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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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liebe Seele; und der germanische Gesang wecke für die Prosa des Lebens die göttliche
Begeisterung. Ungesetzliche Mittel verschmähet unser deutscher Charakter -- diesen oben
angegebenen wollen wir aber vertrauen und sie ernstlich pflegen.

Bei dem Allem suhlen wir, daß wir ohne fortdauernde Verbindung mit Deutsch¬
land nicht bestehen können. Es ist uns schon Stärkung, zu wissen, daß das Mut¬
terland auf uns schauet; es ist uns Labsal im ermüdenden Kampfe zu denken, daß
Tausende deutscher Jünglinge uns ihren Beifall schenken. Noch ist's nicht am Un¬
tergehen! -- Noch hoffen wir ans das große nun verbundene Deutschland, es werde
auch sür uns sorgen. Wir hoffen auf Euch, ihr Bruder! wenn Ihr das Heft und
das Ruder dereinst in die Hände bekommt, in welchem Wege immer, Ihr würdet
uns Liebe, wie sie auch heiße, beweisen. Am meisten trauen wir auf unsere Selbst-
ermannung, die überall Schwert und Schild ist. So wir uns selbst nicht verlasse",
muß Gott uns helfen. --

Einige der Unsrigen sind in diesem schweren Jahre bei Euch gewesen. Ihr habt
sie geliebt und in Ehren gehalten. Zum Zeichen hiefür haben wir Eurer in unserer
Versammlung, als treue Brüder, in Ehren gedacht und beschlossen, es auch schriftlich
zu thun. Es wird Euch freuen zu vernehmen, daß wir hart bedrängt zwar, aber
muthvoll sind; es wird euch unsere Versicherung freuen, daß wir bleiben wollen mit
Aufbietung aller Kraft, ein ehrlich deutsches Volk. Kommen unsere Brüder zu Euch,
so lasset sie ferner Euch empfohlen sein. Kommen die Eurigen zu uns, sie sollen die
Unsrigen sein. Lasset uns Gemeinschaft mit einander haben als Kinder Einer Mutter.
Darum theilet mit, was uns stärken und veredeln kann, Ihr, die Ihr beisammen seid
und ein Volk! Wir Getrennte durch Hunderte von Meilen jubeln über jegliche gute
Nachricht aus dem gemeinsamen Vaterhause, Euer Glück und Stolz ist der unsrige,
wenn wir den Segen davon auch mir mittelbar genießen. Deutschlands Einheit haben
auch wir gefeiert und Arndt's Lied ertönt in allen Kreisen.

Gott aber erhalte dem auferstandenen Deutschland

Mit diesen Worten, die Euch Glücklichen vielleicht zu lang, uns Gepreßten aber
noch zu kurz waren, bieten wir Euch Gruß, Kuß und Händedruck zum Lebewohl.

Der deutsche Jugendbund in Siebenbürgen ans seiner ersten Versammlung in
Medwisch den 15. August 1848.


Obmann: Stephan Ludwig Uoth,
evang. Pfarrer in Meschen bei Medwisch.
M. Fchenker. "t. jnr.
Ausschußmitglied und Schriftführer.

Anm. der Red. Eine Adresse ähnlichen Inhalts ist an die Frankfurter Na¬
tionalversammlung erlassen. Die Sache verdient ernsthafte Erwägung. Dentschland
kann einem fremden Staat -- wenn es zu der Bildung desselben kommen sollte, in
Beziehung aus seine eignen Bürger keine Vorschriften machen. Die Deutschen in Sie¬
benbürgen können nur Schutz finden in einem freien Oestreich, das allen Nationalitäten
gleiche Rechte garantirt. Dieses zu erhalten, ist jetzt noch der letzte entscheidende Tag.
Mögen die Deutschen in Siebenbürgen sich klar werden über die Rolle, die sie in dem
ausbrechenden Völkerkämpfe zu spielen haben. , ,




10*

liebe Seele; und der germanische Gesang wecke für die Prosa des Lebens die göttliche
Begeisterung. Ungesetzliche Mittel verschmähet unser deutscher Charakter — diesen oben
angegebenen wollen wir aber vertrauen und sie ernstlich pflegen.

Bei dem Allem suhlen wir, daß wir ohne fortdauernde Verbindung mit Deutsch¬
land nicht bestehen können. Es ist uns schon Stärkung, zu wissen, daß das Mut¬
terland auf uns schauet; es ist uns Labsal im ermüdenden Kampfe zu denken, daß
Tausende deutscher Jünglinge uns ihren Beifall schenken. Noch ist's nicht am Un¬
tergehen! — Noch hoffen wir ans das große nun verbundene Deutschland, es werde
auch sür uns sorgen. Wir hoffen auf Euch, ihr Bruder! wenn Ihr das Heft und
das Ruder dereinst in die Hände bekommt, in welchem Wege immer, Ihr würdet
uns Liebe, wie sie auch heiße, beweisen. Am meisten trauen wir auf unsere Selbst-
ermannung, die überall Schwert und Schild ist. So wir uns selbst nicht verlasse»,
muß Gott uns helfen. —

Einige der Unsrigen sind in diesem schweren Jahre bei Euch gewesen. Ihr habt
sie geliebt und in Ehren gehalten. Zum Zeichen hiefür haben wir Eurer in unserer
Versammlung, als treue Brüder, in Ehren gedacht und beschlossen, es auch schriftlich
zu thun. Es wird Euch freuen zu vernehmen, daß wir hart bedrängt zwar, aber
muthvoll sind; es wird euch unsere Versicherung freuen, daß wir bleiben wollen mit
Aufbietung aller Kraft, ein ehrlich deutsches Volk. Kommen unsere Brüder zu Euch,
so lasset sie ferner Euch empfohlen sein. Kommen die Eurigen zu uns, sie sollen die
Unsrigen sein. Lasset uns Gemeinschaft mit einander haben als Kinder Einer Mutter.
Darum theilet mit, was uns stärken und veredeln kann, Ihr, die Ihr beisammen seid
und ein Volk! Wir Getrennte durch Hunderte von Meilen jubeln über jegliche gute
Nachricht aus dem gemeinsamen Vaterhause, Euer Glück und Stolz ist der unsrige,
wenn wir den Segen davon auch mir mittelbar genießen. Deutschlands Einheit haben
auch wir gefeiert und Arndt's Lied ertönt in allen Kreisen.

Gott aber erhalte dem auferstandenen Deutschland

Mit diesen Worten, die Euch Glücklichen vielleicht zu lang, uns Gepreßten aber
noch zu kurz waren, bieten wir Euch Gruß, Kuß und Händedruck zum Lebewohl.

Der deutsche Jugendbund in Siebenbürgen ans seiner ersten Versammlung in
Medwisch den 15. August 1848.


Obmann: Stephan Ludwig Uoth,
evang. Pfarrer in Meschen bei Medwisch.
M. Fchenker. «t. jnr.
Ausschußmitglied und Schriftführer.

Anm. der Red. Eine Adresse ähnlichen Inhalts ist an die Frankfurter Na¬
tionalversammlung erlassen. Die Sache verdient ernsthafte Erwägung. Dentschland
kann einem fremden Staat — wenn es zu der Bildung desselben kommen sollte, in
Beziehung aus seine eignen Bürger keine Vorschriften machen. Die Deutschen in Sie¬
benbürgen können nur Schutz finden in einem freien Oestreich, das allen Nationalitäten
gleiche Rechte garantirt. Dieses zu erhalten, ist jetzt noch der letzte entscheidende Tag.
Mögen die Deutschen in Siebenbürgen sich klar werden über die Rolle, die sie in dem
ausbrechenden Völkerkämpfe zu spielen haben. , ,




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/83>, abgerufen am 25.12.2024.