R eisel eb en in Süd-Frankreich und Spanien von A. L. v. Rochau
AI! H e r V n A. L. v. R o es an.
Dein Buch, lieber August, ist ein tüchtiges Buch, ein Buch, wieselten welche geschrieben werden, in dem ein Volt uns lebendig vorgeführt wird -- in dem ein Manu, gesund ein Herz und Kopf, uns an seinen Gefühlen und Gedanke" bei der Beschauung der edeln Reste und Nachlasse einer einst großen Nation Theil nehmen läßt. Noch einmal: Dein Buch ist ein tüchtiges Buch, wie wenige ge¬ schrieben werden, wie unsere neue Reiseliteratur nicht Viele auszuweisen hat.
Da hast Dn's! -- Nun ist's heraus.
Du sagtest mir einmal, nachdem Du Eines meiner Bücher in einem deut¬ scheu Blatte schlecht gemacht hattest, "daß es Dir fast unmöglich sei, über mich öffentlich zu sprechen, weil es Dir so vorkomme, als sprächest Du über Dich selbst." Ich war damals nicht ganz mit Dir zufrieden, daß Du Dich nicht ein wenig mehr " selbstgelobt" und "Dir" nur "Deine" Fehler in meinem Buche vorgerückt hattest. Aber seit Du auch ein Buch geschrieben, und ich daran denke, es öffentlich zu besprechen, fühle ich mir zu sehr, wie Recht Du damals hattest. Und deswegen thue ich mir Gewalt an, beginne mit dem kecksten "Selbstlobe" Deines Buches, und rufe in die Welt hinaus: "Das Buch ist gut, sehr gut, besser als die guten!" -- und setze in aller Bescheidenheit hinzu, daß ich Dich noch viel lieber als Deine Bücher habe, und daß daher die Leser dieser "Kritik" immerhin, wenn'S ihnen beliebt, der Freundschaft und meinem "Selbstlobe" zuschrei¬ ben mögen, was, wie ich sicher bin, nur der Tüchtigkeit Deines Werkes gebührt.
Ich habe ein ähnliches Gefühl schon bei einer anderen Gelegenheit gehabt. Als mir Moritz Hartmann, der Dritte in unseren Steruenträumen zu Se. Cloud, einen Theil seiner Gedichte widmete, hat mich eine dumme Scheu abge¬ halten, öffentlich von. dem Talente, dem schönen Herzen und dem tapfern Stre¬ ben unseres Freundes alles Gute zu sagen, was ich nach dem Durchlesen seiner Gedichte, nach dem Geiste, der sie durchweht, von ihm dachte. Es war mir fast,
*) Cotta'sche Buchhandlung 1847. Die Grenzboten haben über dieses interessante Buch D, Red. bereits in No. 43 gesprochen.
GrmMen. IV. Is47.
R eisel eb en in Süd-Frankreich und Spanien von A. L. v. Rochau
AI! H e r V n A. L. v. R o es an.
Dein Buch, lieber August, ist ein tüchtiges Buch, ein Buch, wieselten welche geschrieben werden, in dem ein Volt uns lebendig vorgeführt wird — in dem ein Manu, gesund ein Herz und Kopf, uns an seinen Gefühlen und Gedanke» bei der Beschauung der edeln Reste und Nachlasse einer einst großen Nation Theil nehmen läßt. Noch einmal: Dein Buch ist ein tüchtiges Buch, wie wenige ge¬ schrieben werden, wie unsere neue Reiseliteratur nicht Viele auszuweisen hat.
Da hast Dn's! — Nun ist's heraus.
Du sagtest mir einmal, nachdem Du Eines meiner Bücher in einem deut¬ scheu Blatte schlecht gemacht hattest, „daß es Dir fast unmöglich sei, über mich öffentlich zu sprechen, weil es Dir so vorkomme, als sprächest Du über Dich selbst." Ich war damals nicht ganz mit Dir zufrieden, daß Du Dich nicht ein wenig mehr „ selbstgelobt" und „Dir" nur „Deine" Fehler in meinem Buche vorgerückt hattest. Aber seit Du auch ein Buch geschrieben, und ich daran denke, es öffentlich zu besprechen, fühle ich mir zu sehr, wie Recht Du damals hattest. Und deswegen thue ich mir Gewalt an, beginne mit dem kecksten „Selbstlobe" Deines Buches, und rufe in die Welt hinaus: „Das Buch ist gut, sehr gut, besser als die guten!" — und setze in aller Bescheidenheit hinzu, daß ich Dich noch viel lieber als Deine Bücher habe, und daß daher die Leser dieser „Kritik" immerhin, wenn'S ihnen beliebt, der Freundschaft und meinem „Selbstlobe" zuschrei¬ ben mögen, was, wie ich sicher bin, nur der Tüchtigkeit Deines Werkes gebührt.
Ich habe ein ähnliches Gefühl schon bei einer anderen Gelegenheit gehabt. Als mir Moritz Hartmann, der Dritte in unseren Steruenträumen zu Se. Cloud, einen Theil seiner Gedichte widmete, hat mich eine dumme Scheu abge¬ halten, öffentlich von. dem Talente, dem schönen Herzen und dem tapfern Stre¬ ben unseres Freundes alles Gute zu sagen, was ich nach dem Durchlesen seiner Gedichte, nach dem Geiste, der sie durchweht, von ihm dachte. Es war mir fast,
*) Cotta'sche Buchhandlung 1847. Die Grenzboten haben über dieses interessante Buch D, Red. bereits in No. 43 gesprochen.
GrmMen. IV. Is47.
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R eisel eb en
in Süd-Frankreich und Spanien von A. L. v. Rochau
AI! H e r V n A. L. v. R o es an.
Dein Buch, lieber August, ist ein tüchtiges Buch, ein Buch, wieselten
welche geschrieben werden, in dem ein Volt uns lebendig vorgeführt wird — in
dem ein Manu, gesund ein Herz und Kopf, uns an seinen Gefühlen und Gedanke»
bei der Beschauung der edeln Reste und Nachlasse einer einst großen Nation Theil
nehmen läßt. Noch einmal: Dein Buch ist ein tüchtiges Buch, wie wenige ge¬
schrieben werden, wie unsere neue Reiseliteratur nicht Viele auszuweisen hat.
Da hast Dn's! — Nun ist's heraus.
Du sagtest mir einmal, nachdem Du Eines meiner Bücher in einem deut¬
scheu Blatte schlecht gemacht hattest, „daß es Dir fast unmöglich sei, über mich
öffentlich zu sprechen, weil es Dir so vorkomme, als sprächest Du über Dich
selbst." Ich war damals nicht ganz mit Dir zufrieden, daß Du Dich nicht ein
wenig mehr „ selbstgelobt" und „Dir" nur „Deine" Fehler in meinem Buche
vorgerückt hattest. Aber seit Du auch ein Buch geschrieben, und ich daran denke,
es öffentlich zu besprechen, fühle ich mir zu sehr, wie Recht Du damals hattest.
Und deswegen thue ich mir Gewalt an, beginne mit dem kecksten „Selbstlobe"
Deines Buches, und rufe in die Welt hinaus: „Das Buch ist gut, sehr gut,
besser als die guten!" — und setze in aller Bescheidenheit hinzu, daß ich Dich
noch viel lieber als Deine Bücher habe, und daß daher die Leser dieser „Kritik"
immerhin, wenn'S ihnen beliebt, der Freundschaft und meinem „Selbstlobe" zuschrei¬
ben mögen, was, wie ich sicher bin, nur der Tüchtigkeit Deines Werkes gebührt.
Ich habe ein ähnliches Gefühl schon bei einer anderen Gelegenheit gehabt.
Als mir Moritz Hartmann, der Dritte in unseren Steruenträumen zu Se.
Cloud, einen Theil seiner Gedichte widmete, hat mich eine dumme Scheu abge¬
halten, öffentlich von. dem Talente, dem schönen Herzen und dem tapfern Stre¬
ben unseres Freundes alles Gute zu sagen, was ich nach dem Durchlesen seiner
Gedichte, nach dem Geiste, der sie durchweht, von ihm dachte. Es war mir fast,
*) Cotta'sche Buchhandlung 1847. Die Grenzboten haben über dieses interessante Buch
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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/533>, abgerufen am 23.01.2025.
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