Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

rung kömmt, ist die erste Novität seit der Einfichrung der neue" Hv-
norirungsmcthode.

Lenau arbeitet gleichfalls an einem dramatischen Gedicht: "Don
Juan". Doch ist es nicht für die Bühne bestimmt. ES sind Scenen,
in denen der Opern "Don Juan sein Leben abspinnt, lose und sprung¬
weise an einander gereiht, aber mit einer Poesie, wie sie dieser viel-
bchandcltc Stoff noch nicht gefunden hat; selbst Byron nicht ausge¬
nommen. Nach den Bruchstücken zu urtheilen, die Lenau uns vorge¬
lesen, wird diese Dichtung seine beste werden.

Die neue Oper eines englischen Komponisten (PaSqual Bruno
von Master Hatten), welche Staudigl zu seinem Benefice im Kärnt-
ncrthortheater zum Erstenmale gab, ist schmählich durchgefallen. Der
Komponist, der seit sechs Monaten hier lebte, um die Aufführung z"
betreiben, war im Ganzen noch glücklicher, als mancher berühmte
deutsche Meister, der seine Opern hier gar nicht anbringen kann.


-i- H


III.
Notizen.

Deutsche Einheit. -- Moderne Gefängnifieinrichtung. -- Romantische Poli¬
tik. -- Hoffmann v. Fallerslcven und die beiden Grimm. -- Stauwerk und
Hinrichs. -- Die Russenfurcht lächerlich! -- Schuselka. -- Mysteres de la
Russie. -- Ein Wort von Dahlmann- -- Rüge. -- Glasbrenner.--Geheim¬
nisse. -- Griechische Aussichten- -- Königin Pomare.

-- Die deutsche Einheit macht Fortschritte. Wir meinen dies
nicht ironisch, da eine gewisse Einheit wirklich vorhanden ist; eine ge¬
wisse Harmonie der verschiedenen Polizcigcwaltcn im Verdicken, Unter¬
suchen und Verfolgen. Ein prcußischcrMinistcr verbietet den preußischen Ju-
stizeommissären den Besuch der Mainzer Advocatcnversammlung und gleich
erfolgt dasselbe Verbot in einem Lande, das man sonst für den ge¬
schworenen Antagonisten Preußens hielt, in Baiern. Ist das nicht
herzstärkend? Hoffentlich werden auch andere Regierungen diesem Bei¬
spiel folgen. Andererseits hat Baiern den Gustav-Adolphvcrcin ver¬
boten, zu dessen Mitgliedern deutsche Könige gehören; und arme bai-
risch motestantischc Gemeinden dürfen nun, dem westphälischen Frie¬
den zum Trotz, keine Unterstützung vom Gustav-Adolphvercin anneh¬
men. Dies Beispiel wird doch auch collegialische Nachahmung finden?
-In Preußen fand es sie wenigstens darin, daß, wie der preußische Protestan¬
tismus überhaupt sich vom andern zu unterscheiden strebt, so auch die preu¬
ßische Gustav-Adolphstiftung mit den übrigen Zweigen derselben nicht
zusammenhängen soll. Die Stndcntenuntcrsnchungcn "ut Lcsevcrbote


51 "

rung kömmt, ist die erste Novität seit der Einfichrung der neue» Hv-
norirungsmcthode.

Lenau arbeitet gleichfalls an einem dramatischen Gedicht: „Don
Juan". Doch ist es nicht für die Bühne bestimmt. ES sind Scenen,
in denen der Opern „Don Juan sein Leben abspinnt, lose und sprung¬
weise an einander gereiht, aber mit einer Poesie, wie sie dieser viel-
bchandcltc Stoff noch nicht gefunden hat; selbst Byron nicht ausge¬
nommen. Nach den Bruchstücken zu urtheilen, die Lenau uns vorge¬
lesen, wird diese Dichtung seine beste werden.

Die neue Oper eines englischen Komponisten (PaSqual Bruno
von Master Hatten), welche Staudigl zu seinem Benefice im Kärnt-
ncrthortheater zum Erstenmale gab, ist schmählich durchgefallen. Der
Komponist, der seit sechs Monaten hier lebte, um die Aufführung z»
betreiben, war im Ganzen noch glücklicher, als mancher berühmte
deutsche Meister, der seine Opern hier gar nicht anbringen kann.


-i- H


III.
Notizen.

Deutsche Einheit. — Moderne Gefängnifieinrichtung. — Romantische Poli¬
tik. — Hoffmann v. Fallerslcven und die beiden Grimm. — Stauwerk und
Hinrichs. — Die Russenfurcht lächerlich! — Schuselka. — Mysteres de la
Russie. — Ein Wort von Dahlmann- — Rüge. — Glasbrenner.—Geheim¬
nisse. — Griechische Aussichten- — Königin Pomare.

— Die deutsche Einheit macht Fortschritte. Wir meinen dies
nicht ironisch, da eine gewisse Einheit wirklich vorhanden ist; eine ge¬
wisse Harmonie der verschiedenen Polizcigcwaltcn im Verdicken, Unter¬
suchen und Verfolgen. Ein prcußischcrMinistcr verbietet den preußischen Ju-
stizeommissären den Besuch der Mainzer Advocatcnversammlung und gleich
erfolgt dasselbe Verbot in einem Lande, das man sonst für den ge¬
schworenen Antagonisten Preußens hielt, in Baiern. Ist das nicht
herzstärkend? Hoffentlich werden auch andere Regierungen diesem Bei¬
spiel folgen. Andererseits hat Baiern den Gustav-Adolphvcrcin ver¬
boten, zu dessen Mitgliedern deutsche Könige gehören; und arme bai-
risch motestantischc Gemeinden dürfen nun, dem westphälischen Frie¬
den zum Trotz, keine Unterstützung vom Gustav-Adolphvercin anneh¬
men. Dies Beispiel wird doch auch collegialische Nachahmung finden?
-In Preußen fand es sie wenigstens darin, daß, wie der preußische Protestan¬
tismus überhaupt sich vom andern zu unterscheiden strebt, so auch die preu¬
ßische Gustav-Adolphstiftung mit den übrigen Zweigen derselben nicht
zusammenhängen soll. Die Stndcntenuntcrsnchungcn »ut Lcsevcrbote


51 »
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0395" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180108"/>
            <p xml:id="ID_1015" prev="#ID_1014"> rung kömmt, ist die erste Novität seit der Einfichrung der neue» Hv-<lb/>
norirungsmcthode.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1016"> Lenau arbeitet gleichfalls an einem dramatischen Gedicht: &#x201E;Don<lb/>
Juan". Doch ist es nicht für die Bühne bestimmt. ES sind Scenen,<lb/>
in denen der Opern &#x201E;Don Juan sein Leben abspinnt, lose und sprung¬<lb/>
weise an einander gereiht, aber mit einer Poesie, wie sie dieser viel-<lb/>
bchandcltc Stoff noch nicht gefunden hat; selbst Byron nicht ausge¬<lb/>
nommen. Nach den Bruchstücken zu urtheilen, die Lenau uns vorge¬<lb/>
lesen, wird diese Dichtung seine beste werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1017"> Die neue Oper eines englischen Komponisten (PaSqual Bruno<lb/>
von Master Hatten), welche Staudigl zu seinem Benefice im Kärnt-<lb/>
ncrthortheater zum Erstenmale gab, ist schmählich durchgefallen. Der<lb/>
Komponist, der seit sechs Monaten hier lebte, um die Aufführung z»<lb/>
betreiben, war im Ganzen noch glücklicher, als mancher berühmte<lb/>
deutsche Meister, der seine Opern hier gar nicht anbringen kann.</p><lb/>
            <note type="byline"> -i- H</note><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> III.<lb/>
Notizen.</head><lb/>
          <note type="argument"> Deutsche Einheit. &#x2014; Moderne Gefängnifieinrichtung. &#x2014; Romantische Poli¬<lb/>
tik. &#x2014; Hoffmann v. Fallerslcven und die beiden Grimm. &#x2014; Stauwerk und<lb/>
Hinrichs. &#x2014; Die Russenfurcht lächerlich! &#x2014; Schuselka. &#x2014; Mysteres de la<lb/>
Russie. &#x2014; Ein Wort von Dahlmann- &#x2014; Rüge. &#x2014; Glasbrenner.&#x2014;Geheim¬<lb/>
nisse. &#x2014; Griechische Aussichten- &#x2014; Königin Pomare.</note><lb/>
          <p xml:id="ID_1018" next="#ID_1019"> &#x2014; Die deutsche Einheit macht Fortschritte. Wir meinen dies<lb/>
nicht ironisch, da eine gewisse Einheit wirklich vorhanden ist; eine ge¬<lb/>
wisse Harmonie der verschiedenen Polizcigcwaltcn im Verdicken, Unter¬<lb/>
suchen und Verfolgen. Ein prcußischcrMinistcr verbietet den preußischen Ju-<lb/>
stizeommissären den Besuch der Mainzer Advocatcnversammlung und gleich<lb/>
erfolgt dasselbe Verbot in einem Lande, das man sonst für den ge¬<lb/>
schworenen Antagonisten Preußens hielt, in Baiern. Ist das nicht<lb/>
herzstärkend? Hoffentlich werden auch andere Regierungen diesem Bei¬<lb/>
spiel folgen. Andererseits hat Baiern den Gustav-Adolphvcrcin ver¬<lb/>
boten, zu dessen Mitgliedern deutsche Könige gehören; und arme bai-<lb/>
risch motestantischc Gemeinden dürfen nun, dem westphälischen Frie¬<lb/>
den zum Trotz, keine Unterstützung vom Gustav-Adolphvercin anneh¬<lb/>
men. Dies Beispiel wird doch auch collegialische Nachahmung finden?<lb/>
-In Preußen fand es sie wenigstens darin, daß, wie der preußische Protestan¬<lb/>
tismus überhaupt sich vom andern zu unterscheiden strebt, so auch die preu¬<lb/>
ßische Gustav-Adolphstiftung mit den übrigen Zweigen derselben nicht<lb/>
zusammenhängen soll.  Die Stndcntenuntcrsnchungcn »ut Lcsevcrbote</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"> 51 »</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0395] rung kömmt, ist die erste Novität seit der Einfichrung der neue» Hv- norirungsmcthode. Lenau arbeitet gleichfalls an einem dramatischen Gedicht: „Don Juan". Doch ist es nicht für die Bühne bestimmt. ES sind Scenen, in denen der Opern „Don Juan sein Leben abspinnt, lose und sprung¬ weise an einander gereiht, aber mit einer Poesie, wie sie dieser viel- bchandcltc Stoff noch nicht gefunden hat; selbst Byron nicht ausge¬ nommen. Nach den Bruchstücken zu urtheilen, die Lenau uns vorge¬ lesen, wird diese Dichtung seine beste werden. Die neue Oper eines englischen Komponisten (PaSqual Bruno von Master Hatten), welche Staudigl zu seinem Benefice im Kärnt- ncrthortheater zum Erstenmale gab, ist schmählich durchgefallen. Der Komponist, der seit sechs Monaten hier lebte, um die Aufführung z» betreiben, war im Ganzen noch glücklicher, als mancher berühmte deutsche Meister, der seine Opern hier gar nicht anbringen kann. -i- H III. Notizen. Deutsche Einheit. — Moderne Gefängnifieinrichtung. — Romantische Poli¬ tik. — Hoffmann v. Fallerslcven und die beiden Grimm. — Stauwerk und Hinrichs. — Die Russenfurcht lächerlich! — Schuselka. — Mysteres de la Russie. — Ein Wort von Dahlmann- — Rüge. — Glasbrenner.—Geheim¬ nisse. — Griechische Aussichten- — Königin Pomare. — Die deutsche Einheit macht Fortschritte. Wir meinen dies nicht ironisch, da eine gewisse Einheit wirklich vorhanden ist; eine ge¬ wisse Harmonie der verschiedenen Polizcigcwaltcn im Verdicken, Unter¬ suchen und Verfolgen. Ein prcußischcrMinistcr verbietet den preußischen Ju- stizeommissären den Besuch der Mainzer Advocatcnversammlung und gleich erfolgt dasselbe Verbot in einem Lande, das man sonst für den ge¬ schworenen Antagonisten Preußens hielt, in Baiern. Ist das nicht herzstärkend? Hoffentlich werden auch andere Regierungen diesem Bei¬ spiel folgen. Andererseits hat Baiern den Gustav-Adolphvcrcin ver¬ boten, zu dessen Mitgliedern deutsche Könige gehören; und arme bai- risch motestantischc Gemeinden dürfen nun, dem westphälischen Frie¬ den zum Trotz, keine Unterstützung vom Gustav-Adolphvercin anneh¬ men. Dies Beispiel wird doch auch collegialische Nachahmung finden? -In Preußen fand es sie wenigstens darin, daß, wie der preußische Protestan¬ tismus überhaupt sich vom andern zu unterscheiden strebt, so auch die preu¬ ßische Gustav-Adolphstiftung mit den übrigen Zweigen derselben nicht zusammenhängen soll. Die Stndcntenuntcrsnchungcn »ut Lcsevcrbote 51 »

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/395
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/395>, abgerufen am 22.12.2024.