Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.ist, von den errungenen Resultaten und der Läuterung, die wir er¬
2. Lydia. Der Leser staune über unsere Tollkühnheit! Haben wir nicht Der Beifall, den Frau v. Bacheracht's Erzählungen zu finden *) Lydia. Von Therese, Verfasserin der "Briefe aus dem Süden",
"eines Tagebuchs", "Falkenbergs", "am Theetisch" u. f. w. Brau"s"n>e-g, Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 1844. ist, von den errungenen Resultaten und der Läuterung, die wir er¬
2. Lydia. Der Leser staune über unsere Tollkühnheit! Haben wir nicht Der Beifall, den Frau v. Bacheracht's Erzählungen zu finden *) Lydia. Von Therese, Verfasserin der „Briefe aus dem Süden",
„eines Tagebuchs", „Falkenbergs", „am Theetisch" u. f. w. Brau»s«n>e-g, Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 1844. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0226" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181410"/> <p xml:id="ID_620" prev="#ID_619"> ist, von den errungenen Resultaten und der Läuterung, die wir er¬<lb/> wähnten, einen Begriff zu geben. Die Abtheilung heißt „Tagebuch."<lb/> Wir können nicht besser thun, wenn wir nicht blos Worte machen<lb/> wollen, als einige Sprüche daraus zum Abschiede citiren:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_11" type="poem"> <l> Verschleiert Weh nannt' einst die Lust mein irrend Herz;<lb/> '<lb/><lb/> Verhüllte Lust nenn ich nunmehr jedweden Schmerz.<lb/><lb/> Lust, die, um unser Aug' nicht blendend zu erschrecken,<lb/><lb/> Mit schwarzem Schleier muß zu hohe Schönheit decken.<lb/><lb/> O blick dem Schmerz nur fest ins dunkle Angesicht,<lb/><lb/> So dringst Du durch den Flor und schauest Gottes Licht,<lb/> '>'</l> </lg> </quote><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_12" type="poem"> <l> Selbst auf geknickten Ast mag froh der Vogel singen;<lb/> Ob auch das Zweiglein bricht, er hat ja seine Schwingen.<lb/> So laß auch in Gefahr ertönen froh sein Lied<lb/> Das Herz, das leichtbeschwingt zur Wolkcnheimath zieht.<lb/> '<lb/></l> </lg> </quote><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_13" type="poem"> <l> Sei nicht der Wasserfall, der tosend abwärts strebet,<lb/> Sei wie das Meer, das still sich himmelan erhebet.</l> </lg> </quote><lb/> </div> <div n="2"> <head> 2.<lb/> Lydia.</head><lb/> <p xml:id="ID_621"> Der Leser staune über unsere Tollkühnheit! Haben wir nicht<lb/> erst neulich erfahren, wie gefährlich es ist, die Schriften einer vor¬<lb/> nehmen und liebenswürdigen Dame zu kritisiren? Hat unser Leser<lb/> nicht die Erklärungen, Antikritiken und Entgegnungen alle mit ver¬<lb/> dauen müssen, welche uns die Aufnahme einer kleinen, über There-<lb/> sens Ruhm kopfschüttelnden Einsendung zuzog? Wir wollen uns<lb/> nicht rächen, obwohl ein wenig Nachsucht nach so bittern Leiden zu<lb/> entschuldigen wäre. Wir wollen blos unsern Muth beweisen und<lb/> über Theresens neueste Schrift einige ruhige Worte sprechen, sollte<lb/> auch gegen jeden Buchstaben ein geharnischter Ritter aufstehen. Nur<lb/> die Grenzboten bitten wir nicht mehr zur Arena zu machen; diese<lb/> Schonung sind wir unseren Lesern schuldig.</p><lb/> <p xml:id="ID_622" next="#ID_623"> Der Beifall, den Frau v. Bacheracht's Erzählungen zu finden<lb/> scheinen, ist für die Geschmacks- und Geistesrichtung unserer fashio-</p><lb/> <note xml:id="FID_14" place="foot"> *) Lydia. Von Therese, Verfasserin der „Briefe aus dem Süden",<lb/> „eines Tagebuchs", „Falkenbergs", „am Theetisch" u. f. w. Brau»s«n>e-g,<lb/> Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 1844.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0226]
ist, von den errungenen Resultaten und der Läuterung, die wir er¬
wähnten, einen Begriff zu geben. Die Abtheilung heißt „Tagebuch."
Wir können nicht besser thun, wenn wir nicht blos Worte machen
wollen, als einige Sprüche daraus zum Abschiede citiren:
Verschleiert Weh nannt' einst die Lust mein irrend Herz;
'
Verhüllte Lust nenn ich nunmehr jedweden Schmerz.
Lust, die, um unser Aug' nicht blendend zu erschrecken,
Mit schwarzem Schleier muß zu hohe Schönheit decken.
O blick dem Schmerz nur fest ins dunkle Angesicht,
So dringst Du durch den Flor und schauest Gottes Licht,
'>'
Selbst auf geknickten Ast mag froh der Vogel singen;
Ob auch das Zweiglein bricht, er hat ja seine Schwingen.
So laß auch in Gefahr ertönen froh sein Lied
Das Herz, das leichtbeschwingt zur Wolkcnheimath zieht.
'
Sei nicht der Wasserfall, der tosend abwärts strebet,
Sei wie das Meer, das still sich himmelan erhebet.
2.
Lydia.
Der Leser staune über unsere Tollkühnheit! Haben wir nicht
erst neulich erfahren, wie gefährlich es ist, die Schriften einer vor¬
nehmen und liebenswürdigen Dame zu kritisiren? Hat unser Leser
nicht die Erklärungen, Antikritiken und Entgegnungen alle mit ver¬
dauen müssen, welche uns die Aufnahme einer kleinen, über There-
sens Ruhm kopfschüttelnden Einsendung zuzog? Wir wollen uns
nicht rächen, obwohl ein wenig Nachsucht nach so bittern Leiden zu
entschuldigen wäre. Wir wollen blos unsern Muth beweisen und
über Theresens neueste Schrift einige ruhige Worte sprechen, sollte
auch gegen jeden Buchstaben ein geharnischter Ritter aufstehen. Nur
die Grenzboten bitten wir nicht mehr zur Arena zu machen; diese
Schonung sind wir unseren Lesern schuldig.
Der Beifall, den Frau v. Bacheracht's Erzählungen zu finden
scheinen, ist für die Geschmacks- und Geistesrichtung unserer fashio-
*) Lydia. Von Therese, Verfasserin der „Briefe aus dem Süden",
„eines Tagebuchs", „Falkenbergs", „am Theetisch" u. f. w. Brau»s«n>e-g,
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 1844.
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