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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Die permanente Ausstellung beim Kunst¬
händler Kuhr.



Die Idee eines permanenten KunstsalonS gehört, wie die mei
sten praktischen Gedanken dieser Art in Betreff der Kunst, den Fran
zosen. Sie sahen längst ein, daß es dem Kunstliebhaber angeneh
mer und bequemer sein müsse, was er suche, an ein, zwei Orte
zusammen zu finden, als es in den Ateliers der verschiedenen Künst
ler aufzusuchen. So entstanden die permanenten Kunstsalons, wohi
Maler und Bildhauer ihre Werke gleich nach der Beendigung sandten
um sie zu verkaufen, oder . . . nach vergebener Hoffnung zurü
zu erhalten.

Nach diesen Vorbildern richtete der bekannte Kunsthändler Kuhin einem eleganten Local unter den Linden eine permanente Aus
stellung ein, welche er dem Publicum zu den vortheilhaftesten Be
dingungen öffnet. Ein jährliches Abonnement von drei Thalern be¬
rechtigt zu dem täglichen Eintritt, und der Abonnent empfängt noch
Kunstsachen zum vollen Werth dieser drei Thaler. Einzelne Besuche
werden mit fünf Silbergroschen bezahlt.

Da schon eine geraume Zeit seit Eröffnung dieser Ausstellung
verflossen ist und sich dadurch der Stoff zu einer Besprechung über
die Maßen gehäuft hat, so können wir nur dem Totaleindruck Folge
leisten und das zurückrufen, was am Meisten auel.

Zu diesen gehört ein Bild von Ueberhand, daS gleich im
Anfang der Ausstellung erschien und verschwand, dem wir jedoch
unter allen seitdem erschienenen Bildern den ersten Platz einräumen.
Es war eine norwegische Gebirgslandschaft, die uns den
wilden Eindruck des schaurigen Nordens gab. Ueber Felsen und
Klippen rauscht der Gebirgsstrom und löst die Wu


Grcnzlwtc" II.
Die permanente Ausstellung beim Kunst¬
händler Kuhr.



Die Idee eines permanenten KunstsalonS gehört, wie die mei
sten praktischen Gedanken dieser Art in Betreff der Kunst, den Fran
zosen. Sie sahen längst ein, daß es dem Kunstliebhaber angeneh
mer und bequemer sein müsse, was er suche, an ein, zwei Orte
zusammen zu finden, als es in den Ateliers der verschiedenen Künst
ler aufzusuchen. So entstanden die permanenten Kunstsalons, wohi
Maler und Bildhauer ihre Werke gleich nach der Beendigung sandten
um sie zu verkaufen, oder . . . nach vergebener Hoffnung zurü
zu erhalten.

Nach diesen Vorbildern richtete der bekannte Kunsthändler Kuhin einem eleganten Local unter den Linden eine permanente Aus
stellung ein, welche er dem Publicum zu den vortheilhaftesten Be
dingungen öffnet. Ein jährliches Abonnement von drei Thalern be¬
rechtigt zu dem täglichen Eintritt, und der Abonnent empfängt noch
Kunstsachen zum vollen Werth dieser drei Thaler. Einzelne Besuche
werden mit fünf Silbergroschen bezahlt.

Da schon eine geraume Zeit seit Eröffnung dieser Ausstellung
verflossen ist und sich dadurch der Stoff zu einer Besprechung über
die Maßen gehäuft hat, so können wir nur dem Totaleindruck Folge
leisten und das zurückrufen, was am Meisten auel.

Zu diesen gehört ein Bild von Ueberhand, daS gleich im
Anfang der Ausstellung erschien und verschwand, dem wir jedoch
unter allen seitdem erschienenen Bildern den ersten Platz einräumen.
Es war eine norwegische Gebirgslandschaft, die uns den
wilden Eindruck des schaurigen Nordens gab. Ueber Felsen und
Klippen rauscht der Gebirgsstrom und löst die Wu


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[0577] Die permanente Ausstellung beim Kunst¬ händler Kuhr. Die Idee eines permanenten KunstsalonS gehört, wie die mei sten praktischen Gedanken dieser Art in Betreff der Kunst, den Fran zosen. Sie sahen längst ein, daß es dem Kunstliebhaber angeneh mer und bequemer sein müsse, was er suche, an ein, zwei Orte zusammen zu finden, als es in den Ateliers der verschiedenen Künst ler aufzusuchen. So entstanden die permanenten Kunstsalons, wohi Maler und Bildhauer ihre Werke gleich nach der Beendigung sandten um sie zu verkaufen, oder . . . nach vergebener Hoffnung zurü zu erhalten. Nach diesen Vorbildern richtete der bekannte Kunsthändler Kuhin einem eleganten Local unter den Linden eine permanente Aus stellung ein, welche er dem Publicum zu den vortheilhaftesten Be dingungen öffnet. Ein jährliches Abonnement von drei Thalern be¬ rechtigt zu dem täglichen Eintritt, und der Abonnent empfängt noch Kunstsachen zum vollen Werth dieser drei Thaler. Einzelne Besuche werden mit fünf Silbergroschen bezahlt. Da schon eine geraume Zeit seit Eröffnung dieser Ausstellung verflossen ist und sich dadurch der Stoff zu einer Besprechung über die Maßen gehäuft hat, so können wir nur dem Totaleindruck Folge leisten und das zurückrufen, was am Meisten auel. Zu diesen gehört ein Bild von Ueberhand, daS gleich im Anfang der Ausstellung erschien und verschwand, dem wir jedoch unter allen seitdem erschienenen Bildern den ersten Platz einräumen. Es war eine norwegische Gebirgslandschaft, die uns den wilden Eindruck des schaurigen Nordens gab. Ueber Felsen und Klippen rauscht der Gebirgsstrom und löst die Wu Grcnzlwtc» II.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/577>, abgerufen am 29.06.2024.