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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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einmal großen Herren erlaubt wird, weil die papierne Bureaukratie die
Weckung eines echten aristokratischen Geistes im Adel, des Gefühls seines
großen historischen Berufs zu fürchten beginnt, hat unter deu Landständen
eine tiefe Sensation erregt und den Anstoß gegeben, daß mehrere ihrer
edeln Geister die Zeitfragen in entsprechende Bearbeitung genommen haben.
Die Zeiten des: "I^et Cur?on Inlet vunt 0ni-2vn nett," des Motto der
Lords Howe, sind vorbei, und die De Mantey (Pousonby) haben sich jenes:
"?rü re^o, IkA"; et Zroxo," weislich des Volkes nicht vergessend, die
Lowther (Grafen von Lonsdale) haben sich die deu jetzigen Standpunkt des
Adels ziemlich richtig bezeichnende Devise: "Nee^tratus laue-re vinim" ge¬
wählt. Das Parlament ist die historische Magistratnr des Adels. So
arbeiten denn die österreichischen Landstände an einem Plane zur Verbes¬
serung des Vvlksunterrichtes, dieses unseres größten Krebsschadens,
der Ursache unserer totalen Gesinnungslosigkeit und Charakterschwäche; so
verfaßt ein Comite ein Operat über die Einführung freier Commn-
ualverfas.sungen; so trachten Andere durch ihre Anstrengungen den
vierten Stand zur gehörigen Geltung zu bringen. Diesen Weg
zur stufenweisen Heranbildung und Entwickelung des politischen Elements
in Oesterreich halten wir für den einzig richtigen, und rufe" deshalb deu
Landständen ein frisches "Glück auf!" zu.

Durch eine verbesserte Schulerziehung wird das geistige Element im
Volke rege gemacht, der Sporn des Selbstdenkens in seine faulen Flanken
gedrückt, indessen selbstständige Cvmmnnal-Verfassungen nicht verfehlen kön¬
nen, das moralische Gefühl zu wecken, den Bürgern Spannkraft und Ge¬
sinnung zu geben und sie zu wahren Söhnen des Vaterlandes zu bilden,
wie dies Preußen Anno 181!) und 14 zeigte. Hieraus folgt schou natur-
und zeitgemäß eine .erweiterte Thätigkeitssphäre des vierten Standes, der,
zur Selbständigkeit gelaugt, alsdann jene Stellung einnimmt, die idem
Hauptcoutribuentcn des Staatsschatzes gebührt. Auf dieser Basis müssen
und werden die Landstände vorgehen. Haben sie nur erst Vertrauen beim
vierten Stande erweckt, beweisen sie sich ihres historischen Ursprungs und
Berufs würdig, so wird ihnen anch der Schutz der öffentlichen Alreinung,
das starke Bollwerk einer Hand in Hand mit ihren Anträgen gehenden
Volksgesiilnung nicht fehlen. Diese Voltsgesinnnng bildet zugleich die feste
Grundlage einer gesunden frischen Oeffent lichte it. Durch hundert
Beispiele können wir beweisen, daß der Staat durch seiue Geheimnißkrämerei
sich selbst um seinen Ruf und das allgemeine Vertrauen bringt. Und doch


Trenzbvte", II. ' 17

einmal großen Herren erlaubt wird, weil die papierne Bureaukratie die
Weckung eines echten aristokratischen Geistes im Adel, des Gefühls seines
großen historischen Berufs zu fürchten beginnt, hat unter deu Landständen
eine tiefe Sensation erregt und den Anstoß gegeben, daß mehrere ihrer
edeln Geister die Zeitfragen in entsprechende Bearbeitung genommen haben.
Die Zeiten des: „I^et Cur?on Inlet vunt 0ni-2vn nett," des Motto der
Lords Howe, sind vorbei, und die De Mantey (Pousonby) haben sich jenes:
„?rü re^o, IkA«; et Zroxo," weislich des Volkes nicht vergessend, die
Lowther (Grafen von Lonsdale) haben sich die deu jetzigen Standpunkt des
Adels ziemlich richtig bezeichnende Devise: „Nee^tratus laue-re vinim" ge¬
wählt. Das Parlament ist die historische Magistratnr des Adels. So
arbeiten denn die österreichischen Landstände an einem Plane zur Verbes¬
serung des Vvlksunterrichtes, dieses unseres größten Krebsschadens,
der Ursache unserer totalen Gesinnungslosigkeit und Charakterschwäche; so
verfaßt ein Comite ein Operat über die Einführung freier Commn-
ualverfas.sungen; so trachten Andere durch ihre Anstrengungen den
vierten Stand zur gehörigen Geltung zu bringen. Diesen Weg
zur stufenweisen Heranbildung und Entwickelung des politischen Elements
in Oesterreich halten wir für den einzig richtigen, und rufe» deshalb deu
Landständen ein frisches „Glück auf!" zu.

Durch eine verbesserte Schulerziehung wird das geistige Element im
Volke rege gemacht, der Sporn des Selbstdenkens in seine faulen Flanken
gedrückt, indessen selbstständige Cvmmnnal-Verfassungen nicht verfehlen kön¬
nen, das moralische Gefühl zu wecken, den Bürgern Spannkraft und Ge¬
sinnung zu geben und sie zu wahren Söhnen des Vaterlandes zu bilden,
wie dies Preußen Anno 181!) und 14 zeigte. Hieraus folgt schou natur-
und zeitgemäß eine .erweiterte Thätigkeitssphäre des vierten Standes, der,
zur Selbständigkeit gelaugt, alsdann jene Stellung einnimmt, die idem
Hauptcoutribuentcn des Staatsschatzes gebührt. Auf dieser Basis müssen
und werden die Landstände vorgehen. Haben sie nur erst Vertrauen beim
vierten Stande erweckt, beweisen sie sich ihres historischen Ursprungs und
Berufs würdig, so wird ihnen anch der Schutz der öffentlichen Alreinung,
das starke Bollwerk einer Hand in Hand mit ihren Anträgen gehenden
Volksgesiilnung nicht fehlen. Diese Voltsgesinnnng bildet zugleich die feste
Grundlage einer gesunden frischen Oeffent lichte it. Durch hundert
Beispiele können wir beweisen, daß der Staat durch seiue Geheimnißkrämerei
sich selbst um seinen Ruf und das allgemeine Vertrauen bringt. Und doch


Trenzbvte», II. ' 17
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/133>, abgerufen am 22.07.2024.