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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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Die Vasto Stavarrese"
während der letzten Kriegsereignisse auf der Halbinsel.
Von einem früheren Militär.
(G. v. Rosen )



Während des ganzen unseligen Bürgerkrieges, der gleich nach
dein Tode des Königs Ferdinand die seiner unschuldigen Tochter
vererbten Lande überzog, ist die Aufmerksamkeit des übrigen Euro¬
pa vorzugsweise auf die baskischen Provinzen und auf Navarra
gerichtet gewesen. Im Baskenlande schlug der erste Funken der Em¬
pörung auf, drang von hier, wie ein Lauffeuer, nach Navarra, und
seitdem haben alle spanischen Heere diesen Kampfplatz betreten, auf
dem, mit wenigen Ausnahmen, die blutigen Acte des großen Trauer¬
spiels vor sich gingen. Blut floß hier in Strömen, und die unge¬
heuere Menge der Verwundeten und Verstümmelten, beim Schweigen
derer, die des Grabes Stille bedeckt, bezeugen, was dieser Kampf
die Menschheit kostete. -- Wenn von Anfang die Sache der Carli-
sten hier kräftige Unterstützung fand, wenn während des ganzen Krie¬
ges die Basko-Navarresen, unermüdet, mit den kühnsten Thaten das
in ihren Bergen aufgepflanzte Banner des Prätendenten vertheidig¬
ten, so würde man doch Unrecht haben, wollte man die Gründe
-hierzu in der Anhänglichkeit derselben an eine absolute Regierungs-
form, an die Legitimität des Don Carlos, oder ein den bigotten
Clerus suchen; Gründe, die diesem freiheitsliebenden, in den höheren
Ständen schon aufgeklärten Volk durchweg fremd sind. Aber die al¬
ten Rechte und Verfassungen, denen der Baste wie der Navarrese,
ohne Unterschied der Stände, mit unbegrenzter Liebe anhängt, wurden
von der dem Prätendenten dienenden, selbstsüchtigen, der National-


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Die Vasto Stavarrese«
während der letzten Kriegsereignisse auf der Halbinsel.
Von einem früheren Militär.
(G. v. Rosen )



Während des ganzen unseligen Bürgerkrieges, der gleich nach
dein Tode des Königs Ferdinand die seiner unschuldigen Tochter
vererbten Lande überzog, ist die Aufmerksamkeit des übrigen Euro¬
pa vorzugsweise auf die baskischen Provinzen und auf Navarra
gerichtet gewesen. Im Baskenlande schlug der erste Funken der Em¬
pörung auf, drang von hier, wie ein Lauffeuer, nach Navarra, und
seitdem haben alle spanischen Heere diesen Kampfplatz betreten, auf
dem, mit wenigen Ausnahmen, die blutigen Acte des großen Trauer¬
spiels vor sich gingen. Blut floß hier in Strömen, und die unge¬
heuere Menge der Verwundeten und Verstümmelten, beim Schweigen
derer, die des Grabes Stille bedeckt, bezeugen, was dieser Kampf
die Menschheit kostete. — Wenn von Anfang die Sache der Carli-
sten hier kräftige Unterstützung fand, wenn während des ganzen Krie¬
ges die Basko-Navarresen, unermüdet, mit den kühnsten Thaten das
in ihren Bergen aufgepflanzte Banner des Prätendenten vertheidig¬
ten, so würde man doch Unrecht haben, wollte man die Gründe
-hierzu in der Anhänglichkeit derselben an eine absolute Regierungs-
form, an die Legitimität des Don Carlos, oder ein den bigotten
Clerus suchen; Gründe, die diesem freiheitsliebenden, in den höheren
Ständen schon aufgeklärten Volk durchweg fremd sind. Aber die al¬
ten Rechte und Verfassungen, denen der Baste wie der Navarrese,
ohne Unterschied der Stände, mit unbegrenzter Liebe anhängt, wurden
von der dem Prätendenten dienenden, selbstsüchtigen, der National-


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[0215] Die Vasto Stavarrese« während der letzten Kriegsereignisse auf der Halbinsel. Von einem früheren Militär. (G. v. Rosen ) Während des ganzen unseligen Bürgerkrieges, der gleich nach dein Tode des Königs Ferdinand die seiner unschuldigen Tochter vererbten Lande überzog, ist die Aufmerksamkeit des übrigen Euro¬ pa vorzugsweise auf die baskischen Provinzen und auf Navarra gerichtet gewesen. Im Baskenlande schlug der erste Funken der Em¬ pörung auf, drang von hier, wie ein Lauffeuer, nach Navarra, und seitdem haben alle spanischen Heere diesen Kampfplatz betreten, auf dem, mit wenigen Ausnahmen, die blutigen Acte des großen Trauer¬ spiels vor sich gingen. Blut floß hier in Strömen, und die unge¬ heuere Menge der Verwundeten und Verstümmelten, beim Schweigen derer, die des Grabes Stille bedeckt, bezeugen, was dieser Kampf die Menschheit kostete. — Wenn von Anfang die Sache der Carli- sten hier kräftige Unterstützung fand, wenn während des ganzen Krie¬ ges die Basko-Navarresen, unermüdet, mit den kühnsten Thaten das in ihren Bergen aufgepflanzte Banner des Prätendenten vertheidig¬ ten, so würde man doch Unrecht haben, wollte man die Gründe -hierzu in der Anhänglichkeit derselben an eine absolute Regierungs- form, an die Legitimität des Don Carlos, oder ein den bigotten Clerus suchen; Gründe, die diesem freiheitsliebenden, in den höheren Ständen schon aufgeklärten Volk durchweg fremd sind. Aber die al¬ ten Rechte und Verfassungen, denen der Baste wie der Navarrese, ohne Unterschied der Stände, mit unbegrenzter Liebe anhängt, wurden von der dem Prätendenten dienenden, selbstsüchtigen, der National- 27 »

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/215>, abgerufen am 27.07.2024.