Ich debütire bei Ihnen gleich mit einer Revolutionsgeschichte. In dem Augenblicke, wo dieser Brief anlangt, werden Sie bereits von der Weber-Revolte in Peterswaldau und Langenbielcm erfahren haben. Endlich ist den Armen der Geduldfaden, der starke, aus gu¬ tem Hanf gesponnene deutsche Geduldfaden gerissen, und nun sind sie "vom Bärbel los", wie der Provinzialismus besagt. Kennen Sie einen schlesischen "Wäber"? Denken Sie sich einen kleinen, gebückt einhergehenden Menschen mit verkrümmten Handen und dünnen Bei¬ nen, mit einer blauen Leinwandjacke und ditto Beinkleidern, geben Sie ihm einen Gebirgsstab in die Hand, und lassen Sie ihn keu¬ chend und stöhnend unter dem "Leinwandschock" thalwärts steigen, so haben Sie ein ungefähres Bild davon. Und diese Jammergestalten sind aufständisch geworden und wagen es, den Bajonetten und den Kugeln des feinsten preußischen Commisbrod-Mavors Trotz zu bieten! Da habt Ihr einen Commentar zu dem Bericht unseres Oberprä¬ sidenten an den König, wornach das Sprechen und Sagen von der Noth und dem Elende der Weber nur von übelwollenden Zeitungs¬ schreibern und unberufenen Schreihälsen herrühren soll! Hoffentlich wird uns die Genugthuung werden, daß sich die Preßungläubigen jetzt auf unsere Seite schlagen und zugeben, daß wir am Ende denn doch Recht gehabt. Einige fürchten zwar, daß wir gerade deshalb, weil wir Recht gehabt, übel davon kommen werden und nach dem, was geschehen, fürchte ich es beinahe auch. Wir" -- nämlich wir Zeitungsschreiber -- dürfen an dem Aufstande nicht Theil nehmen, d. h. wir dürfen Nichts darüber in unseren Blattern sagen. Der
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> AusBreslau. Die Weber und ihre Revolte-
Ich debütire bei Ihnen gleich mit einer Revolutionsgeschichte. In dem Augenblicke, wo dieser Brief anlangt, werden Sie bereits von der Weber-Revolte in Peterswaldau und Langenbielcm erfahren haben. Endlich ist den Armen der Geduldfaden, der starke, aus gu¬ tem Hanf gesponnene deutsche Geduldfaden gerissen, und nun sind sie „vom Bärbel los", wie der Provinzialismus besagt. Kennen Sie einen schlesischen „Wäber"? Denken Sie sich einen kleinen, gebückt einhergehenden Menschen mit verkrümmten Handen und dünnen Bei¬ nen, mit einer blauen Leinwandjacke und ditto Beinkleidern, geben Sie ihm einen Gebirgsstab in die Hand, und lassen Sie ihn keu¬ chend und stöhnend unter dem „Leinwandschock" thalwärts steigen, so haben Sie ein ungefähres Bild davon. Und diese Jammergestalten sind aufständisch geworden und wagen es, den Bajonetten und den Kugeln des feinsten preußischen Commisbrod-Mavors Trotz zu bieten! Da habt Ihr einen Commentar zu dem Bericht unseres Oberprä¬ sidenten an den König, wornach das Sprechen und Sagen von der Noth und dem Elende der Weber nur von übelwollenden Zeitungs¬ schreibern und unberufenen Schreihälsen herrühren soll! Hoffentlich wird uns die Genugthuung werden, daß sich die Preßungläubigen jetzt auf unsere Seite schlagen und zugeben, daß wir am Ende denn doch Recht gehabt. Einige fürchten zwar, daß wir gerade deshalb, weil wir Recht gehabt, übel davon kommen werden und nach dem, was geschehen, fürchte ich es beinahe auch. Wir" -- nämlich wir Zeitungsschreiber — dürfen an dem Aufstande nicht Theil nehmen, d. h. wir dürfen Nichts darüber in unseren Blattern sagen. Der
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AusBreslau.
Die Weber und ihre Revolte-
Ich debütire bei Ihnen gleich mit einer Revolutionsgeschichte.
In dem Augenblicke, wo dieser Brief anlangt, werden Sie bereits
von der Weber-Revolte in Peterswaldau und Langenbielcm erfahren
haben. Endlich ist den Armen der Geduldfaden, der starke, aus gu¬
tem Hanf gesponnene deutsche Geduldfaden gerissen, und nun sind
sie „vom Bärbel los", wie der Provinzialismus besagt. Kennen Sie
einen schlesischen „Wäber"? Denken Sie sich einen kleinen, gebückt
einhergehenden Menschen mit verkrümmten Handen und dünnen Bei¬
nen, mit einer blauen Leinwandjacke und ditto Beinkleidern, geben
Sie ihm einen Gebirgsstab in die Hand, und lassen Sie ihn keu¬
chend und stöhnend unter dem „Leinwandschock" thalwärts steigen, so
haben Sie ein ungefähres Bild davon. Und diese Jammergestalten
sind aufständisch geworden und wagen es, den Bajonetten und den
Kugeln des feinsten preußischen Commisbrod-Mavors Trotz zu bieten!
Da habt Ihr einen Commentar zu dem Bericht unseres Oberprä¬
sidenten an den König, wornach das Sprechen und Sagen von der
Noth und dem Elende der Weber nur von übelwollenden Zeitungs¬
schreibern und unberufenen Schreihälsen herrühren soll! Hoffentlich
wird uns die Genugthuung werden, daß sich die Preßungläubigen
jetzt auf unsere Seite schlagen und zugeben, daß wir am Ende denn
doch Recht gehabt. Einige fürchten zwar, daß wir gerade deshalb,
weil wir Recht gehabt, übel davon kommen werden und nach dem,
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d. h. wir dürfen Nichts darüber in unseren Blattern sagen. Der
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/797>, abgerufen am 22.12.2024.
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