Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.T a g e b u eh. ' Notizen. Leipziger Museum. -- Acadcmische Freiheit, Studenten und Philister. -- Herr von Haber. -- DaS große Leipziger Museum wird in der Mitte dieses Mo¬ -- Man spricht allgemein von Reformen im deutschen Studenten- T a g e b u eh. ' Notizen. Leipziger Museum. — Acadcmische Freiheit, Studenten und Philister. — Herr von Haber. — DaS große Leipziger Museum wird in der Mitte dieses Mo¬ — Man spricht allgemein von Reformen im deutschen Studenten- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179860"/> </div> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u eh.<lb/> '</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> Notizen.</head><lb/> <note type="argument"> Leipziger Museum. — Acadcmische Freiheit, Studenten und Philister. —<lb/> Herr von Haber.</note><lb/> <p xml:id="ID_419"> — DaS große Leipziger Museum wird in der Mitte dieses Mo¬<lb/> nats eröffnet. Es enthält, nach der ausgegebenen Liste, alle politischen<lb/> Hauptzeitungcn Deutschlands, die wichtigsten Parteiorgane Frankreichs<lb/> und Englands, eine oder zwei griechische und, wenn wi>: nicht irren,<lb/> auch eine dänische und schwedische Zeitung; dann die französischen Rc-<lb/> vucs, die englischen Reviews und die deutschen Vierteljahrs- und Mo¬<lb/> natsschriften von Bedeutung. Den meisten Raum nehmen die wissen¬<lb/> schaftlichen und Fachjournalc ein; die Anzahl der theologischen Blätter<lb/> allein kommt beinahe der letzten Rubrik, nämlich der schönwtssenschaft-<lb/> lichcn, gleich. In der That gibt es nicht so viel belletristische Jour¬<lb/> nale, als man gewöhnlich glaubt und klagt; besonders, wenn man die<lb/> rein localen Blättchen ausnimmt. Und wie viele davon beschäftigen<lb/> sich mehr mit publicistischcn Dingen, mit Oeffentlichkeit und Mündlich¬<lb/> keit, als mit den Geheimnissen der Musen I — Das Museum verspricht<lb/> für Leipzig ein gesellig literarischer Mittelpunkt zu werden. — In kei¬<lb/> nem Museum sollte eine Schrift fehlen, die übrigens noch nicht ge¬<lb/> schrieben ist: eine „Anleitung, mit Nutzen und ohne großen Zeitverlust<lb/> Journale zu lesen." DaS Journallcscn ist wahrhaftig eine Kunst, die<lb/> sehr Wenige inne haben. Wie in Gemäldegalerien einen Katalog,<lb/> so sollte man in großen Lcseanstaltcn eine Schrift der Art jedem<lb/> Besucher anbieten. Eine praktische Charakteristik der einzelnen Jour¬<lb/> nale, ein Wegweiser, »ach welchem man sich in dem weitläufigen Ge¬<lb/> biet orientiren konnte, wäre aber in allem Ernst von Nutzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_420" next="#ID_421"> — Man spricht allgemein von Reformen im deutschen Studenten-<lb/> thum und es sind bereits die ernsthaftesten Befürchtungen von manchen<lb/> Seiten ausgesprochen worden. Eine gewaltsame Umwandlung von<lb/> Außen her, eine Beschränkung der akademischen Freiheit wäre gerade<lb/> jetzt die größte Unklugheit, wo eben eine innerliche unwillkürliche Re¬<lb/> form im Studententhum vorgeht, welche die Regierungen nur beruhigen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0147]
T a g e b u eh.
'
Notizen.
Leipziger Museum. — Acadcmische Freiheit, Studenten und Philister. —
Herr von Haber.
— DaS große Leipziger Museum wird in der Mitte dieses Mo¬
nats eröffnet. Es enthält, nach der ausgegebenen Liste, alle politischen
Hauptzeitungcn Deutschlands, die wichtigsten Parteiorgane Frankreichs
und Englands, eine oder zwei griechische und, wenn wi>: nicht irren,
auch eine dänische und schwedische Zeitung; dann die französischen Rc-
vucs, die englischen Reviews und die deutschen Vierteljahrs- und Mo¬
natsschriften von Bedeutung. Den meisten Raum nehmen die wissen¬
schaftlichen und Fachjournalc ein; die Anzahl der theologischen Blätter
allein kommt beinahe der letzten Rubrik, nämlich der schönwtssenschaft-
lichcn, gleich. In der That gibt es nicht so viel belletristische Jour¬
nale, als man gewöhnlich glaubt und klagt; besonders, wenn man die
rein localen Blättchen ausnimmt. Und wie viele davon beschäftigen
sich mehr mit publicistischcn Dingen, mit Oeffentlichkeit und Mündlich¬
keit, als mit den Geheimnissen der Musen I — Das Museum verspricht
für Leipzig ein gesellig literarischer Mittelpunkt zu werden. — In kei¬
nem Museum sollte eine Schrift fehlen, die übrigens noch nicht ge¬
schrieben ist: eine „Anleitung, mit Nutzen und ohne großen Zeitverlust
Journale zu lesen." DaS Journallcscn ist wahrhaftig eine Kunst, die
sehr Wenige inne haben. Wie in Gemäldegalerien einen Katalog,
so sollte man in großen Lcseanstaltcn eine Schrift der Art jedem
Besucher anbieten. Eine praktische Charakteristik der einzelnen Jour¬
nale, ein Wegweiser, »ach welchem man sich in dem weitläufigen Ge¬
biet orientiren konnte, wäre aber in allem Ernst von Nutzen.
— Man spricht allgemein von Reformen im deutschen Studenten-
thum und es sind bereits die ernsthaftesten Befürchtungen von manchen
Seiten ausgesprochen worden. Eine gewaltsame Umwandlung von
Außen her, eine Beschränkung der akademischen Freiheit wäre gerade
jetzt die größte Unklugheit, wo eben eine innerliche unwillkürliche Re¬
form im Studententhum vorgeht, welche die Regierungen nur beruhigen
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