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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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ist man so thöricht, sie noch als Regierungsarcanum in allen Apotheken
der Bureaukratie beizubehalten.

Möge der Wille der Stände durch die Ueberzeugung gestählt wer¬
den, daß in ihren Händen das Schicksal Oesterreichs, sein Erstarken oder
sein -- Verfall ruht. Die Nachwelt wird ihre Namen feiern, wie jene
De Thon's, Franklin's und Haupten's, wenn sie nebst Gott, Fürst und
Vaterland auch i'ro I"^" et Arvxe streiten werden.


von V
/ ' '^3.' , ^ '
Die österreichischen Landstände.

In der Vorbemerkung der Redaction zu den Gegenstimmen zu Oester¬
reich und seine Zukunft, welche sich im zwölften Heft der Grenzboten aus
Wien und^Prag vernehmen lassen, wird sehr richtig darauf hingewiesen, daß
derlei Beurtheilungen um so wichtiger erscheinen, als sie einen Höhenmesser
abgeben für die politische Bildung und die Wünsche der verschiedenen Kreise
der Monarchie. Beide Artikel sind vorzüglich gegen die in dieser Schrift
hervorgehobene Wiederauflebung und Entwickelung der in Oesterreich factisch
bestehenden landständischen Prvvinzialverfassungen gerichtet. Sie schließen sich
in ihrer allgemeinen Tendenz mehrern frühern ähnlichen Artikeln an, welche
uns die Grenzboten in der letzten Zeit gebracht haben, und können bei
allen, welchen der Fortschritt wirklich am Herzen liegt, nur ein trauriges
Messungsresnltat hervorrufen. Statt sich freudig der von historischen Grund¬
lagen ausgehenden Bewegung anzuschließen -- sie mag schon kommen von
wem sie will, statt durch ein kräftiges Beispringen der öffentlichen Meinung
das einzig noch bestehende gesetzliche Organ derselben zu heben und zu leiten,
und zwar unter diesen aristokratischen Reformern, welche wirklich das Gute
wollen, zu stärken und zu unterstützen im doppelten Kampfe gegen die Bu¬
reaukratie und viele ihrer eignen Kollegen, statt den endlich in Bewegung
gerathenen Strom für den Anfang in dem bereits vorhandenen Bette zu
erhalten und nach und nach dahin zu leiten, wo er einst Oesterreich's Ver¬
jüngung und neue Größe befruchtend gründen soll; -- statt allen dem zieht
man stolz den demokratischen Harnisch an, von dem selbst das wirklich Gute
machtlos abprallt, weil es aus privilegirten und aristokratischen Händen
kömmt und hofft doch zugleich monarchisch-gläubig auf eine große all-


ist man so thöricht, sie noch als Regierungsarcanum in allen Apotheken
der Bureaukratie beizubehalten.

Möge der Wille der Stände durch die Ueberzeugung gestählt wer¬
den, daß in ihren Händen das Schicksal Oesterreichs, sein Erstarken oder
sein — Verfall ruht. Die Nachwelt wird ihre Namen feiern, wie jene
De Thon's, Franklin's und Haupten's, wenn sie nebst Gott, Fürst und
Vaterland auch i'ro I«^« et Arvxe streiten werden.


von V
/ ' '^3.' , ^ '
Die österreichischen Landstände.

In der Vorbemerkung der Redaction zu den Gegenstimmen zu Oester¬
reich und seine Zukunft, welche sich im zwölften Heft der Grenzboten aus
Wien und^Prag vernehmen lassen, wird sehr richtig darauf hingewiesen, daß
derlei Beurtheilungen um so wichtiger erscheinen, als sie einen Höhenmesser
abgeben für die politische Bildung und die Wünsche der verschiedenen Kreise
der Monarchie. Beide Artikel sind vorzüglich gegen die in dieser Schrift
hervorgehobene Wiederauflebung und Entwickelung der in Oesterreich factisch
bestehenden landständischen Prvvinzialverfassungen gerichtet. Sie schließen sich
in ihrer allgemeinen Tendenz mehrern frühern ähnlichen Artikeln an, welche
uns die Grenzboten in der letzten Zeit gebracht haben, und können bei
allen, welchen der Fortschritt wirklich am Herzen liegt, nur ein trauriges
Messungsresnltat hervorrufen. Statt sich freudig der von historischen Grund¬
lagen ausgehenden Bewegung anzuschließen — sie mag schon kommen von
wem sie will, statt durch ein kräftiges Beispringen der öffentlichen Meinung
das einzig noch bestehende gesetzliche Organ derselben zu heben und zu leiten,
und zwar unter diesen aristokratischen Reformern, welche wirklich das Gute
wollen, zu stärken und zu unterstützen im doppelten Kampfe gegen die Bu¬
reaukratie und viele ihrer eignen Kollegen, statt den endlich in Bewegung
gerathenen Strom für den Anfang in dem bereits vorhandenen Bette zu
erhalten und nach und nach dahin zu leiten, wo er einst Oesterreich's Ver¬
jüngung und neue Größe befruchtend gründen soll; — statt allen dem zieht
man stolz den demokratischen Harnisch an, von dem selbst das wirklich Gute
machtlos abprallt, weil es aus privilegirten und aristokratischen Händen
kömmt und hofft doch zugleich monarchisch-gläubig auf eine große all-


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[0134] ist man so thöricht, sie noch als Regierungsarcanum in allen Apotheken der Bureaukratie beizubehalten. Möge der Wille der Stände durch die Ueberzeugung gestählt wer¬ den, daß in ihren Händen das Schicksal Oesterreichs, sein Erstarken oder sein — Verfall ruht. Die Nachwelt wird ihre Namen feiern, wie jene De Thon's, Franklin's und Haupten's, wenn sie nebst Gott, Fürst und Vaterland auch i'ro I«^« et Arvxe streiten werden. von V / ' '^3.' , ^ ' Die österreichischen Landstände. In der Vorbemerkung der Redaction zu den Gegenstimmen zu Oester¬ reich und seine Zukunft, welche sich im zwölften Heft der Grenzboten aus Wien und^Prag vernehmen lassen, wird sehr richtig darauf hingewiesen, daß derlei Beurtheilungen um so wichtiger erscheinen, als sie einen Höhenmesser abgeben für die politische Bildung und die Wünsche der verschiedenen Kreise der Monarchie. Beide Artikel sind vorzüglich gegen die in dieser Schrift hervorgehobene Wiederauflebung und Entwickelung der in Oesterreich factisch bestehenden landständischen Prvvinzialverfassungen gerichtet. Sie schließen sich in ihrer allgemeinen Tendenz mehrern frühern ähnlichen Artikeln an, welche uns die Grenzboten in der letzten Zeit gebracht haben, und können bei allen, welchen der Fortschritt wirklich am Herzen liegt, nur ein trauriges Messungsresnltat hervorrufen. Statt sich freudig der von historischen Grund¬ lagen ausgehenden Bewegung anzuschließen — sie mag schon kommen von wem sie will, statt durch ein kräftiges Beispringen der öffentlichen Meinung das einzig noch bestehende gesetzliche Organ derselben zu heben und zu leiten, und zwar unter diesen aristokratischen Reformern, welche wirklich das Gute wollen, zu stärken und zu unterstützen im doppelten Kampfe gegen die Bu¬ reaukratie und viele ihrer eignen Kollegen, statt den endlich in Bewegung gerathenen Strom für den Anfang in dem bereits vorhandenen Bette zu erhalten und nach und nach dahin zu leiten, wo er einst Oesterreich's Ver¬ jüngung und neue Größe befruchtend gründen soll; — statt allen dem zieht man stolz den demokratischen Harnisch an, von dem selbst das wirklich Gute machtlos abprallt, weil es aus privilegirten und aristokratischen Händen kömmt und hofft doch zugleich monarchisch-gläubig auf eine große all-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/134>, abgerufen am 28.09.2024.