Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.aufheben. Da nun die Verhandlungen im Begriff seien, sich zu zerschlagen, so Uns Hilfe leider nur noch Trommelschlag! So weit hat es Preußen gebracht, aufheben. Da nun die Verhandlungen im Begriff seien, sich zu zerschlagen, so Uns Hilfe leider nur noch Trommelschlag! So weit hat es Preußen gebracht, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0136" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/85719"/> <p xml:id="ID_482" prev="#ID_481"> aufheben. Da nun die Verhandlungen im Begriff seien, sich zu zerschlagen, so<lb/> mache Preußen den neuen Antrag „die Verhandlungen über das Definitionen der<lb/> deutschen Bundesverfassung unverzüglich zu beginnen, so daß die östreichische Partei<lb/> ihre Vorschläge an alle Genossen des deutschen Bundes macht«, und diesen,<lb/> ihrer Selbständigkeit und Unabhängigkeit gemäß überlassen bliebe, in welcher Weise<lb/> sie denselben mit ihren nähern Verbündeten in mehr oder weniger gemeinsame<lb/> Berathung und Erwägung ziehen wollten."— Dieser Vorschlag heißt: ihr braucht '<lb/> unsere Union ja uicht anerkennen, wir verlangen das nicht, die Unionsregierungen<lb/> können untereinander berathen; wenn eine nicht will, kann sie anch einzeln ihre<lb/> disparate Ansicht geltend machen. Das ist eine Concession, welche leider unmänn¬<lb/> lich genannt werden muß, eine Kränkung für die Union, und überdies eine klein¬<lb/> liche und unpraktische Maßregel. Wenn Preußen uicht jetzt eine Anerkennung<lb/> der Union durchsetzt, hofft es diese bei den Verhandlungen selbst durchzusetzen,<lb/> hofft es irgend Etwas von Verhandlungen, welche an diesem Punkte scheitern<lb/> werden, so gut wie die jetzige Versammlung? Und ist das nicht ein indirectes<lb/> Aufgeben der Union selbst, wenn die einzelnen Regierungen für sich, und nicht in<lb/> corpore austreten. Der Vorschlag ist zu spitzfindig, um klug zu sein. Oestreich<lb/> wird, wenn es noch auf neue Eroberungen im UnTousgebiet zu hoffen hat, nicht<lb/> geradezu ablehnen, sondern dies neue Zeichen von Halbheit freudig ausbeuten,<lb/> und von Neuem versuchen, Preußen noch weiter von seinem Terrain hcrunterzu-<lb/> drängeu und hinter seinem Rücken unterdeß zu operiren; sühlt es sich aber stark<lb/> und Preußen schwach genug, so wird es offen trotzen und selbst auf diese»<lb/> demüthigen Vorschlag uicht eingehn.</p><lb/> <p xml:id="ID_483"> Uns Hilfe leider nur noch Trommelschlag! So weit hat es Preußen gebracht,<lb/> daß es nach allen Demütigungen und politischen Niederlagen da wird aufhören<lb/> müssen, womit es kühn hätte anfangen sollen. Die achtzehn Millionen Thaler<lb/> in diesem Frühjahr aus Soldateubeine verwendet, ein Unionsheer aufgestellt, hätte<lb/> das Cabinet Schwarzenberg 50 Millionen Gulden auf Rüstungen gekostet; die<lb/> waren in diesem Frühjahr nur durch Verderben des Kaiserstaats zu beschaffe»;<lb/> jetzt ist es möglich, auch sie noch in die östreichischen Kassen hinein zu zaubern.<lb/> Was im Frühjahr noch verhältnismäßig leicht, sicher, imponirend gewesen wäre,<lb/> das wird jetzt verhängnißvoll werden. Und doch wird es die letzte Hülse sein, aber<lb/> die Hülfe der verzweifelten Rathlosigkeit! Und doch werden wir, die deutsche<lb/> Partei zu Preußen stehn und sein Schicksal theilen müssen, wie es auch salle!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0136]
aufheben. Da nun die Verhandlungen im Begriff seien, sich zu zerschlagen, so
mache Preußen den neuen Antrag „die Verhandlungen über das Definitionen der
deutschen Bundesverfassung unverzüglich zu beginnen, so daß die östreichische Partei
ihre Vorschläge an alle Genossen des deutschen Bundes macht«, und diesen,
ihrer Selbständigkeit und Unabhängigkeit gemäß überlassen bliebe, in welcher Weise
sie denselben mit ihren nähern Verbündeten in mehr oder weniger gemeinsame
Berathung und Erwägung ziehen wollten."— Dieser Vorschlag heißt: ihr braucht '
unsere Union ja uicht anerkennen, wir verlangen das nicht, die Unionsregierungen
können untereinander berathen; wenn eine nicht will, kann sie anch einzeln ihre
disparate Ansicht geltend machen. Das ist eine Concession, welche leider unmänn¬
lich genannt werden muß, eine Kränkung für die Union, und überdies eine klein¬
liche und unpraktische Maßregel. Wenn Preußen uicht jetzt eine Anerkennung
der Union durchsetzt, hofft es diese bei den Verhandlungen selbst durchzusetzen,
hofft es irgend Etwas von Verhandlungen, welche an diesem Punkte scheitern
werden, so gut wie die jetzige Versammlung? Und ist das nicht ein indirectes
Aufgeben der Union selbst, wenn die einzelnen Regierungen für sich, und nicht in
corpore austreten. Der Vorschlag ist zu spitzfindig, um klug zu sein. Oestreich
wird, wenn es noch auf neue Eroberungen im UnTousgebiet zu hoffen hat, nicht
geradezu ablehnen, sondern dies neue Zeichen von Halbheit freudig ausbeuten,
und von Neuem versuchen, Preußen noch weiter von seinem Terrain hcrunterzu-
drängeu und hinter seinem Rücken unterdeß zu operiren; sühlt es sich aber stark
und Preußen schwach genug, so wird es offen trotzen und selbst auf diese»
demüthigen Vorschlag uicht eingehn.
Uns Hilfe leider nur noch Trommelschlag! So weit hat es Preußen gebracht,
daß es nach allen Demütigungen und politischen Niederlagen da wird aufhören
müssen, womit es kühn hätte anfangen sollen. Die achtzehn Millionen Thaler
in diesem Frühjahr aus Soldateubeine verwendet, ein Unionsheer aufgestellt, hätte
das Cabinet Schwarzenberg 50 Millionen Gulden auf Rüstungen gekostet; die
waren in diesem Frühjahr nur durch Verderben des Kaiserstaats zu beschaffe»;
jetzt ist es möglich, auch sie noch in die östreichischen Kassen hinein zu zaubern.
Was im Frühjahr noch verhältnismäßig leicht, sicher, imponirend gewesen wäre,
das wird jetzt verhängnißvoll werden. Und doch wird es die letzte Hülse sein, aber
die Hülfe der verzweifelten Rathlosigkeit! Und doch werden wir, die deutsche
Partei zu Preußen stehn und sein Schicksal theilen müssen, wie es auch salle!
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