Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.Fracht beträgt und können unmöglich dabei bestehen. Für uns selbst ha Fragen Sie mich übrigens um Alles, nur nicht um Tagesneuig Ludwig August Fränkl hat für die Ueberreichung seines Don Jua , , : .IV. - W. A. Gerte. Die Präger Moldau hat innerhalb drei Wochen zwei Opfer ver¬ Es gab eine Zeit, wo Prag nur einen einzigen Dichter und einen Fracht beträgt und können unmöglich dabei bestehen. Für uns selbst ha Fragen Sie mich übrigens um Alles, nur nicht um Tagesneuig Ludwig August Fränkl hat für die Ueberreichung seines Don Jua , , : .IV. - W. A. Gerte. Die Präger Moldau hat innerhalb drei Wochen zwei Opfer ver¬ Es gab eine Zeit, wo Prag nur einen einzigen Dichter und einen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0320" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183341"/> <p xml:id="ID_960" prev="#ID_959"> Fracht beträgt und können unmöglich dabei bestehen. Für uns selbst ha<lb/> diese directe Verbindung der Nordsee mit dem schwarzen Meere um s<lb/> weniger ausfallende Vortheile, als wir einerseits für den Jmporthand<lb/> der Eolonialwaaren Trieft viel naher, und für den Exporthandel na<lb/> dem Norden binnen Kurzem unsere fertigen Eisenstraßen haben werde</p><lb/> <p xml:id="ID_961"> Fragen Sie mich übrigens um Alles, nur nicht um Tagesneuig<lb/> keiten, die Hitze lähmt, erschlafft Alles — es ist ein Schlaf der Ruhe<lb/> In dem nahen Baden befand sich Spindler auf der Durchreise na<lb/> Italien. Heute ist die Nachricht hier eingetroffen, daß Dingelstedt, de<lb/> bei Ludwig Döbler in Klafterbrunn sich seit einiger Zeit aufhält, dor<lb/> sehr schwer erkrankt sei, und die Aerzte keine Hoffnung mehr geben. (?</p><lb/> <p xml:id="ID_962"> Ludwig August Fränkl hat für die Ueberreichung seines Don Jua<lb/> vom Kaiser einen prachtvollen Brillantring erhalten, man spricht vo<lb/> einem Werte von tauend Gulden.</p><lb/> <note type="byline"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> , , : .IV. -<lb/> W. A. Gerte.</head><lb/> <p xml:id="ID_963"> Die Präger Moldau hat innerhalb drei Wochen zwei Opfer ver¬<lb/> schlungen: einen Fürsten und einen Schriftsteller. Der Fürst'(Johann<lb/> Rochefort) war Familienvater, Lebemann, reichbegütert, wohlthätig, Iiou<lb/> t'.nmpiiFnor» und an einem Denkmal und,, an Nekrologen werden es seine<lb/> Kinder, seine Standesgenossen und seine „Unterthanen" (wie die öster¬<lb/> reichischen Zeitschristei/im achten Robot- und Feudalstyl sich ausdrücken)<lb/> gewiß nicht fehlen lassen- Der Schriftsteller, (W. A. Gerte) hingegen<lb/> war ein vereinzelt stehender alter Mann, Junggeselle, mit sehr bescheide¬<lb/> nem Auskommen und in letzterer Zeit trübsinnig und zurückgezogen. Ihm<lb/> müssen daher seine Standesgenossen das kleine papierne Denkmal setzen,<lb/> was sein fürstlicher Schicksalsgenosse in Marmor und Gold finden wird.<lb/> Wir wollen uns keineswegs aus Weichheit und mißverstandener Pietät<lb/> gegen einen Verstorbenen verleiten lassen Gerte'S Verdienste zu über¬<lb/> schätzen; in der Literaturgeschichte ist kein Platz für ihn. Aber die Ju¬<lb/> gend, die um den freundlichen, aufmunternden, dienstbeflissenen alten<lb/> Mann großgewachsen ist, schuldet ihm einige Worte der Erinnerung. —</p><lb/> <p xml:id="ID_964" next="#ID_965"> Es gab eine Zeit, wo Prag nur einen einzigen Dichter und einen<lb/> einzigen Literaten hatte. Es war dies zu Ende der zwanziger Jahre,<lb/> wo die Fraction gegen die Josephinische Zeit ihren Eulminationspunkt<lb/> erreicht hatte und wo Wissenschaft, Literatur, Kunst, kurz jede geistige<lb/> Bewegung unter dem Sirocco - Athem jener denkwürdigen kaiserlichen<lb/> Worte hinsiechten: „Ich brauch' keine Gelehrten, ich brauch' nur gute<lb/> Unterthanen." — Die Stadt, in der Huß und Hieronymus lehrten, die<lb/> Stadt, in welcher die ehrwürdige Mutter aller deutschen Universitäten sich<lb/> erhebt, die Hauptstadt des Landes, welche den geistigen Befruchtungsstock</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0320]
Fracht beträgt und können unmöglich dabei bestehen. Für uns selbst ha
diese directe Verbindung der Nordsee mit dem schwarzen Meere um s
weniger ausfallende Vortheile, als wir einerseits für den Jmporthand
der Eolonialwaaren Trieft viel naher, und für den Exporthandel na
dem Norden binnen Kurzem unsere fertigen Eisenstraßen haben werde
Fragen Sie mich übrigens um Alles, nur nicht um Tagesneuig
keiten, die Hitze lähmt, erschlafft Alles — es ist ein Schlaf der Ruhe
In dem nahen Baden befand sich Spindler auf der Durchreise na
Italien. Heute ist die Nachricht hier eingetroffen, daß Dingelstedt, de
bei Ludwig Döbler in Klafterbrunn sich seit einiger Zeit aufhält, dor
sehr schwer erkrankt sei, und die Aerzte keine Hoffnung mehr geben. (?
Ludwig August Fränkl hat für die Ueberreichung seines Don Jua
vom Kaiser einen prachtvollen Brillantring erhalten, man spricht vo
einem Werte von tauend Gulden.
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W. A. Gerte.
Die Präger Moldau hat innerhalb drei Wochen zwei Opfer ver¬
schlungen: einen Fürsten und einen Schriftsteller. Der Fürst'(Johann
Rochefort) war Familienvater, Lebemann, reichbegütert, wohlthätig, Iiou
t'.nmpiiFnor» und an einem Denkmal und,, an Nekrologen werden es seine
Kinder, seine Standesgenossen und seine „Unterthanen" (wie die öster¬
reichischen Zeitschristei/im achten Robot- und Feudalstyl sich ausdrücken)
gewiß nicht fehlen lassen- Der Schriftsteller, (W. A. Gerte) hingegen
war ein vereinzelt stehender alter Mann, Junggeselle, mit sehr bescheide¬
nem Auskommen und in letzterer Zeit trübsinnig und zurückgezogen. Ihm
müssen daher seine Standesgenossen das kleine papierne Denkmal setzen,
was sein fürstlicher Schicksalsgenosse in Marmor und Gold finden wird.
Wir wollen uns keineswegs aus Weichheit und mißverstandener Pietät
gegen einen Verstorbenen verleiten lassen Gerte'S Verdienste zu über¬
schätzen; in der Literaturgeschichte ist kein Platz für ihn. Aber die Ju¬
gend, die um den freundlichen, aufmunternden, dienstbeflissenen alten
Mann großgewachsen ist, schuldet ihm einige Worte der Erinnerung. —
Es gab eine Zeit, wo Prag nur einen einzigen Dichter und einen
einzigen Literaten hatte. Es war dies zu Ende der zwanziger Jahre,
wo die Fraction gegen die Josephinische Zeit ihren Eulminationspunkt
erreicht hatte und wo Wissenschaft, Literatur, Kunst, kurz jede geistige
Bewegung unter dem Sirocco - Athem jener denkwürdigen kaiserlichen
Worte hinsiechten: „Ich brauch' keine Gelehrten, ich brauch' nur gute
Unterthanen." — Die Stadt, in der Huß und Hieronymus lehrten, die
Stadt, in welcher die ehrwürdige Mutter aller deutschen Universitäten sich
erhebt, die Hauptstadt des Landes, welche den geistigen Befruchtungsstock
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