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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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Nennung der Gesandten u. tgi. gehört -- besorgt der Buudesdirector, der König
von Preußen; seine Beamten sind dem ans den Abgeordneten der Einzelstaaten
zusammengesetzten Reichsparlament verantwortlich. Im Uebrigen bleibt die Auto¬
nomie der einzelnen Staaten und ihrer Stände unangetastet; ihre Interessen ver¬
treten sie bei der Centralgewalt durch ständige Gesandsch after. Mit Oestreich
wird ein völkerrechtliches Schutz- und Trutzbündniß geschlossen.

Will man über dieses Provisoriuni, dessen weitere Entwickelung der Zeit an¬
heimzugeben wäre, Hinausgehen -- so suche man einen großen Krieg. Die Ein"
heit würde daraus hervorgehen, freilich anders, als unsere Phantasten es sich
vorstellen. Die Cultur würde darüber auf Jahre suspendirt bleiben, das fieber¬
hafte Zucken der neuen Geburt eine halbe Generation aufreiben. Eine Aussicht,
vor der zwar nicht unsere Winkelpolitiker, wohl aber die große Mehrheit der Na¬
tion zurückschrecken möchte, denen der phaötonische Flug unserer xr-nao pvlitiijue:
-Z-^. I^litt, unio et xervitt civitns nicht recht einleuchten will.




Offene Briefe.
IX.
An den Ncichstagsabgeordnrten Palacky in Kremjler.

Hochgeehrter Herr!

Ich richte dieses Schreiben an Sie, weil Sie der erste waren, der in der
Absenkung östreichischer Abgeordneten nach Frankfurt die Gefahr einer Auflösung
der östreichischen Monarchie erkannte, und weil die Situation, in welcher sich im
Augenblick Oestreich dem neu zu organisirenden Deutschland gegenüber befindet,
eine zweite Auflage jenes Märzficbers ist. Die Gefahr der Verhältnisse ruht jetzt
wie damals lediglich in der absichtlichen Unklarheit, die man darüber verbreitet.
Sollten Sie von Zeit zu Zeit den Grenzboten Ihre Aufmerksamkeit geschenkt ha¬
ben, so werden Sie gefunden haben, daß uns wenigstens ein scheues Vertuschen
der Gegensätze nicht vorzuwerfen ist. Auch diesmal will ich mich bemühen, was
zu sagen ist, unumwunden auszusprechen.

Es handelt sich nämlich um folgende Frage. Welches Interesse hat
Oestreich, in die politische Entwickelung Deutschlands fördernd
oder hemmend einzugreifen?

Stände die Sache noch so einfach, wie es nach der Abstimmung über ez§. 2
und 3 der Verfassung in der Paulskirche den Anschein hatte, daß nämlich nur
diejenigen Provinzen, welche mit einem andern Staat in keiner andern als (höch¬
stens) einer Personal-Union verbunden wären, zum deutschen Reich gezählt werden
dürften, so wäre die Sache seit der Unterdrückung der Octoberrevolution here its


Nennung der Gesandten u. tgi. gehört — besorgt der Buudesdirector, der König
von Preußen; seine Beamten sind dem ans den Abgeordneten der Einzelstaaten
zusammengesetzten Reichsparlament verantwortlich. Im Uebrigen bleibt die Auto¬
nomie der einzelnen Staaten und ihrer Stände unangetastet; ihre Interessen ver¬
treten sie bei der Centralgewalt durch ständige Gesandsch after. Mit Oestreich
wird ein völkerrechtliches Schutz- und Trutzbündniß geschlossen.

Will man über dieses Provisoriuni, dessen weitere Entwickelung der Zeit an¬
heimzugeben wäre, Hinausgehen — so suche man einen großen Krieg. Die Ein»
heit würde daraus hervorgehen, freilich anders, als unsere Phantasten es sich
vorstellen. Die Cultur würde darüber auf Jahre suspendirt bleiben, das fieber¬
hafte Zucken der neuen Geburt eine halbe Generation aufreiben. Eine Aussicht,
vor der zwar nicht unsere Winkelpolitiker, wohl aber die große Mehrheit der Na¬
tion zurückschrecken möchte, denen der phaötonische Flug unserer xr-nao pvlitiijue:
-Z-^. I^litt, unio et xervitt civitns nicht recht einleuchten will.




Offene Briefe.
IX.
An den Ncichstagsabgeordnrten Palacky in Kremjler.

Hochgeehrter Herr!

Ich richte dieses Schreiben an Sie, weil Sie der erste waren, der in der
Absenkung östreichischer Abgeordneten nach Frankfurt die Gefahr einer Auflösung
der östreichischen Monarchie erkannte, und weil die Situation, in welcher sich im
Augenblick Oestreich dem neu zu organisirenden Deutschland gegenüber befindet,
eine zweite Auflage jenes Märzficbers ist. Die Gefahr der Verhältnisse ruht jetzt
wie damals lediglich in der absichtlichen Unklarheit, die man darüber verbreitet.
Sollten Sie von Zeit zu Zeit den Grenzboten Ihre Aufmerksamkeit geschenkt ha¬
ben, so werden Sie gefunden haben, daß uns wenigstens ein scheues Vertuschen
der Gegensätze nicht vorzuwerfen ist. Auch diesmal will ich mich bemühen, was
zu sagen ist, unumwunden auszusprechen.

Es handelt sich nämlich um folgende Frage. Welches Interesse hat
Oestreich, in die politische Entwickelung Deutschlands fördernd
oder hemmend einzugreifen?

Stände die Sache noch so einfach, wie es nach der Abstimmung über ez§. 2
und 3 der Verfassung in der Paulskirche den Anschein hatte, daß nämlich nur
diejenigen Provinzen, welche mit einem andern Staat in keiner andern als (höch¬
stens) einer Personal-Union verbunden wären, zum deutschen Reich gezählt werden
dürften, so wäre die Sache seit der Unterdrückung der Octoberrevolution here its


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[0498] Nennung der Gesandten u. tgi. gehört — besorgt der Buudesdirector, der König von Preußen; seine Beamten sind dem ans den Abgeordneten der Einzelstaaten zusammengesetzten Reichsparlament verantwortlich. Im Uebrigen bleibt die Auto¬ nomie der einzelnen Staaten und ihrer Stände unangetastet; ihre Interessen ver¬ treten sie bei der Centralgewalt durch ständige Gesandsch after. Mit Oestreich wird ein völkerrechtliches Schutz- und Trutzbündniß geschlossen. Will man über dieses Provisoriuni, dessen weitere Entwickelung der Zeit an¬ heimzugeben wäre, Hinausgehen — so suche man einen großen Krieg. Die Ein» heit würde daraus hervorgehen, freilich anders, als unsere Phantasten es sich vorstellen. Die Cultur würde darüber auf Jahre suspendirt bleiben, das fieber¬ hafte Zucken der neuen Geburt eine halbe Generation aufreiben. Eine Aussicht, vor der zwar nicht unsere Winkelpolitiker, wohl aber die große Mehrheit der Na¬ tion zurückschrecken möchte, denen der phaötonische Flug unserer xr-nao pvlitiijue: -Z-^. I^litt, unio et xervitt civitns nicht recht einleuchten will. Offene Briefe. IX. An den Ncichstagsabgeordnrten Palacky in Kremjler. Hochgeehrter Herr! Ich richte dieses Schreiben an Sie, weil Sie der erste waren, der in der Absenkung östreichischer Abgeordneten nach Frankfurt die Gefahr einer Auflösung der östreichischen Monarchie erkannte, und weil die Situation, in welcher sich im Augenblick Oestreich dem neu zu organisirenden Deutschland gegenüber befindet, eine zweite Auflage jenes Märzficbers ist. Die Gefahr der Verhältnisse ruht jetzt wie damals lediglich in der absichtlichen Unklarheit, die man darüber verbreitet. Sollten Sie von Zeit zu Zeit den Grenzboten Ihre Aufmerksamkeit geschenkt ha¬ ben, so werden Sie gefunden haben, daß uns wenigstens ein scheues Vertuschen der Gegensätze nicht vorzuwerfen ist. Auch diesmal will ich mich bemühen, was zu sagen ist, unumwunden auszusprechen. Es handelt sich nämlich um folgende Frage. Welches Interesse hat Oestreich, in die politische Entwickelung Deutschlands fördernd oder hemmend einzugreifen? Stände die Sache noch so einfach, wie es nach der Abstimmung über ez§. 2 und 3 der Verfassung in der Paulskirche den Anschein hatte, daß nämlich nur diejenigen Provinzen, welche mit einem andern Staat in keiner andern als (höch¬ stens) einer Personal-Union verbunden wären, zum deutschen Reich gezählt werden dürften, so wäre die Sache seit der Unterdrückung der Octoberrevolution here its

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/498>, abgerufen am 24.12.2024.