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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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Studien zur Geschichte der französischen Romantik.
Theater der Clara Gazul.

Dies Pseudonyme Werk von Prosper Mvrimve") enthält eine Reihe
kleiner Dramen,, die sowohl dnrch ihren eigenthümlichen Inhalt und ihre Haltung,
als durch die Zeit, in der sie erschienen -- vier Jahre vor Victor Hugo's Her-
nani und Dumas' Henri III. -- die Aufmerksamkeit des Literaturhistorikers auf sich
zieh" müssen. Der Herausgeber, der sich Joseph Lcstrange nannte, wollte die¬
selben aus dem Spanischen einer jungen Schauspielerin übersetzt haben, die zu¬
letzt vor den Verfolgungen der Geistlichkeit nach England geflüchtet sein sollte.
Um die damals noch herrschende classische Critik zu verwirren, wurden sogar Ein¬
zelheiten über die angebliche Aufführung jener Stücke in Madrid angegeben,
und die Form des spanischen Dramas, mit Ausnahme des Verses, bis in's komische
Detail nachgeahmt. Sobald der Held oder die Heldin umgebracht ist, wendet
sich einer der Schauspieler -- zuweilen der Umgebrachte selbst -- mit einer Ver¬
beugung an's Publikum, und bittet im Namen des Autors für die Fehler des
Stückes um Verzeihung, ganz wie wir es vou Calderon her kennen.



Geb. I8V" in Paris, ließ sich "ach beendigtem Studium der Rechte als Advocar
aufnehme", ohne jedoch zu plaidiren, indem er es vorzog, sich der politischen Journalistik,
der Poesie und archäologischen Studien zuzuwenden. Ueber letztere berichtet er in seinen
Notes it'nu vo^ngo ü-ins W micli av I-r brause, 1836, und Notes o"un voxaAo et-ruf 1'ousst
,!o I^r'rcuroo, 1837. Nach der Julirevolution, als Graf d'Argout wieder in das Ministerium
trat, wurde er zunächst dessen CabiuctSscerctär, dann Secretär im HaudclSmiuistenum und
etwas später Burcanchcf im Ministerium des Seewesens. Als Bie et die von Guizot ge¬
schaffene Gcncraliuspcction der historischen Denkmäler 1835 abgab, übernahm M6rim6e diese
Stelle, gab sie aber 1837 an Vatout ab, und wurde wieder Bureauchef. -- Von seinen
Schriften sind zu nennen: l'IlMtro <1v öl-u-a L^irl, oomoclionns espag-role, 1825; I>Ä vuula,
on olroix as poesiss illz'riciuss 1827; I^ueris, saeres keoäalss, 1828; Ol-roniquo to
-egnc: vliiutös IX. 1829; eine Novcllcusaimulnng: IVlosaisjuo 1833; zwei Romane- I^s
"loudlc- meprise 1833 und Colvmba 1840.
Grenzboten.it. 1850. 26
Studien zur Geschichte der französischen Romantik.
Theater der Clara Gazul.

Dies Pseudonyme Werk von Prosper Mvrimve") enthält eine Reihe
kleiner Dramen,, die sowohl dnrch ihren eigenthümlichen Inhalt und ihre Haltung,
als durch die Zeit, in der sie erschienen — vier Jahre vor Victor Hugo's Her-
nani und Dumas' Henri III. — die Aufmerksamkeit des Literaturhistorikers auf sich
zieh« müssen. Der Herausgeber, der sich Joseph Lcstrange nannte, wollte die¬
selben aus dem Spanischen einer jungen Schauspielerin übersetzt haben, die zu¬
letzt vor den Verfolgungen der Geistlichkeit nach England geflüchtet sein sollte.
Um die damals noch herrschende classische Critik zu verwirren, wurden sogar Ein¬
zelheiten über die angebliche Aufführung jener Stücke in Madrid angegeben,
und die Form des spanischen Dramas, mit Ausnahme des Verses, bis in's komische
Detail nachgeahmt. Sobald der Held oder die Heldin umgebracht ist, wendet
sich einer der Schauspieler — zuweilen der Umgebrachte selbst — mit einer Ver¬
beugung an's Publikum, und bittet im Namen des Autors für die Fehler des
Stückes um Verzeihung, ganz wie wir es vou Calderon her kennen.



Geb. I8V» in Paris, ließ sich »ach beendigtem Studium der Rechte als Advocar
aufnehme», ohne jedoch zu plaidiren, indem er es vorzog, sich der politischen Journalistik,
der Poesie und archäologischen Studien zuzuwenden. Ueber letztere berichtet er in seinen
Notes it'nu vo^ngo ü-ins W micli av I-r brause, 1836, und Notes o"un voxaAo et-ruf 1'ousst
,!o I^r'rcuroo, 1837. Nach der Julirevolution, als Graf d'Argout wieder in das Ministerium
trat, wurde er zunächst dessen CabiuctSscerctär, dann Secretär im HaudclSmiuistenum und
etwas später Burcanchcf im Ministerium des Seewesens. Als Bie et die von Guizot ge¬
schaffene Gcncraliuspcction der historischen Denkmäler 1835 abgab, übernahm M6rim6e diese
Stelle, gab sie aber 1837 an Vatout ab, und wurde wieder Bureauchef. — Von seinen
Schriften sind zu nennen: l'IlMtro <1v öl-u-a L^irl, oomoclionns espag-role, 1825; I>Ä vuula,
on olroix as poesiss illz'riciuss 1827; I^ueris, saeres keoäalss, 1828; Ol-roniquo to
-egnc: vliiutös IX. 1829; eine Novcllcusaimulnng: IVlosaisjuo 1833; zwei Romane- I^s
«loudlc- meprise 1833 und Colvmba 1840.
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[0209] Studien zur Geschichte der französischen Romantik. Theater der Clara Gazul. Dies Pseudonyme Werk von Prosper Mvrimve") enthält eine Reihe kleiner Dramen,, die sowohl dnrch ihren eigenthümlichen Inhalt und ihre Haltung, als durch die Zeit, in der sie erschienen — vier Jahre vor Victor Hugo's Her- nani und Dumas' Henri III. — die Aufmerksamkeit des Literaturhistorikers auf sich zieh« müssen. Der Herausgeber, der sich Joseph Lcstrange nannte, wollte die¬ selben aus dem Spanischen einer jungen Schauspielerin übersetzt haben, die zu¬ letzt vor den Verfolgungen der Geistlichkeit nach England geflüchtet sein sollte. Um die damals noch herrschende classische Critik zu verwirren, wurden sogar Ein¬ zelheiten über die angebliche Aufführung jener Stücke in Madrid angegeben, und die Form des spanischen Dramas, mit Ausnahme des Verses, bis in's komische Detail nachgeahmt. Sobald der Held oder die Heldin umgebracht ist, wendet sich einer der Schauspieler — zuweilen der Umgebrachte selbst — mit einer Ver¬ beugung an's Publikum, und bittet im Namen des Autors für die Fehler des Stückes um Verzeihung, ganz wie wir es vou Calderon her kennen. Geb. I8V» in Paris, ließ sich »ach beendigtem Studium der Rechte als Advocar aufnehme», ohne jedoch zu plaidiren, indem er es vorzog, sich der politischen Journalistik, der Poesie und archäologischen Studien zuzuwenden. Ueber letztere berichtet er in seinen Notes it'nu vo^ngo ü-ins W micli av I-r brause, 1836, und Notes o"un voxaAo et-ruf 1'ousst ,!o I^r'rcuroo, 1837. Nach der Julirevolution, als Graf d'Argout wieder in das Ministerium trat, wurde er zunächst dessen CabiuctSscerctär, dann Secretär im HaudclSmiuistenum und etwas später Burcanchcf im Ministerium des Seewesens. Als Bie et die von Guizot ge¬ schaffene Gcncraliuspcction der historischen Denkmäler 1835 abgab, übernahm M6rim6e diese Stelle, gab sie aber 1837 an Vatout ab, und wurde wieder Bureauchef. — Von seinen Schriften sind zu nennen: l'IlMtro <1v öl-u-a L^irl, oomoclionns espag-role, 1825; I>Ä vuula, on olroix as poesiss illz'riciuss 1827; I^ueris, saeres keoäalss, 1828; Ol-roniquo to -egnc: vliiutös IX. 1829; eine Novcllcusaimulnng: IVlosaisjuo 1833; zwei Romane- I^s «loudlc- meprise 1833 und Colvmba 1840. Grenzboten.it. 1850. 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/209>, abgerufen am 29.06.2024.