Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Döring hat in Königsberg und Danzig wirklich mit glänzendsten Er¬
folge Gastrollen gegeben. Seit Ludwig Devrient und der großen So¬
phie Schröder hat in jenen östlichen Hauptstädten Preußens kein Schau¬
spieler ein ähnliches Interesse erregt, und wir wüßten auch keinen, der
es mehr verdiente, als eben Döring, der in den Wandlungen des
Humors und der Charakteristik unübertroffen dasteht. Warum also
schweigen unsere lieben Zeitungen von ihm und über ihn!? Freilich
schreibt er keine Briefe an Redactionen, an Liebhaber, an Verwandte,
mit dem Winke, sie doch ja für Zeitungsnotizen zu excerpiren; allein die
diesseitigen Redactionen, welche die Zeitungen aller preußischen Haupt¬
städte halten und für die eigenen benutzen, sollten unaufgefordert, neben
jenen grünt- und bodenlosen Lobhudeleien, wenigstens kurz bemerken,
daß auch der Künstler, den die berliner Hofbühne mit Stolz den ihren
nennt, sich auswärts der größten Anerkennung seines außerordentlichen
Talents erfreut. Das wäre wenigstens nicht mehr als recht und billig
und anständig zugleich.

Der König soll es gerne sehen, daß die langen, langweiligen,
schattenlosen Straßen Berlin's mit Bäumen bepflanzt werden, die auch
dem unerträglichen Staube in etwas wehren, indem sie ihn auffangen.
Kaum fangen nun einige Hausbesitzer an, vor ihren Hausern einige
Bäumchen in die Erde zu senken, um den eben so poetischen als prakti¬
schen Wunsch des Königs zu realistren: gleich kommt da so ein ächter
berliner Staub- und Weißbierphilister mit einer Zeitungsannonce und
moquirt sich über diese Neuerung. Vor mehreren Jahren, vor dem
Regierungsantritt des jetzigen Monarchen, war es nämlich nicht nur ver-.
boten, Bäume in den Straßen zu pflanzen, sondern die vorhandenen
H...... wurden sogar beseitigt.


IV.
Aus Paris.

Ein Artikel der Grenzboten. -- Lecomtc "ut Thiers. -- Ibrahim Pascha.
-- Theater. -- Die schöne Jüdin.

Die conservative Revue Loi-i-esponilimt bringt in ihrem letzten
Hefte den von den Grenzboten (l^o Ross^er ass trontiores) mitge¬
theilten Brief eines Reisenden über die Vorgange in Galizien. Der
Versasser nennt ihn caase do Sit t'-taille, oMcisr iustinit, eciivain
illAeiiiellx, axrvs avoir ki^uiv avec 6etat altus le p-url liberal
"ö is, tloa^rig et miuziiestv les s^mnatlüos los plus vives en ta-
veur alö la k'oloAoe, vient cke scellvr sa ji-iix mei-ticuliero ilvec I"
xguveillöment -mtriclnen en ombrassant publi^usmeut 8it alticus", *).
Den Artikel selbst leitet der Correspondant unter andern mit folgender



Der Correspondant scheint also wieder eine ganz andere Persönlichkeit
als die Allgemeine Zeitung, als Verfasser jenes Artikels, zu vermuthen. Wir
können ihm jedoch die Versicherung geben, daß mit Ausnahme des vMvivr in-
"truie und des vvrivain ingsnivux (dürste wohl heißen clistinxnö) seine ganze
D. Red. übrige Bezeichnung durchaus nicht paßt.
45*

Döring hat in Königsberg und Danzig wirklich mit glänzendsten Er¬
folge Gastrollen gegeben. Seit Ludwig Devrient und der großen So¬
phie Schröder hat in jenen östlichen Hauptstädten Preußens kein Schau¬
spieler ein ähnliches Interesse erregt, und wir wüßten auch keinen, der
es mehr verdiente, als eben Döring, der in den Wandlungen des
Humors und der Charakteristik unübertroffen dasteht. Warum also
schweigen unsere lieben Zeitungen von ihm und über ihn!? Freilich
schreibt er keine Briefe an Redactionen, an Liebhaber, an Verwandte,
mit dem Winke, sie doch ja für Zeitungsnotizen zu excerpiren; allein die
diesseitigen Redactionen, welche die Zeitungen aller preußischen Haupt¬
städte halten und für die eigenen benutzen, sollten unaufgefordert, neben
jenen grünt- und bodenlosen Lobhudeleien, wenigstens kurz bemerken,
daß auch der Künstler, den die berliner Hofbühne mit Stolz den ihren
nennt, sich auswärts der größten Anerkennung seines außerordentlichen
Talents erfreut. Das wäre wenigstens nicht mehr als recht und billig
und anständig zugleich.

Der König soll es gerne sehen, daß die langen, langweiligen,
schattenlosen Straßen Berlin's mit Bäumen bepflanzt werden, die auch
dem unerträglichen Staube in etwas wehren, indem sie ihn auffangen.
Kaum fangen nun einige Hausbesitzer an, vor ihren Hausern einige
Bäumchen in die Erde zu senken, um den eben so poetischen als prakti¬
schen Wunsch des Königs zu realistren: gleich kommt da so ein ächter
berliner Staub- und Weißbierphilister mit einer Zeitungsannonce und
moquirt sich über diese Neuerung. Vor mehreren Jahren, vor dem
Regierungsantritt des jetzigen Monarchen, war es nämlich nicht nur ver-.
boten, Bäume in den Straßen zu pflanzen, sondern die vorhandenen
H...... wurden sogar beseitigt.


IV.
Aus Paris.

Ein Artikel der Grenzboten. — Lecomtc »ut Thiers. — Ibrahim Pascha.
— Theater. — Die schöne Jüdin.

Die conservative Revue Loi-i-esponilimt bringt in ihrem letzten
Hefte den von den Grenzboten (l^o Ross^er ass trontiores) mitge¬
theilten Brief eines Reisenden über die Vorgange in Galizien. Der
Versasser nennt ihn caase do Sit t'-taille, oMcisr iustinit, eciivain
illAeiiiellx, axrvs avoir ki^uiv avec 6etat altus le p-url liberal
»ö is, tloa^rig et miuziiestv les s^mnatlüos los plus vives en ta-
veur alö la k'oloAoe, vient cke scellvr sa ji-iix mei-ticuliero ilvec I«
xguveillöment -mtriclnen en ombrassant publi^usmeut 8it alticus«, *).
Den Artikel selbst leitet der Correspondant unter andern mit folgender



Der Correspondant scheint also wieder eine ganz andere Persönlichkeit
als die Allgemeine Zeitung, als Verfasser jenes Artikels, zu vermuthen. Wir
können ihm jedoch die Versicherung geben, daß mit Ausnahme des vMvivr in-
»truie und des vvrivain ingsnivux (dürste wohl heißen clistinxnö) seine ganze
D. Red. übrige Bezeichnung durchaus nicht paßt.
45*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182786"/>
              <p xml:id="ID_1026" prev="#ID_1025"> Döring hat in Königsberg und Danzig wirklich mit glänzendsten Er¬<lb/>
folge Gastrollen gegeben. Seit Ludwig Devrient und der großen So¬<lb/>
phie Schröder hat in jenen östlichen Hauptstädten Preußens kein Schau¬<lb/>
spieler ein ähnliches Interesse erregt, und wir wüßten auch keinen, der<lb/>
es mehr verdiente, als eben Döring, der in den Wandlungen des<lb/>
Humors und der Charakteristik unübertroffen dasteht. Warum also<lb/>
schweigen unsere lieben Zeitungen von ihm und über ihn!? Freilich<lb/>
schreibt er keine Briefe an Redactionen, an Liebhaber, an Verwandte,<lb/>
mit dem Winke, sie doch ja für Zeitungsnotizen zu excerpiren; allein die<lb/>
diesseitigen Redactionen, welche die Zeitungen aller preußischen Haupt¬<lb/>
städte halten und für die eigenen benutzen, sollten unaufgefordert, neben<lb/>
jenen grünt- und bodenlosen Lobhudeleien, wenigstens kurz bemerken,<lb/>
daß auch der Künstler, den die berliner Hofbühne mit Stolz den ihren<lb/>
nennt, sich auswärts der größten Anerkennung seines außerordentlichen<lb/>
Talents erfreut. Das wäre wenigstens nicht mehr als recht und billig<lb/>
und anständig zugleich.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_1027"> Der König soll es gerne sehen, daß die langen, langweiligen,<lb/>
schattenlosen Straßen Berlin's mit Bäumen bepflanzt werden, die auch<lb/>
dem unerträglichen Staube in etwas wehren, indem sie ihn auffangen.<lb/>
Kaum fangen nun einige Hausbesitzer an, vor ihren Hausern einige<lb/>
Bäumchen in die Erde zu senken, um den eben so poetischen als prakti¬<lb/>
schen Wunsch des Königs zu realistren: gleich kommt da so ein ächter<lb/>
berliner Staub- und Weißbierphilister mit einer Zeitungsannonce und<lb/>
moquirt sich über diese Neuerung. Vor mehreren Jahren, vor dem<lb/>
Regierungsantritt des jetzigen Monarchen, war es nämlich nicht nur ver-.<lb/>
boten, Bäume in den Straßen zu pflanzen, sondern die vorhandenen<lb/><note type="byline"> H......</note> wurden sogar beseitigt. </p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div n="2">
            <head> IV.<lb/>
Aus Paris.</head><lb/>
            <note type="argument"> Ein Artikel der Grenzboten. &#x2014; Lecomtc »ut Thiers. &#x2014; Ibrahim Pascha.<lb/>
&#x2014; Theater. &#x2014; Die schöne Jüdin.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_1028" next="#ID_1029"> Die conservative Revue Loi-i-esponilimt bringt in ihrem letzten<lb/>
Hefte den von den Grenzboten (l^o Ross^er ass trontiores) mitge¬<lb/>
theilten Brief eines Reisenden über die Vorgange in Galizien. Der<lb/>
Versasser nennt ihn caase do Sit t'-taille, oMcisr iustinit, eciivain<lb/>
illAeiiiellx, axrvs avoir ki^uiv avec 6etat altus le p-url liberal<lb/>
»ö is, tloa^rig et miuziiestv les s^mnatlüos los plus vives en ta-<lb/>
veur alö la k'oloAoe, vient cke scellvr sa ji-iix mei-ticuliero ilvec I«<lb/>
xguveillöment -mtriclnen en ombrassant publi^usmeut 8it alticus«, *).<lb/>
Den Artikel selbst leitet der Correspondant unter andern mit folgender</p><lb/>
            <note xml:id="FID_29" place="foot"> Der Correspondant scheint also wieder eine ganz andere Persönlichkeit<lb/>
als die Allgemeine Zeitung, als Verfasser jenes Artikels, zu vermuthen. Wir<lb/>
können ihm jedoch die Versicherung geben, daß mit Ausnahme des vMvivr in-<lb/>
»truie und des vvrivain ingsnivux (dürste wohl heißen clistinxnö) seine ganze<lb/><note type="byline"> D. Red.</note> übrige Bezeichnung durchaus nicht paßt. </note><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 45*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0363] Döring hat in Königsberg und Danzig wirklich mit glänzendsten Er¬ folge Gastrollen gegeben. Seit Ludwig Devrient und der großen So¬ phie Schröder hat in jenen östlichen Hauptstädten Preußens kein Schau¬ spieler ein ähnliches Interesse erregt, und wir wüßten auch keinen, der es mehr verdiente, als eben Döring, der in den Wandlungen des Humors und der Charakteristik unübertroffen dasteht. Warum also schweigen unsere lieben Zeitungen von ihm und über ihn!? Freilich schreibt er keine Briefe an Redactionen, an Liebhaber, an Verwandte, mit dem Winke, sie doch ja für Zeitungsnotizen zu excerpiren; allein die diesseitigen Redactionen, welche die Zeitungen aller preußischen Haupt¬ städte halten und für die eigenen benutzen, sollten unaufgefordert, neben jenen grünt- und bodenlosen Lobhudeleien, wenigstens kurz bemerken, daß auch der Künstler, den die berliner Hofbühne mit Stolz den ihren nennt, sich auswärts der größten Anerkennung seines außerordentlichen Talents erfreut. Das wäre wenigstens nicht mehr als recht und billig und anständig zugleich. Der König soll es gerne sehen, daß die langen, langweiligen, schattenlosen Straßen Berlin's mit Bäumen bepflanzt werden, die auch dem unerträglichen Staube in etwas wehren, indem sie ihn auffangen. Kaum fangen nun einige Hausbesitzer an, vor ihren Hausern einige Bäumchen in die Erde zu senken, um den eben so poetischen als prakti¬ schen Wunsch des Königs zu realistren: gleich kommt da so ein ächter berliner Staub- und Weißbierphilister mit einer Zeitungsannonce und moquirt sich über diese Neuerung. Vor mehreren Jahren, vor dem Regierungsantritt des jetzigen Monarchen, war es nämlich nicht nur ver-. boten, Bäume in den Straßen zu pflanzen, sondern die vorhandenen H...... wurden sogar beseitigt. IV. Aus Paris. Ein Artikel der Grenzboten. — Lecomtc »ut Thiers. — Ibrahim Pascha. — Theater. — Die schöne Jüdin. Die conservative Revue Loi-i-esponilimt bringt in ihrem letzten Hefte den von den Grenzboten (l^o Ross^er ass trontiores) mitge¬ theilten Brief eines Reisenden über die Vorgange in Galizien. Der Versasser nennt ihn caase do Sit t'-taille, oMcisr iustinit, eciivain illAeiiiellx, axrvs avoir ki^uiv avec 6etat altus le p-url liberal »ö is, tloa^rig et miuziiestv les s^mnatlüos los plus vives en ta- veur alö la k'oloAoe, vient cke scellvr sa ji-iix mei-ticuliero ilvec I« xguveillöment -mtriclnen en ombrassant publi^usmeut 8it alticus«, *). Den Artikel selbst leitet der Correspondant unter andern mit folgender Der Correspondant scheint also wieder eine ganz andere Persönlichkeit als die Allgemeine Zeitung, als Verfasser jenes Artikels, zu vermuthen. Wir können ihm jedoch die Versicherung geben, daß mit Ausnahme des vMvivr in- »truie und des vvrivain ingsnivux (dürste wohl heißen clistinxnö) seine ganze D. Red. übrige Bezeichnung durchaus nicht paßt. 45*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/363
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/363>, abgerufen am 28.12.2024.