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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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militärischen Execution zu erfahren. Die Gutgesinnten, die zwar hier nicht stark
vertreten sind, aber sich um so lauter in den Kaffeehäusern und an andern öffent¬
lichen Orten hören lassen, als sie wissen, daß Widerspruch unmöglich, finden die
Sache ganz natürlich: es sind ausgediente Soldaten, die in ihre Heimath ent¬
lassen werden; allein leider bestehen die zwei Compagnien größtentheils aus
kräftigen jungen Burschen, und man hat viele assentirtc HvnvedS unter thuen er¬
kannt. Hierzu kommt noch die Frage, wozu bei ausgedienter Soldaten die
starke Escorte und die strenge Bewachung n. s. w. Die Radicalen stehen also
hier aus logischer Basis nud -- doch der nächste Krieg wird unter Andern auch
^ diese Frage beantworten.




K leine M a et, r i es t e n.

Die Kizvuo clos clvux monclvs, ivelcher man unter allen europäischen Zeit¬
schriften der Art wohl einstimmig den ersten Preis zuerkennen wird, gewinnt durch ihren
concentrirten Kampf gegen die Desorganisation der Gesellschaft, des Staatswesens, der
Sitten und der Kunst, einen immer festeren Charakter. Wir werden ihr in unsern Heften
eine dauernde Aufmerksamkeit schenken.'--Das 1. u. 2. Aprilhcft enthält u.A. drei werthvolle
Monographien: die neueste Geschichte Peru's von Botmiliau, ehemaligem Konsul;
den Ursprung der Quäker von Milsand, und den ?>. Theil der Geschichte des christ¬
lichen Epos von Se. Mare Girard in. Der Letzte behandelt zwei lateinische Ge¬
dichte aus dem 16. Jahrhundert: 1)0 pA'in oil'Finis von Sannazar und die Christiade
von V ita. Das erste gibt ein vortreffliches Bild von der Art, wie damals nicht bloß
die heidnische Sinnlichkeit, sondern sämmtliche Gestalten der heidnischen Mythologie in
die intimsten Mysterien der christlichen Lehre eingeschwärzt wurden. Neptun mit seinen
nacktarmigcn Nvmphen und Delphinen schwimmt im Jordan herum, den neugebornen
Gott zu begrüßen, die Grazien deö Olymp tauchen mit ihrem schalkhaften Lockenkopf
unter den blassen Scraphgesichtcrn der überschwenglichen Religion hervor. Ich kann mich nicht
enthalten, die Verse anzuführen, in welchen Sannazar den bedenklichen Moment der Em¬
pfängnis! schildert:


-- Kopviüo "non mieuiLSv peniüö8
I.nov viävt: nitor <!von> clmuuin vnmplvrnt; ibi no
^rclvntum Iisuä piNivus radiorum, iAniscjuu vorusei,
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Kur iAnvta vano -- "me? öl, "no lübiz pucloris
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Insolilo, oooullas ooiurlur cjUiivrvro oausas.

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militärischen Execution zu erfahren. Die Gutgesinnten, die zwar hier nicht stark
vertreten sind, aber sich um so lauter in den Kaffeehäusern und an andern öffent¬
lichen Orten hören lassen, als sie wissen, daß Widerspruch unmöglich, finden die
Sache ganz natürlich: es sind ausgediente Soldaten, die in ihre Heimath ent¬
lassen werden; allein leider bestehen die zwei Compagnien größtentheils aus
kräftigen jungen Burschen, und man hat viele assentirtc HvnvedS unter thuen er¬
kannt. Hierzu kommt noch die Frage, wozu bei ausgedienter Soldaten die
starke Escorte und die strenge Bewachung n. s. w. Die Radicalen stehen also
hier aus logischer Basis nud — doch der nächste Krieg wird unter Andern auch
^ diese Frage beantworten.




K leine M a et, r i es t e n.

Die Kizvuo clos clvux monclvs, ivelcher man unter allen europäischen Zeit¬
schriften der Art wohl einstimmig den ersten Preis zuerkennen wird, gewinnt durch ihren
concentrirten Kampf gegen die Desorganisation der Gesellschaft, des Staatswesens, der
Sitten und der Kunst, einen immer festeren Charakter. Wir werden ihr in unsern Heften
eine dauernde Aufmerksamkeit schenken.'—Das 1. u. 2. Aprilhcft enthält u.A. drei werthvolle
Monographien: die neueste Geschichte Peru's von Botmiliau, ehemaligem Konsul;
den Ursprung der Quäker von Milsand, und den ?>. Theil der Geschichte des christ¬
lichen Epos von Se. Mare Girard in. Der Letzte behandelt zwei lateinische Ge¬
dichte aus dem 16. Jahrhundert: 1)0 pA'in oil'Finis von Sannazar und die Christiade
von V ita. Das erste gibt ein vortreffliches Bild von der Art, wie damals nicht bloß
die heidnische Sinnlichkeit, sondern sämmtliche Gestalten der heidnischen Mythologie in
die intimsten Mysterien der christlichen Lehre eingeschwärzt wurden. Neptun mit seinen
nacktarmigcn Nvmphen und Delphinen schwimmt im Jordan herum, den neugebornen
Gott zu begrüßen, die Grazien deö Olymp tauchen mit ihrem schalkhaften Lockenkopf
unter den blassen Scraphgesichtcrn der überschwenglichen Religion hervor. Ich kann mich nicht
enthalten, die Verse anzuführen, in welchen Sannazar den bedenklichen Moment der Em¬
pfängnis! schildert:


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[0323] militärischen Execution zu erfahren. Die Gutgesinnten, die zwar hier nicht stark vertreten sind, aber sich um so lauter in den Kaffeehäusern und an andern öffent¬ lichen Orten hören lassen, als sie wissen, daß Widerspruch unmöglich, finden die Sache ganz natürlich: es sind ausgediente Soldaten, die in ihre Heimath ent¬ lassen werden; allein leider bestehen die zwei Compagnien größtentheils aus kräftigen jungen Burschen, und man hat viele assentirtc HvnvedS unter thuen er¬ kannt. Hierzu kommt noch die Frage, wozu bei ausgedienter Soldaten die starke Escorte und die strenge Bewachung n. s. w. Die Radicalen stehen also hier aus logischer Basis nud — doch der nächste Krieg wird unter Andern auch ^ diese Frage beantworten. K leine M a et, r i es t e n. Die Kizvuo clos clvux monclvs, ivelcher man unter allen europäischen Zeit¬ schriften der Art wohl einstimmig den ersten Preis zuerkennen wird, gewinnt durch ihren concentrirten Kampf gegen die Desorganisation der Gesellschaft, des Staatswesens, der Sitten und der Kunst, einen immer festeren Charakter. Wir werden ihr in unsern Heften eine dauernde Aufmerksamkeit schenken.'—Das 1. u. 2. Aprilhcft enthält u.A. drei werthvolle Monographien: die neueste Geschichte Peru's von Botmiliau, ehemaligem Konsul; den Ursprung der Quäker von Milsand, und den ?>. Theil der Geschichte des christ¬ lichen Epos von Se. Mare Girard in. Der Letzte behandelt zwei lateinische Ge¬ dichte aus dem 16. Jahrhundert: 1)0 pA'in oil'Finis von Sannazar und die Christiade von V ita. Das erste gibt ein vortreffliches Bild von der Art, wie damals nicht bloß die heidnische Sinnlichkeit, sondern sämmtliche Gestalten der heidnischen Mythologie in die intimsten Mysterien der christlichen Lehre eingeschwärzt wurden. Neptun mit seinen nacktarmigcn Nvmphen und Delphinen schwimmt im Jordan herum, den neugebornen Gott zu begrüßen, die Grazien deö Olymp tauchen mit ihrem schalkhaften Lockenkopf unter den blassen Scraphgesichtcrn der überschwenglichen Religion hervor. Ich kann mich nicht enthalten, die Verse anzuführen, in welchen Sannazar den bedenklichen Moment der Em¬ pfängnis! schildert: — Kopviüo »non mieuiLSv peniüö8 I.nov viävt: nitor <!von> clmuuin vnmplvrnt; ibi no ^rclvntum Iisuä piNivus radiorum, iAniscjuu vorusei, I^xlimuil M!>N8. ^l vvnlvr — inirudilo clivlu! Kur iAnvta vano — «me? öl, «no lübiz pucloris ^rv»no iuluinuit vvrdo. Vigor aolus all Irriuliiins, viglir »>may«lon8, vizor vinir» comptons, DvLevnäil: DvuL illo, vous! lotosiiug por »rlus O->t lzvsv mi8v0l.,iuo utoio. Ouo eiteln rspontv Visocr» eontromnorö; flink, nnlur-,, p-rook^no /Vllnnitllv «inliliL, l)ont»«allu<; lurdinv rorum Insolilo, oooullas ooiurlur cjUiivrvro oausas. /.l)^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/323>, abgerufen am 29.06.2024.