A. Kuetelet. Ueber wahrscheinlichkcitslchre und Statistik.
Die Fabel vom Lügner und der belgische Nachdruck. -- Ein Werk von Que- telet. -- Wissenschaft und Leben. -- Gewiß und Unmöglich. -- Kein Zufall. -- in "hin" llslpliini -- Zahlen beweisen! -- Gefahren der Statistik. -- Die Wissenschaft in den Kinderschuhen. -- Erinnerung an die Astrologen und Al¬ chymisten. -- Wie man Statistik treiben muß. -- Große Kriege vermehren die Bevölkerung. -- Die Negersklanerei ein philantropisches Institut.-- Sta¬ tistik aus dem Kopfe. -- Das Gedächtniß der Aerzte. -- Einfluß der Aerzte und die Sterblichkeit in den Spitälern. -- Entdeckung über den Blutumlauf. -- Verbrccherlisten. -- Verhältniß der Freisprechungen bei Geschwornengerich- ten. -- Moralität in Belgien und in Sachsen. -- Zukunft der Statistik.
Es ist mit den belgischen Büchern, wie mit jenem Hirten in der Fabel, der mit dem Geschrei: Der Wolf ist da! die Leute so lange foppte, bis endlich, als der Wolf wirklich kam, Niemand mehr darauf achtete. Die belgischen Nachdrucker haben die Welt so dar¬ an gewohnt, nichts als wohlfeile Abdrücke französischer Romane von ihnen zu erwarten, daß, wenn die Wissenschaft in Belgien ein¬ mal ein gewichtiges Buch hervorbringt, dieses in Gefahr geräth, entweder unbeachtet zu bleiben, oder sehr spät sich Bahn zu brechen. Herr Quetelet, ein Mann von europäischem Ruf, ist dieser Gefahr zwar weniger ausgesetzt, aber vielleicht auch nur in gelehrten Krei¬ sen. Beim großen Publicum dürfte auch er kaum eine Ausnahme machen, und doch ist sein neuestes Werk,*) das so eben die Presse
") heitres K 8. ^. N. Is Uno rs^nsnt <>" 8axv-e<>bmirß et Kollin, s"r 'l'Iivoiis <of l^rolialiilitvs, i>>i,i>i<in6s -nix "visuc^s nor-Up" vt >><>- liticjiivs. LiuxvUss, M. Ila^su, I84<5.
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A. Kuetelet. Ueber wahrscheinlichkcitslchre und Statistik.
Die Fabel vom Lügner und der belgische Nachdruck. — Ein Werk von Que- telet. — Wissenschaft und Leben. — Gewiß und Unmöglich. — Kein Zufall. — in »hin» llslpliini — Zahlen beweisen! — Gefahren der Statistik. — Die Wissenschaft in den Kinderschuhen. — Erinnerung an die Astrologen und Al¬ chymisten. — Wie man Statistik treiben muß. — Große Kriege vermehren die Bevölkerung. — Die Negersklanerei ein philantropisches Institut.— Sta¬ tistik aus dem Kopfe. — Das Gedächtniß der Aerzte. — Einfluß der Aerzte und die Sterblichkeit in den Spitälern. — Entdeckung über den Blutumlauf. — Verbrccherlisten. — Verhältniß der Freisprechungen bei Geschwornengerich- ten. — Moralität in Belgien und in Sachsen. — Zukunft der Statistik.
Es ist mit den belgischen Büchern, wie mit jenem Hirten in der Fabel, der mit dem Geschrei: Der Wolf ist da! die Leute so lange foppte, bis endlich, als der Wolf wirklich kam, Niemand mehr darauf achtete. Die belgischen Nachdrucker haben die Welt so dar¬ an gewohnt, nichts als wohlfeile Abdrücke französischer Romane von ihnen zu erwarten, daß, wenn die Wissenschaft in Belgien ein¬ mal ein gewichtiges Buch hervorbringt, dieses in Gefahr geräth, entweder unbeachtet zu bleiben, oder sehr spät sich Bahn zu brechen. Herr Quetelet, ein Mann von europäischem Ruf, ist dieser Gefahr zwar weniger ausgesetzt, aber vielleicht auch nur in gelehrten Krei¬ sen. Beim großen Publicum dürfte auch er kaum eine Ausnahme machen, und doch ist sein neuestes Werk,*) das so eben die Presse
») heitres K 8. ^. N. Is Uno rs^nsnt <>« 8axv-e<>bmirß et Kollin, s»r 'l'Iivoiis <of l^rolialiilitvs, i>>i,i>i<in6s -nix «visuc^s nor-Up« vt >><>- liticjiivs. LiuxvUss, M. Ila^su, I84<5.
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A. Kuetelet.
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— in »hin» llslpliini — Zahlen beweisen! — Gefahren der Statistik. — Die
Wissenschaft in den Kinderschuhen. — Erinnerung an die Astrologen und Al¬
chymisten. — Wie man Statistik treiben muß. — Große Kriege vermehren
die Bevölkerung. — Die Negersklanerei ein philantropisches Institut.— Sta¬
tistik aus dem Kopfe. — Das Gedächtniß der Aerzte. — Einfluß der Aerzte
und die Sterblichkeit in den Spitälern. — Entdeckung über den Blutumlauf.
— Verbrccherlisten. — Verhältniß der Freisprechungen bei Geschwornengerich-
ten. — Moralität in Belgien und in Sachsen. — Zukunft der Statistik.
Es ist mit den belgischen Büchern, wie mit jenem Hirten in
der Fabel, der mit dem Geschrei: Der Wolf ist da! die Leute so
lange foppte, bis endlich, als der Wolf wirklich kam, Niemand mehr
darauf achtete. Die belgischen Nachdrucker haben die Welt so dar¬
an gewohnt, nichts als wohlfeile Abdrücke französischer Romane
von ihnen zu erwarten, daß, wenn die Wissenschaft in Belgien ein¬
mal ein gewichtiges Buch hervorbringt, dieses in Gefahr geräth,
entweder unbeachtet zu bleiben, oder sehr spät sich Bahn zu brechen.
Herr Quetelet, ein Mann von europäischem Ruf, ist dieser Gefahr
zwar weniger ausgesetzt, aber vielleicht auch nur in gelehrten Krei¬
sen. Beim großen Publicum dürfte auch er kaum eine Ausnahme
machen, und doch ist sein neuestes Werk,*) das so eben die Presse
») heitres K 8. ^. N. Is Uno rs^nsnt <>« 8axv-e<>bmirß et Kollin,
s»r 'l'Iivoiis <of l^rolialiilitvs, i>>i,i>i<in6s -nix «visuc^s nor-Up« vt >><>-
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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/505>, abgerufen am 20.02.2025.
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