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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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begegnen und welche gewöhnlich die ersten sind, das Collegium zu besu¬
chen. Seine Bitte fand bei den meisten Israeliten den besten Erfolg;
an dem heutigen Tage aber, wo er glaubte, daß man nie mehr brauchen
werde, ein Wort über eine solche zweckmäßige Einrichtung zu sprechen,
stellten sich sechs Herren Jsraeliten in die mittlere Reihe gegen die wie¬
derholten Bitten und Ermahnungen des Professors, der Mehrzahl ihrer
Glaubensgenossen einen grellen Contrast darbietend, welche die ihnen an¬
gewiesenen Platze ganz ruhig und in der besten Ordnung einnahmen und
einen noch grellem Contrast uns allen Unterschriebenen gegenüber machend,
welche wir auf einen einzigen Wink und Spruch die besondern für Ju¬
risten, Philosophen, die Schüler der Humanoria und Gaste angewiesenen
Platze gleich annahmen. Die Art und Weise, wie die sechs Logiker ge¬
gen alle, uns recht gut bekannte akademische Gesetze, gegen allen, einer
Universität geziemender Anstand den Ermahnungen des Professors geant¬
wortet haben, hat uns in die größte Entrüstung und Bestürzung gebracht
und wir verdankten den wiederholten innigsten Bitten des Professors den
friedlichen Ausgang einer Sache, welche bei einer so unerhörten und viel¬
leicht in den Annalen der akademischen Universität nicht zu findenden
Widersetzlichkeit gegen die akademischen Gesetze einen andern Ausgang
hätte haben können. Unser auffahrendes Blut wurde durch die Bitten,
durch die Beschwörungen des Professors besänftigt, unsere auf den Lippen
schon stehenden Drohungen wurden von der Bitte und gleichsam den
Händen des Professors zurückgehalten. Damit aber der einer Universität
geziemende Anstand gänzlich beobachtet werden könne, haben sich die unter
dem Gefertigten mit einem * bezeichneten Akademiker sich freiwillig dem
Professor angeboten, die sechs unwürdigen Mitglieder nach Hause zu be¬
gleiten. (Folgen die Unterschriften.)

Man kann aus dieser Anzeige ersehen, welche hohe> Humanität Herr
Professor Franccsconi mit seinen andern ausgezeichneten Geistesgaben ver¬
bindet, denn ihm allein haben die sechs erwähnten jüdischen Studenten ihr
Leben zu verdanken. Wenn die Juden darauf hinweisen, daß in frühern
Jahren, namentlich bei Herrn Spirk, niemals solche Vorgänge stattfan¬
den, so mögen sie vielleicht in jener Zeit weniger dünkelhaft gewesen sein,
auch waren wohl jene Vorlesungen nie so beliebt und so stark besucht,
Ch. S. als die des Hrn. Prof. Frcmcesconi.


IV-
Literarische Notizen.

Laube's "Karlsschüler" auf der Bühne. -- Ein zweiundachtzigjähriger deutscher
Dichter. -- Zeitungsgegacker.

Laubes neuestes Drama: "die Karlsschüler" ist am II. November
(dem Geburtstage Schillers) an drei verschiedenen deutschen Bühnen zur
Aufführung gekommen: in München, Dresden und Manheim. Bis jetzt
kennen wir blos den Dresdner Erfolg und dieser war ein glänzender!
Der Versasser, der behufs der nusiz en haomo nach Dresden gereist war,


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begegnen und welche gewöhnlich die ersten sind, das Collegium zu besu¬
chen. Seine Bitte fand bei den meisten Israeliten den besten Erfolg;
an dem heutigen Tage aber, wo er glaubte, daß man nie mehr brauchen
werde, ein Wort über eine solche zweckmäßige Einrichtung zu sprechen,
stellten sich sechs Herren Jsraeliten in die mittlere Reihe gegen die wie¬
derholten Bitten und Ermahnungen des Professors, der Mehrzahl ihrer
Glaubensgenossen einen grellen Contrast darbietend, welche die ihnen an¬
gewiesenen Platze ganz ruhig und in der besten Ordnung einnahmen und
einen noch grellem Contrast uns allen Unterschriebenen gegenüber machend,
welche wir auf einen einzigen Wink und Spruch die besondern für Ju¬
risten, Philosophen, die Schüler der Humanoria und Gaste angewiesenen
Platze gleich annahmen. Die Art und Weise, wie die sechs Logiker ge¬
gen alle, uns recht gut bekannte akademische Gesetze, gegen allen, einer
Universität geziemender Anstand den Ermahnungen des Professors geant¬
wortet haben, hat uns in die größte Entrüstung und Bestürzung gebracht
und wir verdankten den wiederholten innigsten Bitten des Professors den
friedlichen Ausgang einer Sache, welche bei einer so unerhörten und viel¬
leicht in den Annalen der akademischen Universität nicht zu findenden
Widersetzlichkeit gegen die akademischen Gesetze einen andern Ausgang
hätte haben können. Unser auffahrendes Blut wurde durch die Bitten,
durch die Beschwörungen des Professors besänftigt, unsere auf den Lippen
schon stehenden Drohungen wurden von der Bitte und gleichsam den
Händen des Professors zurückgehalten. Damit aber der einer Universität
geziemende Anstand gänzlich beobachtet werden könne, haben sich die unter
dem Gefertigten mit einem * bezeichneten Akademiker sich freiwillig dem
Professor angeboten, die sechs unwürdigen Mitglieder nach Hause zu be¬
gleiten. (Folgen die Unterschriften.)

Man kann aus dieser Anzeige ersehen, welche hohe> Humanität Herr
Professor Franccsconi mit seinen andern ausgezeichneten Geistesgaben ver¬
bindet, denn ihm allein haben die sechs erwähnten jüdischen Studenten ihr
Leben zu verdanken. Wenn die Juden darauf hinweisen, daß in frühern
Jahren, namentlich bei Herrn Spirk, niemals solche Vorgänge stattfan¬
den, so mögen sie vielleicht in jener Zeit weniger dünkelhaft gewesen sein,
auch waren wohl jene Vorlesungen nie so beliebt und so stark besucht,
Ch. S. als die des Hrn. Prof. Frcmcesconi.


IV-
Literarische Notizen.

Laube's „Karlsschüler" auf der Bühne. — Ein zweiundachtzigjähriger deutscher
Dichter. — Zeitungsgegacker.

Laubes neuestes Drama: „die Karlsschüler" ist am II. November
(dem Geburtstage Schillers) an drei verschiedenen deutschen Bühnen zur
Aufführung gekommen: in München, Dresden und Manheim. Bis jetzt
kennen wir blos den Dresdner Erfolg und dieser war ein glänzender!
Der Versasser, der behufs der nusiz en haomo nach Dresden gereist war,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/271>, abgerufen am 05.12.2024.