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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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lommlichen Nechtögebranchs abzulassen sei. Alsbald erhob sich der zweite Vice-
gespann v. Up-iry und begann die Debatte. Die hohe Statthalterei, meinte er,
müsse ihre Nachrichten aus höchst unlautern Quellen schöpfen, weil sie sonst nicht
so ungerecht sein könnte, dem Pesther Comitate eine Verletzung der bestehenden
Rechtsgewohnheit vorzuwerfen. Denn einmal sollte es die Statthalterei wissen,
daß das Comitat das Recht habe, Statuten für seinen Bezirk zu erlassen, ein
Recht, dessen Verfassungsmäßigkeit über alle Zweifel erhaben ist. Dann müßte
es die Statthalterei ferner wissen, daß es durchaus keine Neuerung sei, welche
sich die Staude in der gerügten Maßregel erlauben, denn schon bei zwei frühern
Deputirtenwahlen, wie bei zwei Restaurationen haben die Honoratioren Stimm-
recht geübt. Sie haben dies Recht nicht blos im Pesthcr Comitat erhalten, son¬
dern anch in vielen andern, und schon im Jahre wurde auf Veranlassung
des verstorbenen Palatin's von Seite des Pesthcr Comitatö eine Deputation er¬
nannt, welche diese Angelegenheit zu untersuchen hatte, und in Folge dieser Unter¬
suchung erkannte der verstorbene Palatin den Ständen des Pesther Comitats das
Recht zu, den Honoratioren Stimmfähigkeit bei den Wahlen zu verleihen. Der
Redner beantragt daher, daß die Stände bei ihrem bisherigen Verfahren und
Nechtsusns verharren mögen und die (unadeligen) Honoratioren anch fernerhin
auf die Deputaten - und Beamtenwahlen einfließen sollen. Die Mehrheit trat dem
Antrage bei.


Z

Folgen Sie mir uun auf das Gebiet der Korteskedvs, auf das Feld der politischen
Agitation, ans dem jetzt all' die verschiedenen Elemente unseres staatsbcrechtigten
na>>ulu8, das Volk Verböczy's im bunteste" Durcheinander herumtummeln. Die
Banner der Korkes sind entfaltet und alle die großsprecherischer Devisen der ver¬
schiedenen Parteien wehen lustig durch die Luft. Die reichen Speicher der Geist¬
lichkeit, welche vor dem Vcrzweifluugsschrei der Noth ungerührt verschlossen blie¬
ben, sind nun mit einem Schlage offen. Die Unterthanen, welche ihren kleinen
und größern Despoten nur mit dein Fluche im Munde dem Hochmuthe auf der
Stirn zu begegnen gewohnt sind, finden auf einmal freundliche Gesichter. Die
ganze Welt blickt heiter drein und der Himmel hängt voller Geigen. -- Aber auch
in dieser Beziehung haben wir Fortschritte gemacht, anch in dieser Beziehung hat
die nichts verschönerte öffentliche Meinung ihre wohlthuende Kraft geäußert. Wir
haben Comitate, in denen die Korkes ihren Einfluß verloren, wo die Wahlen ein¬
stimmig und ohne allen Kampf vor sich gingen. So wurde im Szalader Comi¬
tate Franz Denk einstimmig zum Deputirten proclamirt, so im Borsoder Bartho-
lomäus Szcmere u. s. w. Leider muß ich Ihnen berichten, daß Franz Denk
abdankte und wir somit Verzicht leisten müssen, diesen eben so beredten wie Staats-
klugen Mann an der Ständetafel zu sehen. In Folge einer langen Kränklichkeit
hat sich seiner ein melancholischer Trübsinn bemächtigt, der für seine Gesundheit


lommlichen Nechtögebranchs abzulassen sei. Alsbald erhob sich der zweite Vice-
gespann v. Up-iry und begann die Debatte. Die hohe Statthalterei, meinte er,
müsse ihre Nachrichten aus höchst unlautern Quellen schöpfen, weil sie sonst nicht
so ungerecht sein könnte, dem Pesther Comitate eine Verletzung der bestehenden
Rechtsgewohnheit vorzuwerfen. Denn einmal sollte es die Statthalterei wissen,
daß das Comitat das Recht habe, Statuten für seinen Bezirk zu erlassen, ein
Recht, dessen Verfassungsmäßigkeit über alle Zweifel erhaben ist. Dann müßte
es die Statthalterei ferner wissen, daß es durchaus keine Neuerung sei, welche
sich die Staude in der gerügten Maßregel erlauben, denn schon bei zwei frühern
Deputirtenwahlen, wie bei zwei Restaurationen haben die Honoratioren Stimm-
recht geübt. Sie haben dies Recht nicht blos im Pesthcr Comitat erhalten, son¬
dern anch in vielen andern, und schon im Jahre wurde auf Veranlassung
des verstorbenen Palatin's von Seite des Pesthcr Comitatö eine Deputation er¬
nannt, welche diese Angelegenheit zu untersuchen hatte, und in Folge dieser Unter¬
suchung erkannte der verstorbene Palatin den Ständen des Pesther Comitats das
Recht zu, den Honoratioren Stimmfähigkeit bei den Wahlen zu verleihen. Der
Redner beantragt daher, daß die Stände bei ihrem bisherigen Verfahren und
Nechtsusns verharren mögen und die (unadeligen) Honoratioren anch fernerhin
auf die Deputaten - und Beamtenwahlen einfließen sollen. Die Mehrheit trat dem
Antrage bei.


Z

Folgen Sie mir uun auf das Gebiet der Korteskedvs, auf das Feld der politischen
Agitation, ans dem jetzt all' die verschiedenen Elemente unseres staatsbcrechtigten
na>>ulu8, das Volk Verböczy's im bunteste» Durcheinander herumtummeln. Die
Banner der Korkes sind entfaltet und alle die großsprecherischer Devisen der ver¬
schiedenen Parteien wehen lustig durch die Luft. Die reichen Speicher der Geist¬
lichkeit, welche vor dem Vcrzweifluugsschrei der Noth ungerührt verschlossen blie¬
ben, sind nun mit einem Schlage offen. Die Unterthanen, welche ihren kleinen
und größern Despoten nur mit dein Fluche im Munde dem Hochmuthe auf der
Stirn zu begegnen gewohnt sind, finden auf einmal freundliche Gesichter. Die
ganze Welt blickt heiter drein und der Himmel hängt voller Geigen. — Aber auch
in dieser Beziehung haben wir Fortschritte gemacht, anch in dieser Beziehung hat
die nichts verschönerte öffentliche Meinung ihre wohlthuende Kraft geäußert. Wir
haben Comitate, in denen die Korkes ihren Einfluß verloren, wo die Wahlen ein¬
stimmig und ohne allen Kampf vor sich gingen. So wurde im Szalader Comi¬
tate Franz Denk einstimmig zum Deputirten proclamirt, so im Borsoder Bartho-
lomäus Szcmere u. s. w. Leider muß ich Ihnen berichten, daß Franz Denk
abdankte und wir somit Verzicht leisten müssen, diesen eben so beredten wie Staats-
klugen Mann an der Ständetafel zu sehen. In Folge einer langen Kränklichkeit
hat sich seiner ein melancholischer Trübsinn bemächtigt, der für seine Gesundheit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/249>, abgerufen am 22.07.2024.