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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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büles hatte sich aus den Logenreihen und dem Parterre eine Rechte, Linke und
ein Centrum gebildet, welche die ällerergötzlichsten Kämpfe mit einander ausführten,
die in der That hänfig die Leistungen der Darsteller auf der Bühne ganz in den
Hintergrund drängten. Aber alle diese kleinen Blitze des ehemaligen Esprit der
Weltstadt sind mit der Aschermittwoch erloschen und I'in-is 8'en"nie. Ich könnte
Ihnen noch mancherlei erzählen von den Feierlichkeiten am Jahrestag der Februar¬
revolution, von welchen kein Mensch etwas gewahr worden ist, von den Mördern
des Generals Brea, die in nächster Woche erschossen werden sollen, von der Fürstin
Demidoff, welche in ihrem Rcz de Chaussee Parforcejagden anstellt, und von dem
ungeheuren Korb, den sich der Prinz Napoleon Louis bei Msss. Condes, der reich¬
sten Erbin in der Welt, geholt haben soll -- aber ich fürchte, das Alles wissen
Sie entweder theilweise oder begehren gar nicht, es zu erfahren. Auch daß die
Sidi-Buaziz-Ben-Gannah in Algerien sich erhoben und allsogleich eine tüchtige
Niederlage erlitten haben, kann Sie, dessen Augen jetzt an ganz andern Kriegs¬
schauplätzen hängen, wenig interessiren. Auch wir hier blicken gespannt nach Un¬
garn, Italien und Dänemark; von ersteren Land haben wir durch die vielen
Emissäre Kossuths, welche sich hier aufhalten, stets die neuesten Nachrichten, aber
freilich nur in magyarischem Sinn. An den Krieg mit Dänemark glauben wir
noch nicht recht, und nur Italien ist der Stein, an welchem der allgemeinen Mei¬
nung hier zu Lande nach, die Berechnungen der Politiker kläglich zerschellen dürften.
Mit Deutschland wird Frankreich aber vorerst nicht in Krieg verwickelt werden --
glauben Sie mir das und erzählen Sie es kühnlich nach. Ich kann Ihnen kaum
beschreiben, wie außerordentlich friedfertig unsere Staatsmänner gesinnt, wie sehr
die Truppen einem italienischen oder deutschen Kriege abhold sind. Gestern noch
sagte mir mein braver Mr. Lefebre, nachdem er mir alle Chancen für und wider
an den Fingern hergezählt hatte: -- uns n'-^e!- nus neur, co n'est n"s in l?nenne
qui oso 8u>,nrimer la ^cuno liberte d'un peujile--ulutüt unit it eeniser eos I)--
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H. "A. clioucrcmt et la Korne liiere. --




Gin Fest französischer Holzhauer in der Walachei ).



Die Moldau und Walachei enthält so ungeheure Eichenwälder, daß selbst die
nachlässigste Forstwirthschaft noch nicht vermochte, sie einigermaßen zu lichten.
Obwohl die großen Holzhändler von Constantinopel hier bedeutende Einkäufe ma-



*) Nach dem Moldau-Walachischen Album des Generalconsul Ritter Billecocq.

büles hatte sich aus den Logenreihen und dem Parterre eine Rechte, Linke und
ein Centrum gebildet, welche die ällerergötzlichsten Kämpfe mit einander ausführten,
die in der That hänfig die Leistungen der Darsteller auf der Bühne ganz in den
Hintergrund drängten. Aber alle diese kleinen Blitze des ehemaligen Esprit der
Weltstadt sind mit der Aschermittwoch erloschen und I'in-is 8'en»nie. Ich könnte
Ihnen noch mancherlei erzählen von den Feierlichkeiten am Jahrestag der Februar¬
revolution, von welchen kein Mensch etwas gewahr worden ist, von den Mördern
des Generals Brea, die in nächster Woche erschossen werden sollen, von der Fürstin
Demidoff, welche in ihrem Rcz de Chaussee Parforcejagden anstellt, und von dem
ungeheuren Korb, den sich der Prinz Napoleon Louis bei Msss. Condes, der reich¬
sten Erbin in der Welt, geholt haben soll — aber ich fürchte, das Alles wissen
Sie entweder theilweise oder begehren gar nicht, es zu erfahren. Auch daß die
Sidi-Buaziz-Ben-Gannah in Algerien sich erhoben und allsogleich eine tüchtige
Niederlage erlitten haben, kann Sie, dessen Augen jetzt an ganz andern Kriegs¬
schauplätzen hängen, wenig interessiren. Auch wir hier blicken gespannt nach Un¬
garn, Italien und Dänemark; von ersteren Land haben wir durch die vielen
Emissäre Kossuths, welche sich hier aufhalten, stets die neuesten Nachrichten, aber
freilich nur in magyarischem Sinn. An den Krieg mit Dänemark glauben wir
noch nicht recht, und nur Italien ist der Stein, an welchem der allgemeinen Mei¬
nung hier zu Lande nach, die Berechnungen der Politiker kläglich zerschellen dürften.
Mit Deutschland wird Frankreich aber vorerst nicht in Krieg verwickelt werden —
glauben Sie mir das und erzählen Sie es kühnlich nach. Ich kann Ihnen kaum
beschreiben, wie außerordentlich friedfertig unsere Staatsmänner gesinnt, wie sehr
die Truppen einem italienischen oder deutschen Kriege abhold sind. Gestern noch
sagte mir mein braver Mr. Lefebre, nachdem er mir alle Chancen für und wider
an den Fingern hergezählt hatte: — uns n'-^e!- nus neur, co n'est n»s in l?nenne
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Gin Fest französischer Holzhauer in der Walachei ).



Die Moldau und Walachei enthält so ungeheure Eichenwälder, daß selbst die
nachlässigste Forstwirthschaft noch nicht vermochte, sie einigermaßen zu lichten.
Obwohl die großen Holzhändler von Constantinopel hier bedeutende Einkäufe ma-



*) Nach dem Moldau-Walachischen Album des Generalconsul Ritter Billecocq.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/516>, abgerufen am 22.12.2024.