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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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Berlin denselben nur unter Benachteiligung des städtischen Interesse
verlängern wollen, indem sie nicht blos einen bedeutend höheren Preis
für die in mehreren Stadttheilen neu herzustellenden öffentlichen Gas¬
flammen, sondern auch die Beibehaltung der bisherigen Willkür in
der Feststellung der Preise aller Privatflammen beanspruchte. Die
Stadt setzte dem einen sehr wohlbegründeten Widerstand entgegen und
stellte namentlich auch die verständige Forderung, daß ihr nach Ablauf
neuer zwanzig Jahre die Befugnis) zustehen solle, den Engländern
das ganze Unternehmen zu einem bestimmten Preise abzukaufen.
Zwar hat die englische Gesellschaft einen Vertheidiger in einem durch
seine gewandte Feder bekannten Schriftsteller gefunden; die öffentliche
Meinung sprach sich jedoch so entschieden für die Forderungen der
Stadt aus, welche bereits die königliche Erlaubniß bekommen hat, eine
Anleihe von 1^ Millionen Thaler Behufs eigener Begründung einer
Gaserleuchtungsanstalt aufzunehmen, daß die Engländer sich veranlaßt
gesehen, Vergleichsvorschläge zu machen und mithin auch in dieser
Angelegenheit Hoffnung vorhanden ist, den Frieden erhalten zu sehen.

Uebermorgen wird Madame Rott, geborne Tuczek, zum ersten¬
male und zwar als Julie in Shakspeare's Romeo und Julie die
Bühne betreten. Madame Nott ist eine Schwester der beliebten
Sängerin Dlle. Tuczek und hat erst, nachdem sie ihren jetzigen Gatten,
den bekannten Heldenspieler, geheirathet, Neigung zum Theater bekom¬
men. Früher war sie mit einem Wiener verehelicht, und obwohl als
Katholikin geschieden, hat es hier doch keinen Anstand gefunden, daß
sie sich zum zweiten Male verheirathete."

Das Verbot des "Moritz von Sachsen ist, wie man vernimmt,
auch höheren Ortes bestätigt worden. Der Verfasser (Dr. Prutz),
der das Stück dem Theater unter der Bedingung der Tantieme
überlassen und für die erste Vorstellung als seinen Antheil etwa sech¬
zig Thaler erhalten hat, macht nun auf gerichtlichem Wege Anspruch
auf eine Entschädigung, zu welcher er um so mehr berechtigt zu sein
scheint, als das Stück la die Theater-Eensur passirt haben mußte,
Justus. bevor es zur ersten Aufführung gelangte.


III.
A u s H a in b u v g.

Eröffnung der Kieler Eisenbahn. -- Die Elbschissfahrtsverträge; die Mausefalle;
die sogenannte große Entscheidungscommission und ihr Eid. -- Therese und
ihr neues Buch. -- Baison's Gastspiel. -- Die französischen Hosschauspmer
aus Berlin. -- Scholz und Gern.

Wir sind dieser Tage um ein Beträchtliches näher in's Holsteini¬
sche gerückt. Die Eisenbahn zwischen Altona und Kiel ward "in 4".
September, der dänischen Majestät Geburtstage, feierlichst eröffnet,' -


Berlin denselben nur unter Benachteiligung des städtischen Interesse
verlängern wollen, indem sie nicht blos einen bedeutend höheren Preis
für die in mehreren Stadttheilen neu herzustellenden öffentlichen Gas¬
flammen, sondern auch die Beibehaltung der bisherigen Willkür in
der Feststellung der Preise aller Privatflammen beanspruchte. Die
Stadt setzte dem einen sehr wohlbegründeten Widerstand entgegen und
stellte namentlich auch die verständige Forderung, daß ihr nach Ablauf
neuer zwanzig Jahre die Befugnis) zustehen solle, den Engländern
das ganze Unternehmen zu einem bestimmten Preise abzukaufen.
Zwar hat die englische Gesellschaft einen Vertheidiger in einem durch
seine gewandte Feder bekannten Schriftsteller gefunden; die öffentliche
Meinung sprach sich jedoch so entschieden für die Forderungen der
Stadt aus, welche bereits die königliche Erlaubniß bekommen hat, eine
Anleihe von 1^ Millionen Thaler Behufs eigener Begründung einer
Gaserleuchtungsanstalt aufzunehmen, daß die Engländer sich veranlaßt
gesehen, Vergleichsvorschläge zu machen und mithin auch in dieser
Angelegenheit Hoffnung vorhanden ist, den Frieden erhalten zu sehen.

Uebermorgen wird Madame Rott, geborne Tuczek, zum ersten¬
male und zwar als Julie in Shakspeare's Romeo und Julie die
Bühne betreten. Madame Nott ist eine Schwester der beliebten
Sängerin Dlle. Tuczek und hat erst, nachdem sie ihren jetzigen Gatten,
den bekannten Heldenspieler, geheirathet, Neigung zum Theater bekom¬
men. Früher war sie mit einem Wiener verehelicht, und obwohl als
Katholikin geschieden, hat es hier doch keinen Anstand gefunden, daß
sie sich zum zweiten Male verheirathete."

Das Verbot des „Moritz von Sachsen ist, wie man vernimmt,
auch höheren Ortes bestätigt worden. Der Verfasser (Dr. Prutz),
der das Stück dem Theater unter der Bedingung der Tantieme
überlassen und für die erste Vorstellung als seinen Antheil etwa sech¬
zig Thaler erhalten hat, macht nun auf gerichtlichem Wege Anspruch
auf eine Entschädigung, zu welcher er um so mehr berechtigt zu sein
scheint, als das Stück la die Theater-Eensur passirt haben mußte,
Justus. bevor es zur ersten Aufführung gelangte.


III.
A u s H a in b u v g.

Eröffnung der Kieler Eisenbahn. — Die Elbschissfahrtsverträge; die Mausefalle;
die sogenannte große Entscheidungscommission und ihr Eid. — Therese und
ihr neues Buch. — Baison's Gastspiel. — Die französischen Hosschauspmer
aus Berlin. — Scholz und Gern.

Wir sind dieser Tage um ein Beträchtliches näher in's Holsteini¬
sche gerückt. Die Eisenbahn zwischen Altona und Kiel ward «in 4».
September, der dänischen Majestät Geburtstage, feierlichst eröffnet,' -


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[0046] Berlin denselben nur unter Benachteiligung des städtischen Interesse verlängern wollen, indem sie nicht blos einen bedeutend höheren Preis für die in mehreren Stadttheilen neu herzustellenden öffentlichen Gas¬ flammen, sondern auch die Beibehaltung der bisherigen Willkür in der Feststellung der Preise aller Privatflammen beanspruchte. Die Stadt setzte dem einen sehr wohlbegründeten Widerstand entgegen und stellte namentlich auch die verständige Forderung, daß ihr nach Ablauf neuer zwanzig Jahre die Befugnis) zustehen solle, den Engländern das ganze Unternehmen zu einem bestimmten Preise abzukaufen. Zwar hat die englische Gesellschaft einen Vertheidiger in einem durch seine gewandte Feder bekannten Schriftsteller gefunden; die öffentliche Meinung sprach sich jedoch so entschieden für die Forderungen der Stadt aus, welche bereits die königliche Erlaubniß bekommen hat, eine Anleihe von 1^ Millionen Thaler Behufs eigener Begründung einer Gaserleuchtungsanstalt aufzunehmen, daß die Engländer sich veranlaßt gesehen, Vergleichsvorschläge zu machen und mithin auch in dieser Angelegenheit Hoffnung vorhanden ist, den Frieden erhalten zu sehen. Uebermorgen wird Madame Rott, geborne Tuczek, zum ersten¬ male und zwar als Julie in Shakspeare's Romeo und Julie die Bühne betreten. Madame Nott ist eine Schwester der beliebten Sängerin Dlle. Tuczek und hat erst, nachdem sie ihren jetzigen Gatten, den bekannten Heldenspieler, geheirathet, Neigung zum Theater bekom¬ men. Früher war sie mit einem Wiener verehelicht, und obwohl als Katholikin geschieden, hat es hier doch keinen Anstand gefunden, daß sie sich zum zweiten Male verheirathete." Das Verbot des „Moritz von Sachsen ist, wie man vernimmt, auch höheren Ortes bestätigt worden. Der Verfasser (Dr. Prutz), der das Stück dem Theater unter der Bedingung der Tantieme überlassen und für die erste Vorstellung als seinen Antheil etwa sech¬ zig Thaler erhalten hat, macht nun auf gerichtlichem Wege Anspruch auf eine Entschädigung, zu welcher er um so mehr berechtigt zu sein scheint, als das Stück la die Theater-Eensur passirt haben mußte, Justus. bevor es zur ersten Aufführung gelangte. III. A u s H a in b u v g. Eröffnung der Kieler Eisenbahn. — Die Elbschissfahrtsverträge; die Mausefalle; die sogenannte große Entscheidungscommission und ihr Eid. — Therese und ihr neues Buch. — Baison's Gastspiel. — Die französischen Hosschauspmer aus Berlin. — Scholz und Gern. Wir sind dieser Tage um ein Beträchtliches näher in's Holsteini¬ sche gerückt. Die Eisenbahn zwischen Altona und Kiel ward «in 4». September, der dänischen Majestät Geburtstage, feierlichst eröffnet,' -

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/46>, abgerufen am 04.12.2024.