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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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dem größten Kenner der italienischen Sprache und Literatur, den Oester¬
reich vielleicht besitzt, der hebräischen Nation eine Lehre gegeben, an die
sie hoffentlich denken wird und die den andern Herren Professoren wohl
zum Beispiel dienen wird, wie man mit dieser von unserm Heiland ge¬
zeichneten Kaste umgehen muß. Herr Prof. Francesconi, welcher besser
weiß, was man der Würde eines Hochschullehrers schuldig ist, als andere
von jüdischem Reichthum und Schwägerschaft (?) geblendete Herren, hat,
nachdem in seinem Lehrsaale die Ruhe und die augenblickliche Ordnung
durch die Gegenwart und durch den Ungehorsam jüdischer Menschen ge¬
stört wurde, sogleich Mittel gefunden, ihnen mit voller Energie zu be¬
gegnen. Er hat seine Achtung vor den christlichen Studenten dadurch
bethätigt, daß er diese selbst aufforderte, ein Gesuch an den k. ?. Hof¬
studienrath abzufassen und was ich in dieser Zeitschrift hier zum Abdruck
einsende, weil es am Besten die Uebergriffe schildert, welche man sich
gegen den ausgezeichneten Mann zu Schulden kommen ließ.


Hoedi. k. k. Studien-Hofcommission!

Um die allerhöchste Entschließung vom 23. Nov. 1825 nach ihrem
wahren Geiste beobachten zu lassen, hat unser Professor der italienischen
Sprache für gut befunden, eine besondere Einrichtung in seinem Eollcgium
wegen der Besetzung der Plätze einzuführen und da" um so mehr, da die
Anzahl der Hörer der italienischen Lehrkanzel auf eine auffallende Weise
in diesen Tagen gewachsen ist. Nach dem Sinne der allerhöchsten Ent¬
schließung, deren Lectüre er uns einmal mit allem Nachdruck gemacht
hat, hätte der Professor die Juristen" die Philosophen, Schüler der Hu-
manoria und die Beamten, sonst keinen, aufnehmen sollen. Um aber
auch Andern, welche es wünschen, eine in der Ansicht der hohen Regie¬
rung so wichtige Sprache auch lehren zu können, hat der Professor ein
besonderes Studium, eine besondere Beobachtung der Bänke und derjeni¬
gen, welche auf denselben Platz zu nehmen pflegen, gemacht. Das Re¬
sultat dieser Beobachtung war, daß die mittlern Reihen der Bänke be¬
ständig von Jsraeliten besetzt waren. 5>L. Die israelitischen Zuhörer be¬
stehen: aus einer sehr unbedeutenden Anzahl von Juristen, Philosophen
und Hörern der Humanoria und keine Beamten; b. aus einer sehr be¬
deutenden Anzahl von nur durch die Gefälligkeit des Professors einge¬
schriebenen, sehr selten die jährliche Prüfung machenden Zuhörern, welche
nach dem Sinne der allerhöchsten Entschließung nicht den geringsten An¬
spruch auf einen Unterricht in der italienischen Sprache in einem über¬
füllten Collegium machen können. Dies gilt um so mehr für die un¬
zähligen israelitischen Gäste, welche besonders am Samstag das Collegium
der italienischen Sprache als einen Erholungsort zu besuchen pflegen. Bei
solchen Umständen und in dem Bewußtsein, immer nach dem Sinne der
allerhöchsten Entschließung zu handeln, ersuchte er zu wiederholten Malen
die Herren Jsraeliten, nicht in den mittlern Reihen der Bänke, sondern
in der Reihe der rechten Seite des Professors Platz zu nehmen und das,
weil er auf diese Art gewiß war, daß die diese Collegien besuchenden Js¬
raeliten meistentheils Leute seien, welchen wir auf der Straße ganz müßig


dem größten Kenner der italienischen Sprache und Literatur, den Oester¬
reich vielleicht besitzt, der hebräischen Nation eine Lehre gegeben, an die
sie hoffentlich denken wird und die den andern Herren Professoren wohl
zum Beispiel dienen wird, wie man mit dieser von unserm Heiland ge¬
zeichneten Kaste umgehen muß. Herr Prof. Francesconi, welcher besser
weiß, was man der Würde eines Hochschullehrers schuldig ist, als andere
von jüdischem Reichthum und Schwägerschaft (?) geblendete Herren, hat,
nachdem in seinem Lehrsaale die Ruhe und die augenblickliche Ordnung
durch die Gegenwart und durch den Ungehorsam jüdischer Menschen ge¬
stört wurde, sogleich Mittel gefunden, ihnen mit voller Energie zu be¬
gegnen. Er hat seine Achtung vor den christlichen Studenten dadurch
bethätigt, daß er diese selbst aufforderte, ein Gesuch an den k. ?. Hof¬
studienrath abzufassen und was ich in dieser Zeitschrift hier zum Abdruck
einsende, weil es am Besten die Uebergriffe schildert, welche man sich
gegen den ausgezeichneten Mann zu Schulden kommen ließ.


Hoedi. k. k. Studien-Hofcommission!

Um die allerhöchste Entschließung vom 23. Nov. 1825 nach ihrem
wahren Geiste beobachten zu lassen, hat unser Professor der italienischen
Sprache für gut befunden, eine besondere Einrichtung in seinem Eollcgium
wegen der Besetzung der Plätze einzuführen und da« um so mehr, da die
Anzahl der Hörer der italienischen Lehrkanzel auf eine auffallende Weise
in diesen Tagen gewachsen ist. Nach dem Sinne der allerhöchsten Ent¬
schließung, deren Lectüre er uns einmal mit allem Nachdruck gemacht
hat, hätte der Professor die Juristen» die Philosophen, Schüler der Hu-
manoria und die Beamten, sonst keinen, aufnehmen sollen. Um aber
auch Andern, welche es wünschen, eine in der Ansicht der hohen Regie¬
rung so wichtige Sprache auch lehren zu können, hat der Professor ein
besonderes Studium, eine besondere Beobachtung der Bänke und derjeni¬
gen, welche auf denselben Platz zu nehmen pflegen, gemacht. Das Re¬
sultat dieser Beobachtung war, daß die mittlern Reihen der Bänke be¬
ständig von Jsraeliten besetzt waren. 5>L. Die israelitischen Zuhörer be¬
stehen: aus einer sehr unbedeutenden Anzahl von Juristen, Philosophen
und Hörern der Humanoria und keine Beamten; b. aus einer sehr be¬
deutenden Anzahl von nur durch die Gefälligkeit des Professors einge¬
schriebenen, sehr selten die jährliche Prüfung machenden Zuhörern, welche
nach dem Sinne der allerhöchsten Entschließung nicht den geringsten An¬
spruch auf einen Unterricht in der italienischen Sprache in einem über¬
füllten Collegium machen können. Dies gilt um so mehr für die un¬
zähligen israelitischen Gäste, welche besonders am Samstag das Collegium
der italienischen Sprache als einen Erholungsort zu besuchen pflegen. Bei
solchen Umständen und in dem Bewußtsein, immer nach dem Sinne der
allerhöchsten Entschließung zu handeln, ersuchte er zu wiederholten Malen
die Herren Jsraeliten, nicht in den mittlern Reihen der Bänke, sondern
in der Reihe der rechten Seite des Professors Platz zu nehmen und das,
weil er auf diese Art gewiß war, daß die diese Collegien besuchenden Js¬
raeliten meistentheils Leute seien, welchen wir auf der Straße ganz müßig


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[0270] dem größten Kenner der italienischen Sprache und Literatur, den Oester¬ reich vielleicht besitzt, der hebräischen Nation eine Lehre gegeben, an die sie hoffentlich denken wird und die den andern Herren Professoren wohl zum Beispiel dienen wird, wie man mit dieser von unserm Heiland ge¬ zeichneten Kaste umgehen muß. Herr Prof. Francesconi, welcher besser weiß, was man der Würde eines Hochschullehrers schuldig ist, als andere von jüdischem Reichthum und Schwägerschaft (?) geblendete Herren, hat, nachdem in seinem Lehrsaale die Ruhe und die augenblickliche Ordnung durch die Gegenwart und durch den Ungehorsam jüdischer Menschen ge¬ stört wurde, sogleich Mittel gefunden, ihnen mit voller Energie zu be¬ gegnen. Er hat seine Achtung vor den christlichen Studenten dadurch bethätigt, daß er diese selbst aufforderte, ein Gesuch an den k. ?. Hof¬ studienrath abzufassen und was ich in dieser Zeitschrift hier zum Abdruck einsende, weil es am Besten die Uebergriffe schildert, welche man sich gegen den ausgezeichneten Mann zu Schulden kommen ließ. Hoedi. k. k. Studien-Hofcommission! Um die allerhöchste Entschließung vom 23. Nov. 1825 nach ihrem wahren Geiste beobachten zu lassen, hat unser Professor der italienischen Sprache für gut befunden, eine besondere Einrichtung in seinem Eollcgium wegen der Besetzung der Plätze einzuführen und da« um so mehr, da die Anzahl der Hörer der italienischen Lehrkanzel auf eine auffallende Weise in diesen Tagen gewachsen ist. Nach dem Sinne der allerhöchsten Ent¬ schließung, deren Lectüre er uns einmal mit allem Nachdruck gemacht hat, hätte der Professor die Juristen» die Philosophen, Schüler der Hu- manoria und die Beamten, sonst keinen, aufnehmen sollen. Um aber auch Andern, welche es wünschen, eine in der Ansicht der hohen Regie¬ rung so wichtige Sprache auch lehren zu können, hat der Professor ein besonderes Studium, eine besondere Beobachtung der Bänke und derjeni¬ gen, welche auf denselben Platz zu nehmen pflegen, gemacht. Das Re¬ sultat dieser Beobachtung war, daß die mittlern Reihen der Bänke be¬ ständig von Jsraeliten besetzt waren. 5>L. Die israelitischen Zuhörer be¬ stehen: aus einer sehr unbedeutenden Anzahl von Juristen, Philosophen und Hörern der Humanoria und keine Beamten; b. aus einer sehr be¬ deutenden Anzahl von nur durch die Gefälligkeit des Professors einge¬ schriebenen, sehr selten die jährliche Prüfung machenden Zuhörern, welche nach dem Sinne der allerhöchsten Entschließung nicht den geringsten An¬ spruch auf einen Unterricht in der italienischen Sprache in einem über¬ füllten Collegium machen können. Dies gilt um so mehr für die un¬ zähligen israelitischen Gäste, welche besonders am Samstag das Collegium der italienischen Sprache als einen Erholungsort zu besuchen pflegen. Bei solchen Umständen und in dem Bewußtsein, immer nach dem Sinne der allerhöchsten Entschließung zu handeln, ersuchte er zu wiederholten Malen die Herren Jsraeliten, nicht in den mittlern Reihen der Bänke, sondern in der Reihe der rechten Seite des Professors Platz zu nehmen und das, weil er auf diese Art gewiß war, daß die diese Collegien besuchenden Js¬ raeliten meistentheils Leute seien, welchen wir auf der Straße ganz müßig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/270>, abgerufen am 03.07.2024.