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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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Ein Pass ah fest.
O schwarze Judenstadt! im lauten Prag,
Ein stummes, trauerndes Jerusalem,
Durch deine Gassen zieht am hellen Tag
Das ewige Gespenst von Ehedem.
Lebend'ges Grab! in deine Räume fällt
Kein Heller Schimmer und kein Hauch der Welt,
In deinen Gassen ist die Jugend alt,
Der Frühling duftlos und die Sonne kalt,
Durch hohe Dächer kaum ein Sonnenblick.
Hier schweigt die Lippe und hier schweigt der Stein,
Hier schläft des Lebens Wettkampf und Geschick,
Nur Juda's Trauer wacht und schläft nicht ein.
Sie schläft nicht ein! o geh', du Christenkind,
Des Weges durch die kalten Dämmerungen,
Wo kräuselnd Naß vou alleu Mauern rinnt,
Als sei vom Schmerz der Stein sogar bezwungen,
S'ist Abend schon und durch die Fenster bricht
Ein karger Schein von Sabbathlampenlicht.
Da tönt aus jedem Hause noch der Sang,
Erzählend von den ewig neuen Leiden
Das Lied, das einst an Babels Strömen klang,
Das Klaglied von den Harfen an den Weiden,
Es ist das Lied der schlummerlosen Haft,
Aus Juda's ewiger Gefangenschaft,
Als säß' Nebukadnezar noch zu Thron
Und Prag sei Susa oder Babylon?



Ein Pass ah fest.
O schwarze Judenstadt! im lauten Prag,
Ein stummes, trauerndes Jerusalem,
Durch deine Gassen zieht am hellen Tag
Das ewige Gespenst von Ehedem.
Lebend'ges Grab! in deine Räume fällt
Kein Heller Schimmer und kein Hauch der Welt,
In deinen Gassen ist die Jugend alt,
Der Frühling duftlos und die Sonne kalt,
Durch hohe Dächer kaum ein Sonnenblick.
Hier schweigt die Lippe und hier schweigt der Stein,
Hier schläft des Lebens Wettkampf und Geschick,
Nur Juda's Trauer wacht und schläft nicht ein.
Sie schläft nicht ein! o geh', du Christenkind,
Des Weges durch die kalten Dämmerungen,
Wo kräuselnd Naß vou alleu Mauern rinnt,
Als sei vom Schmerz der Stein sogar bezwungen,
S'ist Abend schon und durch die Fenster bricht
Ein karger Schein von Sabbathlampenlicht.
Da tönt aus jedem Hause noch der Sang,
Erzählend von den ewig neuen Leiden
Das Lied, das einst an Babels Strömen klang,
Das Klaglied von den Harfen an den Weiden,
Es ist das Lied der schlummerlosen Haft,
Aus Juda's ewiger Gefangenschaft,
Als säß' Nebukadnezar noch zu Thron
Und Prag sei Susa oder Babylon?



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[0514] Ein Pass ah fest. O schwarze Judenstadt! im lauten Prag, Ein stummes, trauerndes Jerusalem, Durch deine Gassen zieht am hellen Tag Das ewige Gespenst von Ehedem. Lebend'ges Grab! in deine Räume fällt Kein Heller Schimmer und kein Hauch der Welt, In deinen Gassen ist die Jugend alt, Der Frühling duftlos und die Sonne kalt, Durch hohe Dächer kaum ein Sonnenblick. Hier schweigt die Lippe und hier schweigt der Stein, Hier schläft des Lebens Wettkampf und Geschick, Nur Juda's Trauer wacht und schläft nicht ein. Sie schläft nicht ein! o geh', du Christenkind, Des Weges durch die kalten Dämmerungen, Wo kräuselnd Naß vou alleu Mauern rinnt, Als sei vom Schmerz der Stein sogar bezwungen, S'ist Abend schon und durch die Fenster bricht Ein karger Schein von Sabbathlampenlicht. Da tönt aus jedem Hause noch der Sang, Erzählend von den ewig neuen Leiden Das Lied, das einst an Babels Strömen klang, Das Klaglied von den Harfen an den Weiden, Es ist das Lied der schlummerlosen Haft, Aus Juda's ewiger Gefangenschaft, Als säß' Nebukadnezar noch zu Thron Und Prag sei Susa oder Babylon?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/514>, abgerufen am 11.12.2024.