählt, nicht Edelmann im historischen Sinne dieses Worts,<lb/> das so bedeutsam die Familien des erobernden Stammes bezeichnet; aber, fügt<lb/> er hinzu, ich sage dies, indem ich ihrem Stolz den meinen entgegensehe, denn<lb/> mein Vater rühmte sich, gleichen Stammes mit dem besiegten Volke zu sein (d en<lb/> Galliern), aus einer Familie, die in Auvergne gegen die Invasion gekämpft hat,<lb/> und aus der die d'Entragnes stammen. — Sein Vater, Secretair beim großen<lb/> Rath unter Ludwig XV., verlor seine Stelle durch die Revolution und schickte<lb/> seinen Sohn ans das College von Vendome, wo er seine ersten Studien machte.<lb/> Nach Beendigung derselben ging er als Baccalaureus nach Paris, ohne Ver¬<lb/> mögen, aber voll abenteuerlicher Pläne, und betrat ohne Weiteres die literarische</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0428]
Kammer auf die Ervffuuugsbotschast ist einstimmig angenommen, ihr Entwurf
ging von einem demokratischen Ausschuß ans. Die Rechte konnte ohne Beden¬
ken dafür stimmen, die Ndresse enthält uichrs, was die Rechte nicht schon gesagt
hat, vom „Standpunkt der Volkssouveränetät," von dem ans das
Ministerium gestürzt werden sollte, kann anch der Scharfsichtigste keine Spur
wahrnehmen.
Anm. der Red. Durch die soeben erfolgte Auflösung des Landtags und die
Einberufung des neuen in der gesetzlich vorgeschriebenen sechsmonatlichen Frist ist die
Angelegenheit in ein neues Stadium getreten. Die Regierung will also weder eine neue
Verfassung octroyiren, noch mit dem Landtag gegen dessen entschiedenen Willen regieren.
Wie sie aber durch jene dauernde Suspension der ständischen Thätigkeit sich aus gesetz¬
lichem Wege die Mittel verschaffen will, die Verwaltung fortzusetzen, das bleibt ein
Räthsel. Wahrscheinlich soll der neue Bundestag aushelfen, mit wie man hört, läßt
Herr v. d. Pfordten, übcrfroh, doch auch einmal intcrveniren zu können, bereits rüsten.
Hier wäre um Preußen wieder einmal die angemessene Gelegenheit geboten, aus seinem
unfruchtbaren Protestiren (weiter ist doch seine letzte Note an Oestreich auch nichts) und
Abwarten herauszutreten und thatkräftig in die weitere Entwickelung der deutschen Ge¬
schichte einzugreifen. Der Beschluß des Erfurter Parlaments, welcher der Unions¬
regierung die Gewalt einräumt, die innern Vcrfassungsangelcgenhciteu der Unions-
staaten zu beaufsichtigen, giebt ihm ein formales Recht dazu. Durch die Beschickung
jenes Reichstags hat sich Kassel gebunden. Freilich gehört mehr Muth zur Ausübung
eines Rechts, das eine That verlangt, als zum passiven Widerstand der Proteste.
Studien zur Geschichte der französischen Romantik.
Honorv de Balzac.
Der soeben erfolgte Tod des berühmten Romanciers veranlaßt uns, seine
Charakteristik früher zu bringen, als es eigentlich unsere Absicht war. Er ist
51 Jahre alt geworden. Er wurde zu Tours von armen Eltern geboren, und
war, wie er selbst erzählt, nicht Edelmann im historischen Sinne dieses Worts,
das so bedeutsam die Familien des erobernden Stammes bezeichnet; aber, fügt
er hinzu, ich sage dies, indem ich ihrem Stolz den meinen entgegensehe, denn
mein Vater rühmte sich, gleichen Stammes mit dem besiegten Volke zu sein (d en
Galliern), aus einer Familie, die in Auvergne gegen die Invasion gekämpft hat,
und aus der die d'Entragnes stammen. — Sein Vater, Secretair beim großen
Rath unter Ludwig XV., verlor seine Stelle durch die Revolution und schickte
seinen Sohn ans das College von Vendome, wo er seine ersten Studien machte.
Nach Beendigung derselben ging er als Baccalaureus nach Paris, ohne Ver¬
mögen, aber voll abenteuerlicher Pläne, und betrat ohne Weiteres die literarische
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