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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.

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fiel -- ein Mann, der, wenn er seinen Gegner getödtet hätte, wie dies sein an¬
gelegter Plan war, gemäß den Gesetzen Englands, wegen begangenen Mordes
verurtheilt sein würde -- wenn solch ein Mann im Tode Ehrenbezeugungen erhielt,
die weit größer waren, als die, welche England dem Helden Nelson zollte.


F...r,


Preußische Briefe.



Eilfter Vries.
Für den König oder für das Parlament.

Wir, die wir, j-t-er einzeln, dir qlcich sind, zusammen ober
viel mehr als du. wir schwören dir Treue, wenn d" unsere
Recht- und Freiheiten wahren wirst; or> nicht, nicht!'

ÄlildizunKScid der Aras-ncsischc" Sta'ibi.

Der Tag der Entscheidung rückt heran. Nach der Erklärung, welche der
preußische Ministerpräsident, Graf Brandenburg, in der zweiten Kammer ab¬
gegeben hat, ist nicht länger daran zu zweifeln, daß die letzte Hoffnung, welche
die deutsche Nationalversammlung ans einen äußern, offiziellen Schutz gesetzt
hat, aufgegeben werden muß. Preußen will lieber, wie bisher, der gehorsame
Knecht zweier Herren, Rußlands und Oestreichs, bleiben, und ihre gelegentlichen
Fußtritte in Demuth und Gelassenheit hinnehmen, als sich mit der Kühnheit,
ihm seine ganze Geschichte als eigentlichen Beruf vorzeichnet, an die Spitze
eines freien Volkes zu stellen. Wir gestehen, daß die Erklärung des Grafen
Brandenburg, die Nationalversammlung habe "leider, leider" die Ansprüche
der Regierungen "ganz, ganz" unberücksichtigt gelassen, und daraus könne "nie¬
mals" etwas Gutes werden, "niemals, niemals, niemals!", wir gestehen,
daß uns diese Redensarten weniger überrascht haben, als der Zusatz des Herrn
> Manteuffel. Denn in jenen Worten lag nichts, als das Erstaunen des
alten Militärs, daß eine Versammlung bürgerlichen Volks, wenn Se. Majestät
geruhten, sich mit ihm überhaupt in Unterhandlungen einzulassen, nicht sofort in
freudiger Devotion aufspringt und für die allerhöchste Huld den unterthänigsten
Dank ausspricht. Der gute Graf soll bei seiner Ernennung gegen den König
selber ausgesprochen haben, daß er von Politik nichts verstehe; schadet nichts, soll
wan ihm geantwortet haben, du verstehst dich wenigstens auf Disciplin. Wenn
nun so ein Mann sehn muß, daß jenes bürgerliche Volk die allerhöchste Willens¬
äußerung seines Königs und Herrn "ganz, ganz" unberücksichtigt läßt, so ist


fiel — ein Mann, der, wenn er seinen Gegner getödtet hätte, wie dies sein an¬
gelegter Plan war, gemäß den Gesetzen Englands, wegen begangenen Mordes
verurtheilt sein würde — wenn solch ein Mann im Tode Ehrenbezeugungen erhielt,
die weit größer waren, als die, welche England dem Helden Nelson zollte.


F...r,


Preußische Briefe.



Eilfter Vries.
Für den König oder für das Parlament.

Wir, die wir, j-t-er einzeln, dir qlcich sind, zusammen ober
viel mehr als du. wir schwören dir Treue, wenn d» unsere
Recht- und Freiheiten wahren wirst; or> nicht, nicht!'

ÄlildizunKScid der Aras-ncsischc» Sta'ibi.

Der Tag der Entscheidung rückt heran. Nach der Erklärung, welche der
preußische Ministerpräsident, Graf Brandenburg, in der zweiten Kammer ab¬
gegeben hat, ist nicht länger daran zu zweifeln, daß die letzte Hoffnung, welche
die deutsche Nationalversammlung ans einen äußern, offiziellen Schutz gesetzt
hat, aufgegeben werden muß. Preußen will lieber, wie bisher, der gehorsame
Knecht zweier Herren, Rußlands und Oestreichs, bleiben, und ihre gelegentlichen
Fußtritte in Demuth und Gelassenheit hinnehmen, als sich mit der Kühnheit,
ihm seine ganze Geschichte als eigentlichen Beruf vorzeichnet, an die Spitze
eines freien Volkes zu stellen. Wir gestehen, daß die Erklärung des Grafen
Brandenburg, die Nationalversammlung habe „leider, leider" die Ansprüche
der Regierungen „ganz, ganz" unberücksichtigt gelassen, und daraus könne „nie¬
mals" etwas Gutes werden, „niemals, niemals, niemals!", wir gestehen,
daß uns diese Redensarten weniger überrascht haben, als der Zusatz des Herrn
> Manteuffel. Denn in jenen Worten lag nichts, als das Erstaunen des
alten Militärs, daß eine Versammlung bürgerlichen Volks, wenn Se. Majestät
geruhten, sich mit ihm überhaupt in Unterhandlungen einzulassen, nicht sofort in
freudiger Devotion aufspringt und für die allerhöchste Huld den unterthänigsten
Dank ausspricht. Der gute Graf soll bei seiner Ernennung gegen den König
selber ausgesprochen haben, daß er von Politik nichts verstehe; schadet nichts, soll
wan ihm geantwortet haben, du verstehst dich wenigstens auf Disciplin. Wenn
nun so ein Mann sehn muß, daß jenes bürgerliche Volk die allerhöchste Willens¬
äußerung seines Königs und Herrn „ganz, ganz" unberücksichtigt läßt, so ist


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[0191] fiel — ein Mann, der, wenn er seinen Gegner getödtet hätte, wie dies sein an¬ gelegter Plan war, gemäß den Gesetzen Englands, wegen begangenen Mordes verurtheilt sein würde — wenn solch ein Mann im Tode Ehrenbezeugungen erhielt, die weit größer waren, als die, welche England dem Helden Nelson zollte. F...r, Preußische Briefe. Eilfter Vries. Für den König oder für das Parlament. Wir, die wir, j-t-er einzeln, dir qlcich sind, zusammen ober viel mehr als du. wir schwören dir Treue, wenn d» unsere Recht- und Freiheiten wahren wirst; or> nicht, nicht!' ÄlildizunKScid der Aras-ncsischc» Sta'ibi. Der Tag der Entscheidung rückt heran. Nach der Erklärung, welche der preußische Ministerpräsident, Graf Brandenburg, in der zweiten Kammer ab¬ gegeben hat, ist nicht länger daran zu zweifeln, daß die letzte Hoffnung, welche die deutsche Nationalversammlung ans einen äußern, offiziellen Schutz gesetzt hat, aufgegeben werden muß. Preußen will lieber, wie bisher, der gehorsame Knecht zweier Herren, Rußlands und Oestreichs, bleiben, und ihre gelegentlichen Fußtritte in Demuth und Gelassenheit hinnehmen, als sich mit der Kühnheit, ihm seine ganze Geschichte als eigentlichen Beruf vorzeichnet, an die Spitze eines freien Volkes zu stellen. Wir gestehen, daß die Erklärung des Grafen Brandenburg, die Nationalversammlung habe „leider, leider" die Ansprüche der Regierungen „ganz, ganz" unberücksichtigt gelassen, und daraus könne „nie¬ mals" etwas Gutes werden, „niemals, niemals, niemals!", wir gestehen, daß uns diese Redensarten weniger überrascht haben, als der Zusatz des Herrn > Manteuffel. Denn in jenen Worten lag nichts, als das Erstaunen des alten Militärs, daß eine Versammlung bürgerlichen Volks, wenn Se. Majestät geruhten, sich mit ihm überhaupt in Unterhandlungen einzulassen, nicht sofort in freudiger Devotion aufspringt und für die allerhöchste Huld den unterthänigsten Dank ausspricht. Der gute Graf soll bei seiner Ernennung gegen den König selber ausgesprochen haben, daß er von Politik nichts verstehe; schadet nichts, soll wan ihm geantwortet haben, du verstehst dich wenigstens auf Disciplin. Wenn nun so ein Mann sehn muß, daß jenes bürgerliche Volk die allerhöchste Willens¬ äußerung seines Königs und Herrn „ganz, ganz" unberücksichtigt läßt, so ist

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/191>, abgerufen am 15.01.2025.