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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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haben kann, da man diese am betreffenden Orte eben so wenig wie
Sympathien kennt, und die auch da, wo nicht nur bedrängte Indi¬
viduen, sondern fast wirkungslos gewordene fromme und gemeinnützige
Anstalten als Leidende erscheinen, am mindesten zu gewärtigen kämen.
Allein bei übergroßer Zuthunlichkeit in dieser Sache, werden die nicht
unbedeutenden Schwierigkeiten zur Ermittlung des wahren Rechtsverhält¬
nisses dennoch übersehen; sind aber -- wie denn doch in Bälde zu ge¬
wärtigen steht -- die Verhandlungen darüber einmal zu Ende gebracht,
so werden die vorlauten -- und zum Theil allerdings auch hungrigen --
Schreier gewiß überführt werden, daß unter den gegenwärtigen Auspicien
von einer Plusmacherei auf Kosten der Gerechtigkeit unmöglich die Rede
sein kann. Nur dürften auch hier die Hoffnungen der vorgedachten Hai¬
fische, auf ein etwaiges Voressen, eben so wie früher gewaltig getäuscht
P. werden.


III.
Aus Berlin.

Pröhle's Musenalmanach. -- Die beiden Schadow. -- Akademischer Senat. --
Die Düsseldorfs. -- Ernst und seine Violine. -- Dir Verhaftungen.

So eben stellt man mir den in Merseburg bei Louis Garcke er¬
schienenen Musenalmanach zu, genannt- ,,norddeutsches Jahrbuch für
Poesie und Prosa, herausgegeben von Heinrich Pröh le." Seit dem Tode
Ehamisso's ist dieses wieder die erste Sammlung der Art, die wir mit
Freuden begrüßen können. Leider haben manche Umstände nachtheilig auf
die erste Eollection der dichterischen und prosaischen Gaben eingewirkt,
als zu späte Benachrichtigung, verfehlte Einsendung u. s. w. Der nächste
Jahrgang wird sicherlich ein gewisses System in das ganze Unternehmen
bringen, dem wir bestes Gedeihen wünschen wollen. Der poetische Theil
ist vertreten, durch Namen wie Mörike, Kerner, Mayer, Geibel, Hoff¬
mann von Fallersleben, Prutz, Karl Beck und Ullrich. Nur ungern
vermissen wir die Namen Alfred Meißner und Moritz Hartmann, deren
Letzterer sich seit einigen Tagen in Berlin befindet. Der prosaische Theil,
dem für den nächsten Jahrgang Franz Dingelstedt, Eckermann, Heinrich
.König und Varnhagen von Ense ihre Theilnahme zugesagt haben, ent¬
hält, außer drei Novellen von Saß, Hesse und Schiff, in einem Feuilleton,
eine Vorlesung über die Leiden und die Lieder des Kastellans von Eoucy
und die Liebe im Mittelalter überhaupt, vor Damen, Studenten und
Professoren in Jena gehalten von O. L. B. Wolf und einen mit geist¬
reicher Feder geschriebenen Aufsatz von August Hesse: Ein Wort über die
heutige Poesie, an eine Dame in Oesterreich. Ein kritisches Gutachten
über das Bändchen abzugeben, enthalte ich mich, wie ein Almanach Ga¬
ben für Alle spenden will, so mag sich die Kritik in reiner Subjectivität
das ihr Zusagende entnehmen und schweigen. Es wird ein Jeder etwas
finden, vom politischen Schwärmer an bis auf den sentimentalisirenden


haben kann, da man diese am betreffenden Orte eben so wenig wie
Sympathien kennt, und die auch da, wo nicht nur bedrängte Indi¬
viduen, sondern fast wirkungslos gewordene fromme und gemeinnützige
Anstalten als Leidende erscheinen, am mindesten zu gewärtigen kämen.
Allein bei übergroßer Zuthunlichkeit in dieser Sache, werden die nicht
unbedeutenden Schwierigkeiten zur Ermittlung des wahren Rechtsverhält¬
nisses dennoch übersehen; sind aber — wie denn doch in Bälde zu ge¬
wärtigen steht — die Verhandlungen darüber einmal zu Ende gebracht,
so werden die vorlauten — und zum Theil allerdings auch hungrigen —
Schreier gewiß überführt werden, daß unter den gegenwärtigen Auspicien
von einer Plusmacherei auf Kosten der Gerechtigkeit unmöglich die Rede
sein kann. Nur dürften auch hier die Hoffnungen der vorgedachten Hai¬
fische, auf ein etwaiges Voressen, eben so wie früher gewaltig getäuscht
P. werden.


III.
Aus Berlin.

Pröhle's Musenalmanach. — Die beiden Schadow. — Akademischer Senat. —
Die Düsseldorfs. — Ernst und seine Violine. — Dir Verhaftungen.

So eben stellt man mir den in Merseburg bei Louis Garcke er¬
schienenen Musenalmanach zu, genannt- ,,norddeutsches Jahrbuch für
Poesie und Prosa, herausgegeben von Heinrich Pröh le." Seit dem Tode
Ehamisso's ist dieses wieder die erste Sammlung der Art, die wir mit
Freuden begrüßen können. Leider haben manche Umstände nachtheilig auf
die erste Eollection der dichterischen und prosaischen Gaben eingewirkt,
als zu späte Benachrichtigung, verfehlte Einsendung u. s. w. Der nächste
Jahrgang wird sicherlich ein gewisses System in das ganze Unternehmen
bringen, dem wir bestes Gedeihen wünschen wollen. Der poetische Theil
ist vertreten, durch Namen wie Mörike, Kerner, Mayer, Geibel, Hoff¬
mann von Fallersleben, Prutz, Karl Beck und Ullrich. Nur ungern
vermissen wir die Namen Alfred Meißner und Moritz Hartmann, deren
Letzterer sich seit einigen Tagen in Berlin befindet. Der prosaische Theil,
dem für den nächsten Jahrgang Franz Dingelstedt, Eckermann, Heinrich
.König und Varnhagen von Ense ihre Theilnahme zugesagt haben, ent¬
hält, außer drei Novellen von Saß, Hesse und Schiff, in einem Feuilleton,
eine Vorlesung über die Leiden und die Lieder des Kastellans von Eoucy
und die Liebe im Mittelalter überhaupt, vor Damen, Studenten und
Professoren in Jena gehalten von O. L. B. Wolf und einen mit geist¬
reicher Feder geschriebenen Aufsatz von August Hesse: Ein Wort über die
heutige Poesie, an eine Dame in Oesterreich. Ein kritisches Gutachten
über das Bändchen abzugeben, enthalte ich mich, wie ein Almanach Ga¬
ben für Alle spenden will, so mag sich die Kritik in reiner Subjectivität
das ihr Zusagende entnehmen und schweigen. Es wird ein Jeder etwas
finden, vom politischen Schwärmer an bis auf den sentimentalisirenden


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/489>, abgerufen am 05.12.2024.