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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.

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eifrig und theilnehmend, es begreift schnell, empfindet tief; freilich ist es in vie¬
len Sachen noch roh und kindlich, desto besser für die czechischen Dramatiker, sie
können sich das Publikum heranbilden! Jetzt erblüht dem czechischen Drama durch
Erbannnq eines Nationaltheaters eine neue Aera.




Eine dänische Staatsschrift.

C. F> Wegener, Ueber das wahre Verhältniß des Herzogs von Augustenburg
zum Holsteinischen Aufruhr. 2. Aufl. Kopenhagen, Reitzcl.

Als beim Beginn des vorjährigen Krieges der Herzog von Augustenburg seine
Güter verlassen mußte, legten die Dänen auf die Papiere Beschlag, welche er
daselbst zurückließ. Auf die Kenntniß - dieser Papiere gestützt, behauptete der
dänische Minister der auswärtigen Angelegenheiten öffentlich, daß "der Auf¬
ruhr in Holstein vornehmlich von herrschsüchtigen und pflichtvergessenen, dem Kö-
nigshause nahestehenden Fürsten hervorgerufen und geleitet worden sei." Diese
Behauptung bezeichnete der Herzog von Augustenburg ebenso öffentlich als eine
Verleumdung. Dadurch bewogen, hat die dänische Regierung den Etatsrath We¬
gener veranlaßt, durch einen Auszug ans jenen Papieren die Anklage gegen den,
Herzog näher zu begründen.

Als Resultat einer unbefangenen Prüfung derselben ergibt sich folgendes.
!) Die Augnstenburgischeu Brüder hatten im Anfang ihr Augenmerk weniger aus
den Sonderbesitz der Herzogthümer, als auf eine Succession im gesammten König¬
reich gerichtet, und es finden sich auch später, als die deutsche Bewegung schon
ausgebrochen war, hinreichende Spuren, die es wahrscheinlich machen, der Herzog
würde sich eine Aenderung im dänischen Thronfolgerecht, die ihm den Besitz des
Ganzen verschafft hätte, ganz wohl haben gefallen lassen. -- Worüber wir uns
nicht wundern. 2) Die Zeitungsagitation, theils .in den Schleswig - Holsteinschen
Lokalblättern, theils in der deutschen Presse, fand in dem Herzog ihren Mittel¬
punkt; theils hat er selber vieles geschrieben, theils die Operationen seiner Agen¬
ten geleitet. -- Daß sich diejenigen Schriftsteller, welche nicht aus dynastischen,
sondern aus patriotischen Gründen der Sache annehmen, ebenfalls an das aner¬
kannte Haupt der Partei anschlössen, hat nichts befremdliches, y Der Herzog
hat im Anfang auf den dänischen Hos durch Entfaltung streng antidemokratischer
Grundsätze zu wirken gesucht, und daß diese Grundsätze anch wirklich diejenigen waren,
die mit seiner Gesinnung am besten übereinstimmten, dafür sprechen vielfache Aeu-
ßerungen in seinen Papieren. -- Daß er später diese antidemokratische Richtung
weniger hat hervortreten lassen, ist gleichfalls natürlich.


eifrig und theilnehmend, es begreift schnell, empfindet tief; freilich ist es in vie¬
len Sachen noch roh und kindlich, desto besser für die czechischen Dramatiker, sie
können sich das Publikum heranbilden! Jetzt erblüht dem czechischen Drama durch
Erbannnq eines Nationaltheaters eine neue Aera.




Eine dänische Staatsschrift.

C. F> Wegener, Ueber das wahre Verhältniß des Herzogs von Augustenburg
zum Holsteinischen Aufruhr. 2. Aufl. Kopenhagen, Reitzcl.

Als beim Beginn des vorjährigen Krieges der Herzog von Augustenburg seine
Güter verlassen mußte, legten die Dänen auf die Papiere Beschlag, welche er
daselbst zurückließ. Auf die Kenntniß - dieser Papiere gestützt, behauptete der
dänische Minister der auswärtigen Angelegenheiten öffentlich, daß „der Auf¬
ruhr in Holstein vornehmlich von herrschsüchtigen und pflichtvergessenen, dem Kö-
nigshause nahestehenden Fürsten hervorgerufen und geleitet worden sei." Diese
Behauptung bezeichnete der Herzog von Augustenburg ebenso öffentlich als eine
Verleumdung. Dadurch bewogen, hat die dänische Regierung den Etatsrath We¬
gener veranlaßt, durch einen Auszug ans jenen Papieren die Anklage gegen den,
Herzog näher zu begründen.

Als Resultat einer unbefangenen Prüfung derselben ergibt sich folgendes.
!) Die Augnstenburgischeu Brüder hatten im Anfang ihr Augenmerk weniger aus
den Sonderbesitz der Herzogthümer, als auf eine Succession im gesammten König¬
reich gerichtet, und es finden sich auch später, als die deutsche Bewegung schon
ausgebrochen war, hinreichende Spuren, die es wahrscheinlich machen, der Herzog
würde sich eine Aenderung im dänischen Thronfolgerecht, die ihm den Besitz des
Ganzen verschafft hätte, ganz wohl haben gefallen lassen. — Worüber wir uns
nicht wundern. 2) Die Zeitungsagitation, theils .in den Schleswig - Holsteinschen
Lokalblättern, theils in der deutschen Presse, fand in dem Herzog ihren Mittel¬
punkt; theils hat er selber vieles geschrieben, theils die Operationen seiner Agen¬
ten geleitet. — Daß sich diejenigen Schriftsteller, welche nicht aus dynastischen,
sondern aus patriotischen Gründen der Sache annehmen, ebenfalls an das aner¬
kannte Haupt der Partei anschlössen, hat nichts befremdliches, y Der Herzog
hat im Anfang auf den dänischen Hos durch Entfaltung streng antidemokratischer
Grundsätze zu wirken gesucht, und daß diese Grundsätze anch wirklich diejenigen waren,
die mit seiner Gesinnung am besten übereinstimmten, dafür sprechen vielfache Aeu-
ßerungen in seinen Papieren. — Daß er später diese antidemokratische Richtung
weniger hat hervortreten lassen, ist gleichfalls natürlich.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279025/512>, abgerufen am 05.02.2025.