Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.T a g e b u es. i. Aus Wien. I Aristokratische Criminalgeschichte. -- Proch und Prechtler. -- Die Nachfolge¬ rin der Lutzer. -- Erzherzog Karl und seine ungarischen Güter. -- Bauern¬ feld und das Burgtheater. -- Neue Kirche. -- Gezwungene Steuer. -- Volkswitz, Den Gegenstand des allgemeinen Tagsgesprächs bildet in diesem T a g e b u es. i. Aus Wien. I Aristokratische Criminalgeschichte. — Proch und Prechtler. — Die Nachfolge¬ rin der Lutzer. — Erzherzog Karl und seine ungarischen Güter. — Bauern¬ feld und das Burgtheater. — Neue Kirche. — Gezwungene Steuer. — Volkswitz, Den Gegenstand des allgemeinen Tagsgesprächs bildet in diesem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0604" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181788"/> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u es.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/> Aus Wien.</head><lb/> <div n="3"> <head> I</head><lb/> <note type="argument"> Aristokratische Criminalgeschichte. — Proch und Prechtler. — Die Nachfolge¬<lb/> rin der Lutzer. — Erzherzog Karl und seine ungarischen Güter. — Bauern¬<lb/> feld und das Burgtheater. — Neue Kirche. — Gezwungene Steuer. —<lb/> Volkswitz,</note><lb/> <p xml:id="ID_1678" next="#ID_1679"> Den Gegenstand des allgemeinen Tagsgesprächs bildet in diesem<lb/> Augenblick die criminelle Behandlung eines der hohen Aristokratie an¬<lb/> gehangen Generals und dessen Verurtheilung zu zweijähriger Festungs¬<lb/> haft im Gnadenwege. Ein junger Offizier unterhielt ein Liebesver¬<lb/> hältniß mit der Tochter des Grafen von * * *, der als Dienstkäm¬<lb/> merer im Ruhestand zu Wien lebte, wo man von seiner finanziellen<lb/> Zerrüttung mancherlei zu erzählen weiß. Der Vater ließ den<lb/> Anbeter seiner Tochter zu sich rufen und befragte ihn, ob er<lb/> auch im Stande sei, die gesetzliche Cautionssumme bei den Heirathen<lb/> Subalterner Offiziere zu erlegen. Der durch diese väterliche Frage ganz<lb/> beglückte Freier beeilte sich, sogleich die erforderlichen sechstausend Gul¬<lb/> den zu überbringen und wurde von dem Grafen mit der Versicherung<lb/> entlassen, es stehe der Verwirklichung seines Wunsches nunmehr Nichts<lb/> weiter im Wege, doch müsse er noch ein Jahr warten, da Fawilien-<lb/> verhältnisse vor der Hand die Verehelichung seiner Tochter unmöglich<lb/> machten. Das Geld behielt einstweilen der General in Verwahrung,<lb/> in dessen Händen es auch gut aufgehoben schien. Indeß zerschlug sich<lb/> nach einiger Zeit das angeregte Heirathsproject und der Offizier trat<lb/> zurück. Von den sechstausend Gulden war keine Rede und der<lb/> junge Mann wartete, bis das Jahr um war, da er allerdings Ursache<lb/> hatte, zu glauben, das Geld werde nicht müßig gelegen haben und er<lb/> den Grafen durch ein augenblickliches Drängen nicht gerne in Verle¬<lb/> genheit bringen' wollte. Erst nach Verlauf des Jahres erinnerte</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0604]
T a g e b u es.
i.
Aus Wien.
I
Aristokratische Criminalgeschichte. — Proch und Prechtler. — Die Nachfolge¬
rin der Lutzer. — Erzherzog Karl und seine ungarischen Güter. — Bauern¬
feld und das Burgtheater. — Neue Kirche. — Gezwungene Steuer. —
Volkswitz,
Den Gegenstand des allgemeinen Tagsgesprächs bildet in diesem
Augenblick die criminelle Behandlung eines der hohen Aristokratie an¬
gehangen Generals und dessen Verurtheilung zu zweijähriger Festungs¬
haft im Gnadenwege. Ein junger Offizier unterhielt ein Liebesver¬
hältniß mit der Tochter des Grafen von * * *, der als Dienstkäm¬
merer im Ruhestand zu Wien lebte, wo man von seiner finanziellen
Zerrüttung mancherlei zu erzählen weiß. Der Vater ließ den
Anbeter seiner Tochter zu sich rufen und befragte ihn, ob er
auch im Stande sei, die gesetzliche Cautionssumme bei den Heirathen
Subalterner Offiziere zu erlegen. Der durch diese väterliche Frage ganz
beglückte Freier beeilte sich, sogleich die erforderlichen sechstausend Gul¬
den zu überbringen und wurde von dem Grafen mit der Versicherung
entlassen, es stehe der Verwirklichung seines Wunsches nunmehr Nichts
weiter im Wege, doch müsse er noch ein Jahr warten, da Fawilien-
verhältnisse vor der Hand die Verehelichung seiner Tochter unmöglich
machten. Das Geld behielt einstweilen der General in Verwahrung,
in dessen Händen es auch gut aufgehoben schien. Indeß zerschlug sich
nach einiger Zeit das angeregte Heirathsproject und der Offizier trat
zurück. Von den sechstausend Gulden war keine Rede und der
junge Mann wartete, bis das Jahr um war, da er allerdings Ursache
hatte, zu glauben, das Geld werde nicht müßig gelegen haben und er
den Grafen durch ein augenblickliches Drängen nicht gerne in Verle¬
genheit bringen' wollte. Erst nach Verlauf des Jahres erinnerte
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