Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.Bilder aus dem Fürstenthum Serbien. 1. Die würdige Stadt Kragujevacz. Ob es der schwarze Wein von Negotii: war, oder die schwarzen Augen¬ Eine solche Straße und so gesattelte Klepper! Die fürstlichen Postklepper -- Grcnzvoten. III. 1850. 17
Bilder aus dem Fürstenthum Serbien. 1. Die würdige Stadt Kragujevacz. Ob es der schwarze Wein von Negotii: war, oder die schwarzen Augen¬ Eine solche Straße und so gesattelte Klepper! Die fürstlichen Postklepper — Grcnzvoten. III. 1850. 17
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Bilder aus dem Fürstenthum Serbien.
1. Die würdige Stadt Kragujevacz.
Ob es der schwarze Wein von Negotii: war, oder die schwarzen Augen¬
brauen der serbischen Damen, oder eine weniger liebenswürdige Veranlassung,
die Ihrem treuen Bundesgenossen wieder den rothen Fez auf das Haupt gedrückt
hat, und zwei lächerlich große Pistole« in den serbischen Gurt, das wird Ihre
Leser nicht sehr interessiren. Kurz, ich liege wieder hier unter wilden Genossen
weit hinter der weißen save und der braunen Donau, mitten im Herzen des
Fürstenthums, auf einem gesegneten Landstrich, der erdzungenartig von den
beiden Moraveu eingeschlossen wird, am Berge Rubrik, sechzehn geographi¬
sche Meilen hinter Belgrad, in der alten Hauptstadt Kragujevacz, einer
höchst respektabel«, alten, wunderlichen Serbcnstadt, einem wahren Schatz für
blasirte Reisende, der nur die eine Unbequemlichkeit aller Schätze hat, daß er
schwer zu finden ist. Da mir das Spreizen der russischen Partei Belgrad
verleidet hatte, versuchte ich nicht ohne Schwierigkeit hierher zu reiten. Die Ver¬
bindung beider Residenzen wird durch eine alte, gepflasterte, streckenlang mit
Gras und Moos bewachsene Heerstraße bewirkt, auf welcher die Pflasterung
stellenweise eingesunken und sehr holprig ist. Mein armer Leib litt, als wir auf
landesfürstlichen Postkleppern ans der ersten Residenz nach der zweiten trotteten.
Eine solche Straße und so gesattelte Klepper! Die fürstlichen Postklepper —
in Serbien gibt es nnr Reit-Posten — sind in Janitscharen Weise gesattelt,
mit den widerlichen^ hohen, hölzernen Sätteln, welche zwar ein wenig mit Kälber¬
haaren gepolstert und mit leidlich reichen Brust- und Rückenlehnen ausgestattet
sind, aber eine jedem nordländischen Reiter unerträgliche Lage des Körpers erfor¬
dern, namentlich werden die bedauernswürdigen Beine von den Wänden des
Sattels gedrückt und in schaufelförmige Steigbügel gestellt, in unnatürlicher Stel¬
lung, die halb ein Knien, halb ein gebücktes Sitzen ist. Und das häufige, müh¬
same Absteigen bei all deu gefährlichen Brückenpassagen, wo der Reiter das Roß
nach sich führen muß, und wenn, was ohne Aufhöre» geschieht, etwas am Leder-
zeug der Sattlung reißt, und auf den Stationen, wo die Pferde gewechselt
werden! Das Gepäck trägt ein zweites Pferd, auf welchem der Postknecht reitet,
bis an die Zähne bewaffnet, zugleich eine Art von Schutz für den friedlichen
Reisenden, obwohl die Sicherheit auf allen serbischen Straßen großer ist, als in
den Nachbarländern. Denn der Eifer der serbischen Polizei ist höchst achtungs-
werth, nur ihre Humanität ist nicht immer tadellos; ihre Methode ist das soge-
Grcnzvoten. III. 1850. 17
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