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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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Literarische Novitäten.

15) "Fährmann, hol über!" Bilder in festen Umrissen. Berlin, Besser.

Der Verfasser sucht in novellistischer Form darzustellen, daß die Reichen, nament¬
lich die Adligen, übermäßig glücklich, die Armen übermäßig unglücklich sind und daß
auch wohlgesinnte Edelleute, die den Armen Gutes thun, doch nicht so recht, wie sie
sollten, für dieselben suhlen. Es ist also ein zeitgemäßer Stoff.

16) Der Mensch und die Schönheit. Neue Grundlegung der Wissenschaft
vom Schönen und der Kunst. Von Anton Gubitz. Berlin, Vereinsbuch-
handlnng.

Der Verfasser hat das Streben: "den Anatme-Faden zu finden, der aus dem La-
byrinth abstrakter Spekulationen zu leiten und die Kunst wie die Wissenschaft mit
dem lebendigen Dasein des Menschen, mit seinem thätigen Schaffen, seinem geschicht¬
lichen Werden in der Lebenswirklichkeit neu zu verbinden vermöchte." Er findet die
Lösung in Feuerbachs Philosophie. "Der wahre Inhalt des Vollkommenen, des
Typischen, Gattunglichen (des menschlichen Begriffs vom Wesen), der wahre Inhalt
der Vernunft (der menschlichen Fähigkeit, die Wahrnehmung des Verstandes und der
Sinne zu einigen), der wahre Inhalt der Vorstellung eines Ideals und eines Got¬
tes (der Liebesphantasie des menschlichen Gemüths) hat sich ausgewiesen als mensch¬
liches Wesen, dessen Gesammtbegriff in seiner Wahrheit und Wirklichkeit die menschliche
Gattung ist. Das Geheimniß des Schönen ist das Geheimniß der mensch¬
lichen Liebe. Der Mensch trägt sein eigenes Wesen in die Erschei-
nungen der Natur und schaut diese in Uebereinstimmung mit sei¬
nem Wesen als schöne Erscheinungen an. Das menschliche Wesen ist
Inhalt und Gegenstand der menschlichen Liebe, die Liebe diejenige
Empfindung, welcher die Empfindung des Schönen entkeimt."

Dieses Princip ist ziemlich allgemein gehalten. Allgemeine Gesichtspunkte haben
wir nach gerade genug; die Theorie -- d. h. eigentlich, die Kritik -- kann nur noch
etwas leisten, wenn sie sich im Cvncretcn hält, wie Bischer in seiner Aesthetik.

17) Germania. Archiv zur Kenntniß des deutschen Elements in allen Ländern
der Erde. Herausgegeben von Stricker. 2 Bd. Frankfurt a. M., Brönner.

Wir haben hier zum Theil werthvolle, zum Theil auch ziemlich unerhebliche Notizen
über deutsche Verhältnisse im Ausland, wie sie eine zufällige Blumenlese mit sich bringt,
sowohl aus der Geschichte, als der gegenwärtigen Statistik. Z. B. Uebersicht der ge¬
genwärtigen Brüdergemeinden, Skizzen aus dem Leben der Deutsche" in Ungarn, Be-
völkerungsverhältnissc der Provinz Posen, Sprach- und Nationalitätsverhältnisse in
Böhmen, die deutschen Kolonien an der Wolga, die Mennoniten am schwarzen Meere,
die Deutschen in Posen u. s. w. Reichhaltig genug ist die Sammlung und in einem
rühmlichen Interesse für deutsches Wesen gehalten. Es sind auch mehrere Original-
artikcl darin, z, B. die Deutschen in Portugal, von Prof. Kunstmann, und die Be¬
arbeitung der übrigen ist überall zweckmäßig.


Literarische Novitäten.

15) „Fährmann, hol über!" Bilder in festen Umrissen. Berlin, Besser.

Der Verfasser sucht in novellistischer Form darzustellen, daß die Reichen, nament¬
lich die Adligen, übermäßig glücklich, die Armen übermäßig unglücklich sind und daß
auch wohlgesinnte Edelleute, die den Armen Gutes thun, doch nicht so recht, wie sie
sollten, für dieselben suhlen. Es ist also ein zeitgemäßer Stoff.

16) Der Mensch und die Schönheit. Neue Grundlegung der Wissenschaft
vom Schönen und der Kunst. Von Anton Gubitz. Berlin, Vereinsbuch-
handlnng.

Der Verfasser hat das Streben: „den Anatme-Faden zu finden, der aus dem La-
byrinth abstrakter Spekulationen zu leiten und die Kunst wie die Wissenschaft mit
dem lebendigen Dasein des Menschen, mit seinem thätigen Schaffen, seinem geschicht¬
lichen Werden in der Lebenswirklichkeit neu zu verbinden vermöchte." Er findet die
Lösung in Feuerbachs Philosophie. „Der wahre Inhalt des Vollkommenen, des
Typischen, Gattunglichen (des menschlichen Begriffs vom Wesen), der wahre Inhalt
der Vernunft (der menschlichen Fähigkeit, die Wahrnehmung des Verstandes und der
Sinne zu einigen), der wahre Inhalt der Vorstellung eines Ideals und eines Got¬
tes (der Liebesphantasie des menschlichen Gemüths) hat sich ausgewiesen als mensch¬
liches Wesen, dessen Gesammtbegriff in seiner Wahrheit und Wirklichkeit die menschliche
Gattung ist. Das Geheimniß des Schönen ist das Geheimniß der mensch¬
lichen Liebe. Der Mensch trägt sein eigenes Wesen in die Erschei-
nungen der Natur und schaut diese in Uebereinstimmung mit sei¬
nem Wesen als schöne Erscheinungen an. Das menschliche Wesen ist
Inhalt und Gegenstand der menschlichen Liebe, die Liebe diejenige
Empfindung, welcher die Empfindung des Schönen entkeimt."

Dieses Princip ist ziemlich allgemein gehalten. Allgemeine Gesichtspunkte haben
wir nach gerade genug; die Theorie — d. h. eigentlich, die Kritik — kann nur noch
etwas leisten, wenn sie sich im Cvncretcn hält, wie Bischer in seiner Aesthetik.

17) Germania. Archiv zur Kenntniß des deutschen Elements in allen Ländern
der Erde. Herausgegeben von Stricker. 2 Bd. Frankfurt a. M., Brönner.

Wir haben hier zum Theil werthvolle, zum Theil auch ziemlich unerhebliche Notizen
über deutsche Verhältnisse im Ausland, wie sie eine zufällige Blumenlese mit sich bringt,
sowohl aus der Geschichte, als der gegenwärtigen Statistik. Z. B. Uebersicht der ge¬
genwärtigen Brüdergemeinden, Skizzen aus dem Leben der Deutsche» in Ungarn, Be-
völkerungsverhältnissc der Provinz Posen, Sprach- und Nationalitätsverhältnisse in
Böhmen, die deutschen Kolonien an der Wolga, die Mennoniten am schwarzen Meere,
die Deutschen in Posen u. s. w. Reichhaltig genug ist die Sammlung und in einem
rühmlichen Interesse für deutsches Wesen gehalten. Es sind auch mehrere Original-
artikcl darin, z, B. die Deutschen in Portugal, von Prof. Kunstmann, und die Be¬
arbeitung der übrigen ist überall zweckmäßig.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/84>, abgerufen am 24.12.2024.