Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band."Wird uns auch bald das Meer von unserem Vaterlande trennen, unsere Arme Männer, wir glauben, daß ihr die Heimath nicht vergessen werdet! Im Jahr 1836 diente Ihr Correspondent selbst in einem ungarischen Hu¬ Kleine Briefe und Notizen. Aus Berlin. Achtzehuhundcrt nennnndvicrzig! -- So zeigt uns der Kalender. Mit Ja, verschwunden ist das Jahr 1848, und mit ihm alle seine Consequenzen ^ 30-
„Wird uns auch bald das Meer von unserem Vaterlande trennen, unsere Arme Männer, wir glauben, daß ihr die Heimath nicht vergessen werdet! Im Jahr 1836 diente Ihr Correspondent selbst in einem ungarischen Hu¬ Kleine Briefe und Notizen. Aus Berlin. Achtzehuhundcrt nennnndvicrzig! — So zeigt uns der Kalender. Mit Ja, verschwunden ist das Jahr 1848, und mit ihm alle seine Consequenzen ^ 30-
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„Wird uns auch bald das Meer von unserem Vaterlande trennen, unsere
Herzen werden immer bei demselben weilen, und sollte es zu neuem Kampfe un¬
serer Hilfe bedürfen, dann kehren wir freudig zurück," so versichern sie.
Arme Männer, wir glauben, daß ihr die Heimath nicht vergessen werdet!
Das heiße Blut der Magyaren wird schlecht passen zu der calculireudcn Bedäch¬
tigkeit in Unkle Sam'S Land. Ihr seid die bravste» Soldaten der Welt; werdet
ihr anch fleißige Holzhauer sein? —
Im Jahr 1836 diente Ihr Correspondent selbst in einem ungarischen Hu¬
sarenregiment, nnter den Verbannten fand ich Freunde und Kameraden aus jener
Zeit. Diese noch einmal wiederzusehn war ich nach Hamburg gereist. — Sie
mögen daraus abnehmen, daß die Gefühle der Rührung und Theilnahme, welche
die Flüchtigen dem gutherzigen Bürger von Hamburg einflößen, bei mir noch un¬
gleich stärker und schmerzlicher sind. Was ich Ihnen hier flüchtig mittheile, ist
vielleicht unbedeutend, es sind aber wenigstens die treu nacherzählte» Worte von
Mättnern, an denen ich ein persönliches Interesse nehme.
Kleine Briefe und Notizen.
Aus Berlin. Achtzehuhundcrt nennnndvicrzig! — So zeigt uns der Kalender. Mit
nicht minderer Zuverlässigkeit thut er dar, daß uns nur dreihundert fünfundsechzig Tage
von der heutigen Wiederkehr des vorjährigen Tages trennen! Wer das in Berlin be¬
greifen will, muß nothwendig jedesmal zum Kalender greifen. Noch haben wir die
wahrhaft colossalen Redensarten vor Angen, die aus den schwabacher Lettern der im¬
mensen Plakate quollen, womit Straßenecken, öffentliche Gebäude, Laternenpsähle und
Bäume überdeckt waren; noch tönt das wüthende Geschrei der „Zelten-Vereine" in
unsern betäubten Ohren; »och thun uns die Nippen weh, die wir aus dem Gedränge
des Lindenklubs kaum unbeschädigt retteten; noch wirbelt uns der Verstand von der
ausgebeuteten Logik der unzähligen Volksversammlungen; noch sehen wir im Club der
emancipirten Frauen den Volkssührcr Held mit seinem theatergeschichtlich gewordenen
Bart auf der Tribune, der Cigarren rauchenden Frau Vorstand Mars el recke gegen¬
über; noch hören wir von derselben Tribune herab das beredte und etwas geniale Fräu¬
lein Lenz die „gefallenen Mädchen" zu ihrem Bunde dringend einladen, weil „diese
ihr die liebsten ron Allen seien;" noch hören wir die Relation ihrer Unterredung mit
dem Grafen Schlippcnbach — nud gehen wir jetzt an dem, nun so stillen, friedlichen
Hause vorüber, so werden wir unwillkürlich versucht, hinein zu treten, um einen Augen¬
blick Zeuge des Skandals zu sein, denn unbegreiflich ist es uns, wie das Alles so
plötzlich ganz und gar verschwinden konnte, nachdem wir Alles doch selbst mit eigenen
Augen gesehen. —
Ja, verschwunden ist das Jahr 1848, und mit ihm alle seine Consequenzen ^
bis aus die Erinnerung.
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