Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.von der Themse, "thut man euch in Dänemark Unrecht, aber nehmt doch einen -- Im Krieg fallen die Fonds, die Geschäfte stocken, Handel und Gewerbe Sich, wie die Jugend sich verzehrt Aber leicht wirds, den Frieden zu predigen für diejenigen, welche im Besitz sind. Die Legitimen und die Geächteten. Neben dem Congreß der Friedensfreunde erfreut sich Deutschland noch einer von der Themse, „thut man euch in Dänemark Unrecht, aber nehmt doch einen — Im Krieg fallen die Fonds, die Geschäfte stocken, Handel und Gewerbe Sich, wie die Jugend sich verzehrt Aber leicht wirds, den Frieden zu predigen für diejenigen, welche im Besitz sind. Die Legitimen und die Geächteten. Neben dem Congreß der Friedensfreunde erfreut sich Deutschland noch einer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0375" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/85958"/> <p xml:id="ID_1267" prev="#ID_1266"> von der Themse, „thut man euch in Dänemark Unrecht, aber nehmt doch einen<lb/> Schiedsrichter! alle Völker sind Brüder, und Nicolaus und Napoleon werden<lb/> gern erbötig sein, eure Sache zu schlichten."</p><lb/> <p xml:id="ID_1268"> — Im Krieg fallen die Fonds, die Geschäfte stocken, Handel und Gewerbe<lb/> kommen in Abnahme, ganz abgesehen von dein Unglück im Einzelnen, das nie¬<lb/> mals ganz zu vermeiden ist. Ich bin weit entfernt, dergleichen gering anzuschla¬<lb/> gen. Aber es giebt Dinge, die hoher stehen, als diese einzelnen Zweige der<lb/> Cultur, deren Versäumniß immer nachgeholt werden kann. Sollen wir in<lb/> Deutschland die sittliche Basis gewinnen, ohne die alle Cultur unfruchtbar bleibt,<lb/> so müssen wir uns als Nation zusammenfassen; die letzten Jahre haben wieder<lb/> recht lebhast gezeigt, daß das ohne einen ernsten, schweren Krieg nicht gehn wird.<lb/> Mit einem nicht gemeinen Jnstinct hat Herwegh dem König von Preußen zuge-<lb/> rufen:</p><lb/> <quote> Sich, wie die Jugend sich verzehrt<lb/> In Gluthen eines Meleager!<lb/> O drück' in ihre Hand ein Schwert,<lb/> Fuhr' aus den Städten sie ius Lager.</quote><lb/> <p xml:id="ID_1269"> Aber leicht wirds, den Frieden zu predigen für diejenigen, welche im Besitz sind.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Legitimen und die Geächteten.</head><lb/> <p xml:id="ID_1270" next="#ID_1271"> Neben dem Congreß der Friedensfreunde erfreut sich Deutschland noch einer<lb/> zweiten, ziemlich zahlreichen ausländischen Versammlung. Wiesbaden ist für die<lb/> französischen Legitimisten ein zweites Koblenz geworden, und während der Neffe<lb/> des Kaisers mit den ihm wohl oder übel bewilligten Millionen die Departements<lb/> bereist und die Herzen der Bürgermcisterfrancn durch kleine Brillantnadeln zu ge¬<lb/> winnen ficht, die er in stark beladenen Frachtwagen sich nachfahren läßt, versam¬<lb/> melt Heinrich V., das Kind des Wunders, wie ihn Victor Hugo seiner Zeit nannte,<lb/> das Heerlager seiner Getreuen um sich — darunter außer den Namen der Nococo-<lb/> Herzöge und Marquis auch einige Chouans in den legitimen Holzschuhen und<lb/> den rothen Nanberbinden — um ihnen das Stichwort ihrer neuen Rolle zu er-<lb/> theilen. Die Legitimisten haben zum zweitenmal ihre Sache von der allgemeinen<lb/> der conservativen Partei getrennt. Ans höhere Verordnung werden sie nicht mehr<lb/> dem Präsidenten, nicht mehr den Orleanisten in die Hände arbeiten, sondern un¬<lb/> mittelbar für die Zwecke des göttlichen Rechts zu wirken suchen. Herr Berryer<lb/> ist ihnen definitiv zum Führer gegeben, dagegen der Held der Vend^c, Marquis<lb/> von Larochejacquelein, sehr ernst in seine Schranken verwiesen, theils wegen zu<lb/> ungebärdigen Betragens im Allgemeinen, theils weil er immer wieder aus jenen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0375]
von der Themse, „thut man euch in Dänemark Unrecht, aber nehmt doch einen
Schiedsrichter! alle Völker sind Brüder, und Nicolaus und Napoleon werden
gern erbötig sein, eure Sache zu schlichten."
— Im Krieg fallen die Fonds, die Geschäfte stocken, Handel und Gewerbe
kommen in Abnahme, ganz abgesehen von dein Unglück im Einzelnen, das nie¬
mals ganz zu vermeiden ist. Ich bin weit entfernt, dergleichen gering anzuschla¬
gen. Aber es giebt Dinge, die hoher stehen, als diese einzelnen Zweige der
Cultur, deren Versäumniß immer nachgeholt werden kann. Sollen wir in
Deutschland die sittliche Basis gewinnen, ohne die alle Cultur unfruchtbar bleibt,
so müssen wir uns als Nation zusammenfassen; die letzten Jahre haben wieder
recht lebhast gezeigt, daß das ohne einen ernsten, schweren Krieg nicht gehn wird.
Mit einem nicht gemeinen Jnstinct hat Herwegh dem König von Preußen zuge-
rufen:
Sich, wie die Jugend sich verzehrt
In Gluthen eines Meleager!
O drück' in ihre Hand ein Schwert,
Fuhr' aus den Städten sie ius Lager.
Aber leicht wirds, den Frieden zu predigen für diejenigen, welche im Besitz sind.
Die Legitimen und die Geächteten.
Neben dem Congreß der Friedensfreunde erfreut sich Deutschland noch einer
zweiten, ziemlich zahlreichen ausländischen Versammlung. Wiesbaden ist für die
französischen Legitimisten ein zweites Koblenz geworden, und während der Neffe
des Kaisers mit den ihm wohl oder übel bewilligten Millionen die Departements
bereist und die Herzen der Bürgermcisterfrancn durch kleine Brillantnadeln zu ge¬
winnen ficht, die er in stark beladenen Frachtwagen sich nachfahren läßt, versam¬
melt Heinrich V., das Kind des Wunders, wie ihn Victor Hugo seiner Zeit nannte,
das Heerlager seiner Getreuen um sich — darunter außer den Namen der Nococo-
Herzöge und Marquis auch einige Chouans in den legitimen Holzschuhen und
den rothen Nanberbinden — um ihnen das Stichwort ihrer neuen Rolle zu er-
theilen. Die Legitimisten haben zum zweitenmal ihre Sache von der allgemeinen
der conservativen Partei getrennt. Ans höhere Verordnung werden sie nicht mehr
dem Präsidenten, nicht mehr den Orleanisten in die Hände arbeiten, sondern un¬
mittelbar für die Zwecke des göttlichen Rechts zu wirken suchen. Herr Berryer
ist ihnen definitiv zum Führer gegeben, dagegen der Held der Vend^c, Marquis
von Larochejacquelein, sehr ernst in seine Schranken verwiesen, theils wegen zu
ungebärdigen Betragens im Allgemeinen, theils weil er immer wieder aus jenen
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