Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

den Preußen blieben nur Wenige sitzen. Die Hauptstütze scheint die "conservative
Partei" in der schlesischen Ritterschaft zu haben. Der Landtagsmarschall ernannte
darauf das zur Entwerfung dieser Adresse bestimmte Eomitv, aus 18 Personen
bestehend, darunter mehre liberale, v, Auerswald aus Preußen, Beckerath vom
Rhein, Abegg ans Danzig ?c. llebcrhaupt ist das Comitv so zusammengesetzt,
daß von den 18 eine Majorität von in diejenige Meinung vertritt, welche i"
der Adresse eine ernstliche Verwahrung -- o b mit Angabe der Eventua¬
lität, steht noch dahin - anzubringen für nöthig erachtet.

Darauf erklärte Hansemann (aus Aachen), er müsse wegen der dem vereinigten
Landtag auferlegten Geschäftsordnung mannigfaches Bedenken und den Antrag
stellen, daß sobald als möglich ein Eomiti- erwählt würde, dieselbe zu revidiren.
Der LandtagScommissarius machte ihn darauf aufmerksam, daß dieses nur aus dem
Wege einer Petition angehe. Hansemann erklärte sich damit einverstanden, forderte
aber den Königl. Eommissarius auf, dafür zu sorgen, daß die Möglichkeit einer
solchen Petition beschleunigt werde, v. Auerswald bemerkte, das liege nicht in
den Befugnissen des Eommissarius, die Geschäftsordnung gehe lediglich dem
Landtagsmarschäll an.

Ein Abgeordneter ans Posen suchte auseinanderzusetzen, daß es im Interesse
einer jeden Versammlung liegen müsse, ihr Gcschästsrcglcmcnt selbst zu entwerfen
und nicht von anders woher zu erhalten. In seiner Rede kam der Passus vor:
Gibt es einen König ohne Volt? -- Nein, unterbrach ihn der Marschall, aber
das gehört nicht zum Gcschästsreglemcnt.

Bei dem Diner, welches Se. Majestät an demselben Tage den Ständen
gab, zeigte sich dieselbe gegen die einzelnen Deputirten sehr huldvoll; erinnerte
die Preußen daran, daß auf ihrer Provinz die Krone ruhe, daß sie die festeste
Stütze des Thrones sei, die Westphalen, daß in ihrer Provinz der Stammsitz
der deutschen Nationalität sei, u. s. w.

Den folgenden Tag hielt das Comitv seine Sitzungen. Beckerath wurde
mit Abfassung der Adresse beauftragt, die morgen (den 14. April) im Comitv,
übermorgen (den 15. April) in der Ständeversammlung berathen werden soll.
Heute sind viele von den Deputirten bei dem Prinzen von Preußen.


1-
it.
Aus Wien,
t.

Friedrich List. -- Nicolaus Lenau. -- Hofrath Werner und seine Mission. -- Krakauer
Universität. -- Die Akademie. -- Leiden und Freuden Jcnn" Lind's. --

Die eben bekannt gewordenen Verhandlungen der Generalversammlungen des
juridisch-politischen Lesevcreins brachten auch den Antrag eines Mitgliedes zur
Kenntniß, welcher eine Sammlung für die Hinterbliebenen Friedrich List's vor¬
schlug. Eine Stimmenanzahl neigte sich dahin, daß der Verein, der das geistige


den Preußen blieben nur Wenige sitzen. Die Hauptstütze scheint die „conservative
Partei" in der schlesischen Ritterschaft zu haben. Der Landtagsmarschall ernannte
darauf das zur Entwerfung dieser Adresse bestimmte Eomitv, aus 18 Personen
bestehend, darunter mehre liberale, v, Auerswald aus Preußen, Beckerath vom
Rhein, Abegg ans Danzig ?c. llebcrhaupt ist das Comitv so zusammengesetzt,
daß von den 18 eine Majorität von in diejenige Meinung vertritt, welche i»
der Adresse eine ernstliche Verwahrung — o b mit Angabe der Eventua¬
lität, steht noch dahin - anzubringen für nöthig erachtet.

Darauf erklärte Hansemann (aus Aachen), er müsse wegen der dem vereinigten
Landtag auferlegten Geschäftsordnung mannigfaches Bedenken und den Antrag
stellen, daß sobald als möglich ein Eomiti- erwählt würde, dieselbe zu revidiren.
Der LandtagScommissarius machte ihn darauf aufmerksam, daß dieses nur aus dem
Wege einer Petition angehe. Hansemann erklärte sich damit einverstanden, forderte
aber den Königl. Eommissarius auf, dafür zu sorgen, daß die Möglichkeit einer
solchen Petition beschleunigt werde, v. Auerswald bemerkte, das liege nicht in
den Befugnissen des Eommissarius, die Geschäftsordnung gehe lediglich dem
Landtagsmarschäll an.

Ein Abgeordneter ans Posen suchte auseinanderzusetzen, daß es im Interesse
einer jeden Versammlung liegen müsse, ihr Gcschästsrcglcmcnt selbst zu entwerfen
und nicht von anders woher zu erhalten. In seiner Rede kam der Passus vor:
Gibt es einen König ohne Volt? — Nein, unterbrach ihn der Marschall, aber
das gehört nicht zum Gcschästsreglemcnt.

Bei dem Diner, welches Se. Majestät an demselben Tage den Ständen
gab, zeigte sich dieselbe gegen die einzelnen Deputirten sehr huldvoll; erinnerte
die Preußen daran, daß auf ihrer Provinz die Krone ruhe, daß sie die festeste
Stütze des Thrones sei, die Westphalen, daß in ihrer Provinz der Stammsitz
der deutschen Nationalität sei, u. s. w.

Den folgenden Tag hielt das Comitv seine Sitzungen. Beckerath wurde
mit Abfassung der Adresse beauftragt, die morgen (den 14. April) im Comitv,
übermorgen (den 15. April) in der Ständeversammlung berathen werden soll.
Heute sind viele von den Deputirten bei dem Prinzen von Preußen.


1-
it.
Aus Wien,
t.

Friedrich List. — Nicolaus Lenau. — Hofrath Werner und seine Mission. — Krakauer
Universität. — Die Akademie. — Leiden und Freuden Jcnn» Lind's. —

Die eben bekannt gewordenen Verhandlungen der Generalversammlungen des
juridisch-politischen Lesevcreins brachten auch den Antrag eines Mitgliedes zur
Kenntniß, welcher eine Sammlung für die Hinterbliebenen Friedrich List's vor¬
schlug. Eine Stimmenanzahl neigte sich dahin, daß der Verein, der das geistige


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271997"/>
            <p xml:id="ID_368" prev="#ID_367"> den Preußen blieben nur Wenige sitzen. Die Hauptstütze scheint die &#x201E;conservative<lb/>
Partei" in der schlesischen Ritterschaft zu haben. Der Landtagsmarschall ernannte<lb/>
darauf das zur Entwerfung dieser Adresse bestimmte Eomitv, aus 18 Personen<lb/>
bestehend, darunter mehre liberale, v, Auerswald aus Preußen, Beckerath vom<lb/>
Rhein, Abegg ans Danzig ?c. llebcrhaupt ist das Comitv so zusammengesetzt,<lb/>
daß von den 18 eine Majorität von in diejenige Meinung vertritt, welche i»<lb/>
der Adresse eine ernstliche Verwahrung &#x2014; o b mit Angabe der Eventua¬<lb/>
lität, steht noch dahin  - anzubringen für nöthig erachtet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_369"> Darauf erklärte Hansemann (aus Aachen), er müsse wegen der dem vereinigten<lb/>
Landtag auferlegten Geschäftsordnung mannigfaches Bedenken und den Antrag<lb/>
stellen, daß sobald als möglich ein Eomiti- erwählt würde, dieselbe zu revidiren.<lb/>
Der LandtagScommissarius machte ihn darauf aufmerksam, daß dieses nur aus dem<lb/>
Wege einer Petition angehe. Hansemann erklärte sich damit einverstanden, forderte<lb/>
aber den Königl. Eommissarius auf, dafür zu sorgen, daß die Möglichkeit einer<lb/>
solchen Petition beschleunigt werde, v. Auerswald bemerkte, das liege nicht in<lb/>
den Befugnissen des Eommissarius, die Geschäftsordnung gehe lediglich dem<lb/>
Landtagsmarschäll an.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_370"> Ein Abgeordneter ans Posen suchte auseinanderzusetzen, daß es im Interesse<lb/>
einer jeden Versammlung liegen müsse, ihr Gcschästsrcglcmcnt selbst zu entwerfen<lb/>
und nicht von anders woher zu erhalten. In seiner Rede kam der Passus vor:<lb/>
Gibt es einen König ohne Volt? &#x2014; Nein, unterbrach ihn der Marschall, aber<lb/>
das gehört nicht zum Gcschästsreglemcnt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_371"> Bei dem Diner, welches Se. Majestät an demselben Tage den Ständen<lb/>
gab, zeigte sich dieselbe gegen die einzelnen Deputirten sehr huldvoll; erinnerte<lb/>
die Preußen daran, daß auf ihrer Provinz die Krone ruhe, daß sie die festeste<lb/>
Stütze des Thrones sei, die Westphalen, daß in ihrer Provinz der Stammsitz<lb/>
der deutschen Nationalität sei, u. s. w.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_372"> Den folgenden Tag hielt das Comitv seine Sitzungen. Beckerath wurde<lb/>
mit Abfassung der Adresse beauftragt, die morgen (den 14. April) im Comitv,<lb/>
übermorgen (den 15. April) in der Ständeversammlung berathen werden soll.<lb/>
Heute sind viele von den Deputirten bei dem Prinzen von Preußen.</p><lb/>
            <note type="byline"> 1-</note><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> it.<lb/>
Aus Wien,</head><lb/>
            <div n="3">
              <head> t.</head><lb/>
              <note type="argument"> Friedrich List. &#x2014; Nicolaus Lenau. &#x2014; Hofrath Werner und seine Mission. &#x2014; Krakauer<lb/>
Universität. &#x2014; Die Akademie. &#x2014; Leiden und Freuden Jcnn» Lind's. &#x2014;</note><lb/>
              <p xml:id="ID_373" next="#ID_374"> Die eben bekannt gewordenen Verhandlungen der Generalversammlungen des<lb/>
juridisch-politischen Lesevcreins brachten auch den Antrag eines Mitgliedes zur<lb/>
Kenntniß, welcher eine Sammlung für die Hinterbliebenen Friedrich List's vor¬<lb/>
schlug.  Eine Stimmenanzahl neigte sich dahin, daß der Verein, der das geistige</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0098] den Preußen blieben nur Wenige sitzen. Die Hauptstütze scheint die „conservative Partei" in der schlesischen Ritterschaft zu haben. Der Landtagsmarschall ernannte darauf das zur Entwerfung dieser Adresse bestimmte Eomitv, aus 18 Personen bestehend, darunter mehre liberale, v, Auerswald aus Preußen, Beckerath vom Rhein, Abegg ans Danzig ?c. llebcrhaupt ist das Comitv so zusammengesetzt, daß von den 18 eine Majorität von in diejenige Meinung vertritt, welche i» der Adresse eine ernstliche Verwahrung — o b mit Angabe der Eventua¬ lität, steht noch dahin - anzubringen für nöthig erachtet. Darauf erklärte Hansemann (aus Aachen), er müsse wegen der dem vereinigten Landtag auferlegten Geschäftsordnung mannigfaches Bedenken und den Antrag stellen, daß sobald als möglich ein Eomiti- erwählt würde, dieselbe zu revidiren. Der LandtagScommissarius machte ihn darauf aufmerksam, daß dieses nur aus dem Wege einer Petition angehe. Hansemann erklärte sich damit einverstanden, forderte aber den Königl. Eommissarius auf, dafür zu sorgen, daß die Möglichkeit einer solchen Petition beschleunigt werde, v. Auerswald bemerkte, das liege nicht in den Befugnissen des Eommissarius, die Geschäftsordnung gehe lediglich dem Landtagsmarschäll an. Ein Abgeordneter ans Posen suchte auseinanderzusetzen, daß es im Interesse einer jeden Versammlung liegen müsse, ihr Gcschästsrcglcmcnt selbst zu entwerfen und nicht von anders woher zu erhalten. In seiner Rede kam der Passus vor: Gibt es einen König ohne Volt? — Nein, unterbrach ihn der Marschall, aber das gehört nicht zum Gcschästsreglemcnt. Bei dem Diner, welches Se. Majestät an demselben Tage den Ständen gab, zeigte sich dieselbe gegen die einzelnen Deputirten sehr huldvoll; erinnerte die Preußen daran, daß auf ihrer Provinz die Krone ruhe, daß sie die festeste Stütze des Thrones sei, die Westphalen, daß in ihrer Provinz der Stammsitz der deutschen Nationalität sei, u. s. w. Den folgenden Tag hielt das Comitv seine Sitzungen. Beckerath wurde mit Abfassung der Adresse beauftragt, die morgen (den 14. April) im Comitv, übermorgen (den 15. April) in der Ständeversammlung berathen werden soll. Heute sind viele von den Deputirten bei dem Prinzen von Preußen. 1- it. Aus Wien, t. Friedrich List. — Nicolaus Lenau. — Hofrath Werner und seine Mission. — Krakauer Universität. — Die Akademie. — Leiden und Freuden Jcnn» Lind's. — Die eben bekannt gewordenen Verhandlungen der Generalversammlungen des juridisch-politischen Lesevcreins brachten auch den Antrag eines Mitgliedes zur Kenntniß, welcher eine Sammlung für die Hinterbliebenen Friedrich List's vor¬ schlug. Eine Stimmenanzahl neigte sich dahin, daß der Verein, der das geistige

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/98
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/98>, abgerufen am 29.06.2024.