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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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i.
Aus Hamburg.

Budgetverhandlnngcn. -- Senat und Bürgerschaft. -- Censur. -- Theater.

In der letzten Bürgerversammlung ist über den Budgetbestand Re¬
chenschaft abgelegt worden- Auch wird, wie jüngst, von Zeit zu Zeit
auf Gehalterhöhung dieses oder jenes Beamten angetragen, und in der
Regel ertheilt die Bürgerschaft Anträgen der Art, aus natürlicher Gut¬
müthigkeit vermuthlich, ihre Zustimmung. Das ist nun auch Alles
recht gut, aber es haben dieses Mal doch einige Bürger gemeint, geäu¬
ßert, versteht sich mit aller Bescheidenheit, daß mancher "höhere Beamte"
wohl zu hoch besoldet werde. Wann wird man dahin kommen, das
Budget nicht mehr summarisch, sondern etwas genauer und um¬
ständlicher zu verhandeln, wann wird man überhaupt unsere Staatsöko¬
nomie, die Besoldung des ganzen Beamtenpersonals von oben bis un¬
ten sorgfältig prüfen und sehen, ob Alles nach Verhältniß der Thätigkeit
und Dienstleistung im Einklang ist! Wann wird man zu diesem Zweck
eine Prüfungs-Commission erwählen, wann werden die sehr betheiligten,
und mit Steuern in dieser schweren Zeit sehr bedrängten Bürger einse¬
hen, daß solches Vornehmen durchaus nothwendig ist? -- Man hat so
viel gesprochen und geschrieben über den Aufwand und die Unterhaltung
der Cardinäle, über unsere vierundzwanzig Senatoren hat in ganz
Deutschland noch keine Seele sich ausgelassen. -- Die Anträge des Se¬
nats an die Bürgerschaft werden seit dem Brande drei ganze Tage von
der Versammlung, gut und verständlich auseinandergesetzt, vertheilt; was
hat ihrerseits dagegen die Bürgerschaft, was haben die Sprecher oder
sogenannten Collegial - Vertreter gethan ? Nichts. Man hört nur oder


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i.
Aus Hamburg.

Budgetverhandlnngcn. — Senat und Bürgerschaft. — Censur. — Theater.

In der letzten Bürgerversammlung ist über den Budgetbestand Re¬
chenschaft abgelegt worden- Auch wird, wie jüngst, von Zeit zu Zeit
auf Gehalterhöhung dieses oder jenes Beamten angetragen, und in der
Regel ertheilt die Bürgerschaft Anträgen der Art, aus natürlicher Gut¬
müthigkeit vermuthlich, ihre Zustimmung. Das ist nun auch Alles
recht gut, aber es haben dieses Mal doch einige Bürger gemeint, geäu¬
ßert, versteht sich mit aller Bescheidenheit, daß mancher „höhere Beamte"
wohl zu hoch besoldet werde. Wann wird man dahin kommen, das
Budget nicht mehr summarisch, sondern etwas genauer und um¬
ständlicher zu verhandeln, wann wird man überhaupt unsere Staatsöko¬
nomie, die Besoldung des ganzen Beamtenpersonals von oben bis un¬
ten sorgfältig prüfen und sehen, ob Alles nach Verhältniß der Thätigkeit
und Dienstleistung im Einklang ist! Wann wird man zu diesem Zweck
eine Prüfungs-Commission erwählen, wann werden die sehr betheiligten,
und mit Steuern in dieser schweren Zeit sehr bedrängten Bürger einse¬
hen, daß solches Vornehmen durchaus nothwendig ist? — Man hat so
viel gesprochen und geschrieben über den Aufwand und die Unterhaltung
der Cardinäle, über unsere vierundzwanzig Senatoren hat in ganz
Deutschland noch keine Seele sich ausgelassen. — Die Anträge des Se¬
nats an die Bürgerschaft werden seit dem Brande drei ganze Tage von
der Versammlung, gut und verständlich auseinandergesetzt, vertheilt; was
hat ihrerseits dagegen die Bürgerschaft, was haben die Sprecher oder
sogenannten Collegial - Vertreter gethan ? Nichts. Man hört nur oder


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[0472] T a g e b u es. i. Aus Hamburg. Budgetverhandlnngcn. — Senat und Bürgerschaft. — Censur. — Theater. In der letzten Bürgerversammlung ist über den Budgetbestand Re¬ chenschaft abgelegt worden- Auch wird, wie jüngst, von Zeit zu Zeit auf Gehalterhöhung dieses oder jenes Beamten angetragen, und in der Regel ertheilt die Bürgerschaft Anträgen der Art, aus natürlicher Gut¬ müthigkeit vermuthlich, ihre Zustimmung. Das ist nun auch Alles recht gut, aber es haben dieses Mal doch einige Bürger gemeint, geäu¬ ßert, versteht sich mit aller Bescheidenheit, daß mancher „höhere Beamte" wohl zu hoch besoldet werde. Wann wird man dahin kommen, das Budget nicht mehr summarisch, sondern etwas genauer und um¬ ständlicher zu verhandeln, wann wird man überhaupt unsere Staatsöko¬ nomie, die Besoldung des ganzen Beamtenpersonals von oben bis un¬ ten sorgfältig prüfen und sehen, ob Alles nach Verhältniß der Thätigkeit und Dienstleistung im Einklang ist! Wann wird man zu diesem Zweck eine Prüfungs-Commission erwählen, wann werden die sehr betheiligten, und mit Steuern in dieser schweren Zeit sehr bedrängten Bürger einse¬ hen, daß solches Vornehmen durchaus nothwendig ist? — Man hat so viel gesprochen und geschrieben über den Aufwand und die Unterhaltung der Cardinäle, über unsere vierundzwanzig Senatoren hat in ganz Deutschland noch keine Seele sich ausgelassen. — Die Anträge des Se¬ nats an die Bürgerschaft werden seit dem Brande drei ganze Tage von der Versammlung, gut und verständlich auseinandergesetzt, vertheilt; was hat ihrerseits dagegen die Bürgerschaft, was haben die Sprecher oder sogenannten Collegial - Vertreter gethan ? Nichts. Man hört nur oder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/472>, abgerufen am 04.07.2024.