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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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der Unterwelt von Eharon über den Stör zurück, auf der Oberwelt
angelangt sind, gewahren wir die göttliche Friedenszeit mit den Dampf¬
schiffen, den Dampfwagen, den Pasteten und Backwerken, den bunten
Bändern in den Knopflöchern, den silbernen und goldenen Uniformen,
den Schauspielen und Concerten, den Legionen von Eß- und Trink¬
gelagen, und erkennen auf's Deutlichste, daß der Magcnmensch ein
ganz anderes Product sei, als der Ge.stesmensch. Also kein Krieg,
noch weniger eine Zeit, wie die von 17"^-I!?l.i; nur Friede, wie
die goldene Epoche von 1815-- in die Ewigkeit, d. h. die deutsche
Ewigkeit. .


Dr. G. König.
VI.
Notizen.

^vel^acobu -- Gcacn die deutsche Flotte. -- Die Berliner Kunstausstellung.--
^ Lorenzen. - Herrn Prof. Gubitz.

-- Die gekreuzte Null in der Deutschen Allgemeinen (Joel Ja¬
cob") hat unlängst wieder eine brillante Vorstellung im journalistischen
Seiltänzer gegeben. Wir meinen seine Zusammenstellung der Königs-
berger Jubelfeier, der Berliner Gewerbeausstcllung und der großen
Wallfahrt zum ungenähten Ehristusrock in Trier; alle drei Er¬
scheinungen feiert er, als erfreuliche Zeichen der Zeit, mit gleich sal¬
bungsvoller Begeisterung; er muntert die freie Wissenschaft auf, wal-
ter fortzustreben, er klopft dem industriellen, freisinnigen Bürgerthum
auf die Schulter, und er ist poetisch gerührt über den kindlichen Glau¬
ben der Völker und über die ewige Gewalt sinnlicher Kirchenpracht.
Man kann nicht sagen, daß er gesinnungslos -- pfui über den ba¬
nalen, bornirten Vorwurf! In der That ist er dies nicht auf gewöhn¬
liche Weise, sonst würde er seine verschiedenfarbigen Erpectorationen
in verschiedene Organe ausschütten. Er' thut es in einem und dem¬
selben Blatt, in einem und demselben Brief. Er ist, wie der mo¬
dernste König, allen Meinungen zugleich auf das Gnädigste gewogen ;
er will blos jeder "Partie" zeigen, wie viel Anpreisungsfahiges sie
hat, und wie jede Richtung zur vollsten Zufriedenheit bedient werden
könnte, wenn die geschickten Federn nicht so selten waren. Wir glau¬
ben immer noch, daß der Mann seine Carriere machen wird.
Ist doch selbst Hofrath Rousseau placirt worden, der lange nicht so
viel Geist wie Joel und vor Allem nicht sein diplomatisches "itvuir
viol-e hat. Bewunderungswürdig ist Joel Jacob", wenn er angegrif¬
fen wird. Man schildert seine Persönlichkeit als die eines gehetzten,
dämonischen Abenteurers. Und wie ganz anders weiß er sich in der
Zeitung zu geben! Er parirt die gröbsten deutschen Stöße mit der


der Unterwelt von Eharon über den Stör zurück, auf der Oberwelt
angelangt sind, gewahren wir die göttliche Friedenszeit mit den Dampf¬
schiffen, den Dampfwagen, den Pasteten und Backwerken, den bunten
Bändern in den Knopflöchern, den silbernen und goldenen Uniformen,
den Schauspielen und Concerten, den Legionen von Eß- und Trink¬
gelagen, und erkennen auf's Deutlichste, daß der Magcnmensch ein
ganz anderes Product sei, als der Ge.stesmensch. Also kein Krieg,
noch weniger eine Zeit, wie die von 17«^-I!?l.i; nur Friede, wie
die goldene Epoche von 1815— in die Ewigkeit, d. h. die deutsche
Ewigkeit. .


Dr. G. König.
VI.
Notizen.

^vel^acobu — Gcacn die deutsche Flotte. — Die Berliner Kunstausstellung.—
^ Lorenzen. - Herrn Prof. Gubitz.

— Die gekreuzte Null in der Deutschen Allgemeinen (Joel Ja¬
cob») hat unlängst wieder eine brillante Vorstellung im journalistischen
Seiltänzer gegeben. Wir meinen seine Zusammenstellung der Königs-
berger Jubelfeier, der Berliner Gewerbeausstcllung und der großen
Wallfahrt zum ungenähten Ehristusrock in Trier; alle drei Er¬
scheinungen feiert er, als erfreuliche Zeichen der Zeit, mit gleich sal¬
bungsvoller Begeisterung; er muntert die freie Wissenschaft auf, wal-
ter fortzustreben, er klopft dem industriellen, freisinnigen Bürgerthum
auf die Schulter, und er ist poetisch gerührt über den kindlichen Glau¬
ben der Völker und über die ewige Gewalt sinnlicher Kirchenpracht.
Man kann nicht sagen, daß er gesinnungslos — pfui über den ba¬
nalen, bornirten Vorwurf! In der That ist er dies nicht auf gewöhn¬
liche Weise, sonst würde er seine verschiedenfarbigen Erpectorationen
in verschiedene Organe ausschütten. Er' thut es in einem und dem¬
selben Blatt, in einem und demselben Brief. Er ist, wie der mo¬
dernste König, allen Meinungen zugleich auf das Gnädigste gewogen ;
er will blos jeder „Partie" zeigen, wie viel Anpreisungsfahiges sie
hat, und wie jede Richtung zur vollsten Zufriedenheit bedient werden
könnte, wenn die geschickten Federn nicht so selten waren. Wir glau¬
ben immer noch, daß der Mann seine Carriere machen wird.
Ist doch selbst Hofrath Rousseau placirt worden, der lange nicht so
viel Geist wie Joel und vor Allem nicht sein diplomatisches »itvuir
viol-e hat. Bewunderungswürdig ist Joel Jacob», wenn er angegrif¬
fen wird. Man schildert seine Persönlichkeit als die eines gehetzten,
dämonischen Abenteurers. Und wie ganz anders weiß er sich in der
Zeitung zu geben! Er parirt die gröbsten deutschen Stöße mit der


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[0575] der Unterwelt von Eharon über den Stör zurück, auf der Oberwelt angelangt sind, gewahren wir die göttliche Friedenszeit mit den Dampf¬ schiffen, den Dampfwagen, den Pasteten und Backwerken, den bunten Bändern in den Knopflöchern, den silbernen und goldenen Uniformen, den Schauspielen und Concerten, den Legionen von Eß- und Trink¬ gelagen, und erkennen auf's Deutlichste, daß der Magcnmensch ein ganz anderes Product sei, als der Ge.stesmensch. Also kein Krieg, noch weniger eine Zeit, wie die von 17«^-I!?l.i; nur Friede, wie die goldene Epoche von 1815— in die Ewigkeit, d. h. die deutsche Ewigkeit. . Dr. G. König. VI. Notizen. ^vel^acobu — Gcacn die deutsche Flotte. — Die Berliner Kunstausstellung.— ^ Lorenzen. - Herrn Prof. Gubitz. — Die gekreuzte Null in der Deutschen Allgemeinen (Joel Ja¬ cob») hat unlängst wieder eine brillante Vorstellung im journalistischen Seiltänzer gegeben. Wir meinen seine Zusammenstellung der Königs- berger Jubelfeier, der Berliner Gewerbeausstcllung und der großen Wallfahrt zum ungenähten Ehristusrock in Trier; alle drei Er¬ scheinungen feiert er, als erfreuliche Zeichen der Zeit, mit gleich sal¬ bungsvoller Begeisterung; er muntert die freie Wissenschaft auf, wal- ter fortzustreben, er klopft dem industriellen, freisinnigen Bürgerthum auf die Schulter, und er ist poetisch gerührt über den kindlichen Glau¬ ben der Völker und über die ewige Gewalt sinnlicher Kirchenpracht. Man kann nicht sagen, daß er gesinnungslos — pfui über den ba¬ nalen, bornirten Vorwurf! In der That ist er dies nicht auf gewöhn¬ liche Weise, sonst würde er seine verschiedenfarbigen Erpectorationen in verschiedene Organe ausschütten. Er' thut es in einem und dem¬ selben Blatt, in einem und demselben Brief. Er ist, wie der mo¬ dernste König, allen Meinungen zugleich auf das Gnädigste gewogen ; er will blos jeder „Partie" zeigen, wie viel Anpreisungsfahiges sie hat, und wie jede Richtung zur vollsten Zufriedenheit bedient werden könnte, wenn die geschickten Federn nicht so selten waren. Wir glau¬ ben immer noch, daß der Mann seine Carriere machen wird. Ist doch selbst Hofrath Rousseau placirt worden, der lange nicht so viel Geist wie Joel und vor Allem nicht sein diplomatisches »itvuir viol-e hat. Bewunderungswürdig ist Joel Jacob», wenn er angegrif¬ fen wird. Man schildert seine Persönlichkeit als die eines gehetzten, dämonischen Abenteurers. Und wie ganz anders weiß er sich in der Zeitung zu geben! Er parirt die gröbsten deutschen Stöße mit der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/575>, abgerufen am 29.06.2024.