Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.Neue Schriften aus der schönen Literatur. Franzosen und Deutsche. -- Das Buch der drei Schwestern. -- D!c Jünger Vo'rne'S. -- Joseph Rank. -- Die Idylle einst und jetzt. -- Eine Familie aus der ersten Gesellschaft. -- Die deutschen Auswanderer. -- Gerstäcker und S-alSfield. -- Bettina und ein Epigone. Es ist charakteristisch, wie in Deutschland von Jahr zu Jahr die Belle¬ Der letzte Meßkatalog hat für den Roman eine sehr geringe Ausbeute Von den uns eingesandten Büchern begrüßen wir in dem einen einen Neue Schriften aus der schönen Literatur. Franzosen und Deutsche. — Das Buch der drei Schwestern. — D!c Jünger Vo'rne'S. — Joseph Rank. — Die Idylle einst und jetzt. — Eine Familie aus der ersten Gesellschaft. — Die deutschen Auswanderer. — Gerstäcker und S-alSfield. — Bettina und ein Epigone. Es ist charakteristisch, wie in Deutschland von Jahr zu Jahr die Belle¬ Der letzte Meßkatalog hat für den Roman eine sehr geringe Ausbeute Von den uns eingesandten Büchern begrüßen wir in dem einen einen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0340" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184500"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Neue Schriften aus der schönen Literatur.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="argument"> Franzosen und Deutsche. — Das Buch der drei Schwestern. — D!c Jünger Vo'rne'S. — Joseph<lb/> Rank. — Die Idylle einst und jetzt. — Eine Familie aus der ersten Gesellschaft. — Die deutschen<lb/> Auswanderer. — Gerstäcker und S-alSfield. — Bettina und ein Epigone.</note><lb/> <p xml:id="ID_1186"> Es ist charakteristisch, wie in Deutschland von Jahr zu Jahr die Belle¬<lb/> tristik mehr zurücktritt hinter den Schriften, in denen eine politische Ten¬<lb/> denz vorwaltet, während im Gegentheil in Frankreich selbst in den Journa¬<lb/> len das Feuilleton immer mehr den Text zurückdrängt. Ja auch die politischen<lb/> Interessen knüpfen sich dort-zum großen Theil an soziale Verhältnisse, die<lb/> allenfalls den Stoff zu einem Roman hergeben konnten; ein Prozeß Teste-<lb/> Beauvallon, Prasum machen die Neugierde mehr rege, als selbst die afrika¬<lb/> nischen Feldzüge, wenn nicht einmal ein schwarzbrauner Sohn der Wüste als<lb/> romantische Erscheinung der Löwe von Paris wird. Paris besitzt einen uner¬<lb/> schöpflichen Stoff an Abenteuerlichkeiten, Schicksal und Narrethei; dem Pa¬<lb/> riser Romancier wird es leichter, mit einiger Phantasie eine anmuthige Ge¬<lb/> schichte zusammenzusetzen, als uns armen Deutschen im Lande der Philister;<lb/> wir schreiben bequemer Lieder über die Kreuze, die ans der Erde zu reißen<lb/> seien, oder über die Polen, Hussiten, Tscherkessen u. s. w. Es gelüstet uns<lb/> erst, zu entstehen, und diese Wcrdelust ist am wenigsten geeignet, anspruchs¬<lb/> los darzustellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1187"> Der letzte Meßkatalog hat für den Roman eine sehr geringe Ausbeute<lb/> geliefert. Das würde als ein erfreuliches Zeichen angesehen werden können,<lb/> wenn die höhere Literatur eine größere Vertretung gefunden hätte. So sieht<lb/> es aber aus, als ob das productive Talent überhaupt im Abnehmen wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1188" next="#ID_1189"> Von den uns eingesandten Büchern begrüßen wir in dem einen einen<lb/> alten Bekannten. Das Buch der drei Schwestern. Gesammelte Er¬<lb/> zählungen, Mährchen und Novellen von A. v. Sternberg.<lb/> 2 Bde. (Leipzig, Hinrichs.) Die drei Schwestern sind eben Erzählung, Mähr¬<lb/> chen und Novelle. Die graciöse, angenehm nachlässige Darstellung dieses<lb/> Schriftstellers ist bekannt, er bestrebt sich nie, tief in die Saiten des mersch-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0340]
Neue Schriften aus der schönen Literatur.
Franzosen und Deutsche. — Das Buch der drei Schwestern. — D!c Jünger Vo'rne'S. — Joseph
Rank. — Die Idylle einst und jetzt. — Eine Familie aus der ersten Gesellschaft. — Die deutschen
Auswanderer. — Gerstäcker und S-alSfield. — Bettina und ein Epigone.
Es ist charakteristisch, wie in Deutschland von Jahr zu Jahr die Belle¬
tristik mehr zurücktritt hinter den Schriften, in denen eine politische Ten¬
denz vorwaltet, während im Gegentheil in Frankreich selbst in den Journa¬
len das Feuilleton immer mehr den Text zurückdrängt. Ja auch die politischen
Interessen knüpfen sich dort-zum großen Theil an soziale Verhältnisse, die
allenfalls den Stoff zu einem Roman hergeben konnten; ein Prozeß Teste-
Beauvallon, Prasum machen die Neugierde mehr rege, als selbst die afrika¬
nischen Feldzüge, wenn nicht einmal ein schwarzbrauner Sohn der Wüste als
romantische Erscheinung der Löwe von Paris wird. Paris besitzt einen uner¬
schöpflichen Stoff an Abenteuerlichkeiten, Schicksal und Narrethei; dem Pa¬
riser Romancier wird es leichter, mit einiger Phantasie eine anmuthige Ge¬
schichte zusammenzusetzen, als uns armen Deutschen im Lande der Philister;
wir schreiben bequemer Lieder über die Kreuze, die ans der Erde zu reißen
seien, oder über die Polen, Hussiten, Tscherkessen u. s. w. Es gelüstet uns
erst, zu entstehen, und diese Wcrdelust ist am wenigsten geeignet, anspruchs¬
los darzustellen.
Der letzte Meßkatalog hat für den Roman eine sehr geringe Ausbeute
geliefert. Das würde als ein erfreuliches Zeichen angesehen werden können,
wenn die höhere Literatur eine größere Vertretung gefunden hätte. So sieht
es aber aus, als ob das productive Talent überhaupt im Abnehmen wäre.
Von den uns eingesandten Büchern begrüßen wir in dem einen einen
alten Bekannten. Das Buch der drei Schwestern. Gesammelte Er¬
zählungen, Mährchen und Novellen von A. v. Sternberg.
2 Bde. (Leipzig, Hinrichs.) Die drei Schwestern sind eben Erzählung, Mähr¬
chen und Novelle. Die graciöse, angenehm nachlässige Darstellung dieses
Schriftstellers ist bekannt, er bestrebt sich nie, tief in die Saiten des mersch-
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