Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.T a g e b u eh. i. Aus Wien. Das Feldlager. -- Schleswig-Holstein. -- Bank und Eisenbahn. Die Soldatenspielerei unseres großen Feldlagers, welches sich seit T a g e b u eh. i. Aus Wien. Das Feldlager. — Schleswig-Holstein. — Bank und Eisenbahn. Die Soldatenspielerei unseres großen Feldlagers, welches sich seit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0508" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183529"/> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u eh.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/> Aus Wien.</head><lb/> <note type="argument"> Das Feldlager. — Schleswig-Holstein. — Bank und Eisenbahn.</note><lb/> <p xml:id="ID_1507"> Die Soldatenspielerei unseres großen Feldlagers, welches sich seit<lb/> dem 1. d. M. in unserer Nähe bei Florisdorf befindet, zieht täglich Tau¬<lb/> sende von Menschen aus der Stadt hinaus, und die Nordbahn läßt<lb/> immerwährend Separattrains hin und her gehen. Das von der Inspek¬<lb/> tion des Landes-Contingents dort zu besichtigende Truppen-Corps besteht<lb/> aus 22 Bataillonen Infanterie, 28 Schwadronen Cavallerie, 7 Com¬<lb/> pagnien Pionniere, 4 Cavallerie- und 6 ordinären Fußbatterien. Eine<lb/> imposante Macht, aber schade, daß dieses Lager, dann jenes in Böhmen<lb/> so viel kosten, daß man mit dem Gelde wohl viel nützlicheres hätte an¬<lb/> fangen können; man spricht immer vom ewigen Frieden, von den Seg¬<lb/> nungen der neuen Diplomatie, welche die Kriege entbehrlich macht und<lb/> hält ein stehendes Heer von ungeheurer Größe. Der Prinz Wasa fehlt<lb/> diesmal bei den Manövres, er ist nach Oldenburg abgereist, um mit<lb/> dem dortigen Großherzoge sich über die Ägnatenrechte des Hauses Gottorp<lb/> zu besprechen. Im Publicum wird den Schleswig-Holstein'schen Ange¬<lb/> legenheiten nur geringe Aufmerksamkeit und Theilnahme geschenkt, sie<lb/> beschränkt sich, wie alles politische Leben bei uns, nur auf gewisse Kreise,<lb/> das Volk weiß nichts und der Bürgersmann, der ja eine Zeitung liest,<lb/> hat weder die politische Bildung, um das wahre Verhältniß aufzufassen,<lb/> noch kann er sich, bei der Ungleichheit der zwischen Oesterreich und den<lb/> Herzogthümern bestehenden Verhältnisse, so recht in die Interessen der<lb/> Schleswig-Holsteiner hineindenken. Der gebildete Stand aber ist ganz<lb/> auf Seite der Herzogthümer, und man wünscht, daß unsere Regierung<lb/> sich einmal wieder als unsre deutsche Macht zeigen möge. Zeit wäre es!</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0508]
T a g e b u eh.
i.
Aus Wien.
Das Feldlager. — Schleswig-Holstein. — Bank und Eisenbahn.
Die Soldatenspielerei unseres großen Feldlagers, welches sich seit
dem 1. d. M. in unserer Nähe bei Florisdorf befindet, zieht täglich Tau¬
sende von Menschen aus der Stadt hinaus, und die Nordbahn läßt
immerwährend Separattrains hin und her gehen. Das von der Inspek¬
tion des Landes-Contingents dort zu besichtigende Truppen-Corps besteht
aus 22 Bataillonen Infanterie, 28 Schwadronen Cavallerie, 7 Com¬
pagnien Pionniere, 4 Cavallerie- und 6 ordinären Fußbatterien. Eine
imposante Macht, aber schade, daß dieses Lager, dann jenes in Böhmen
so viel kosten, daß man mit dem Gelde wohl viel nützlicheres hätte an¬
fangen können; man spricht immer vom ewigen Frieden, von den Seg¬
nungen der neuen Diplomatie, welche die Kriege entbehrlich macht und
hält ein stehendes Heer von ungeheurer Größe. Der Prinz Wasa fehlt
diesmal bei den Manövres, er ist nach Oldenburg abgereist, um mit
dem dortigen Großherzoge sich über die Ägnatenrechte des Hauses Gottorp
zu besprechen. Im Publicum wird den Schleswig-Holstein'schen Ange¬
legenheiten nur geringe Aufmerksamkeit und Theilnahme geschenkt, sie
beschränkt sich, wie alles politische Leben bei uns, nur auf gewisse Kreise,
das Volk weiß nichts und der Bürgersmann, der ja eine Zeitung liest,
hat weder die politische Bildung, um das wahre Verhältniß aufzufassen,
noch kann er sich, bei der Ungleichheit der zwischen Oesterreich und den
Herzogthümern bestehenden Verhältnisse, so recht in die Interessen der
Schleswig-Holsteiner hineindenken. Der gebildete Stand aber ist ganz
auf Seite der Herzogthümer, und man wünscht, daß unsere Regierung
sich einmal wieder als unsre deutsche Macht zeigen möge. Zeit wäre es!
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