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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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II.
Notizen.

Ein Brief von Schuselka. -- Delavigne. - Brühl. -- Börnstein und deutsche
Ehrlichkeit. -- Moriani. -- Untersuchungen. -- Sommernachtstraum. --
Jordan. -- NeujahrSwunsch.

Vom Herrn or. Schuselka in Wien ist der Redaction der Grenz-
boten folgendes Schreiben zugekommen?


Hochgeehrter Herr Redacteur und lieber Herr Landsmann! Der
Wiener Brief von Z. v. Z. in Ur. 47 Ihres geschätzten Blattes ent¬
hält in einer sehr freundlichen Mittheilung über mich einige sachliche
Unrichtigkeiten, die zwar bei der gänzlichen Zurückgezogenheit, in der
ich lebe, kaum zu vermeiden waren, aber berichtigt werden müssen,
weil sie auch fremde Personen und Verhältnisse berühren. Ich ersuche
Sie daher, folgenden Angaben ein Plätzchen zu gestatten: Ich bin nicht
zwei, sondern nur ein Jahr im nichtöstcrreichischcn Deutschland gewesen.
Ich bin keineswegs Advokat, sondern einfach Doktor des Rechts. Ich
lebe allerdings jetzt in Klosterneuburg, aber in eigener Wohnung
und mit eigener Haushaltung und keineswegs im Kloster, mit dessen
Prälaten, (einem bereits hoch betagten Manne, ehemaligem Professor
der Theologie, k. k. NegicrungSrathe und Director der Gymnasialstudic"
in Oesterreich), ich noch niemals in irgend eine Berührung gekommen
bin. Die löbliche Polizei fand bei mir weder politische Manuscripte,
noch Concepte von Artikeln für die Deutsche Allgemeine Zeitung,
sondern ich "bergab freiwillig die Exemplare meiner fünf politischen
Broschüren*) und Abdrücke von etwa 70 Artikeln in der Leipziger
Allgemeinen Zeitung und bekannte mit ruhigem Bewußtsein, daß ich
der Verfasser dieser, und nur dieser anonymen Schriften bin. Unter
den mir abgenommenen Briefen befanden sich allerdings zwei vom
Herrn or. G. Kolb, Redacteur der Augsburger Allgemeinen Zeitung,
allein sie haben mich durchaus nicht comprommittirt, sondern meiner
Sache wesentlich genutzt, indem sie Nichts enthalten, als eine überaus
freundliche Beurtheilung meiner Schrift: "Ist Oesterreich deutsch?"
und die Aufforderung, im loyalen Sinne dieser Schrift für die Allge¬
meine Zeitung zu schreiben"). Die volle Wahrheit sagt Ihr geehrter



D. Red.
*) "Deutsche Worte eines Oesterreichers. -- "Ist Oesterreich deutsch?"
-- "Oesterreich und Ungarn." -- "Beitrag zur Beurtheiluna des preußischen
Srrafgesctzentwurss in seinem allgemeinen und politischen Theile." -- "Die
orientalische d. i. russische Frage."
"*
) Herr Dr. Schuselka ist, wie der Artikel Ungarn und Böhmen in der
Augsburger Allgemeinen beweist, dieser Aufforderung bereits nachgekommen.
II.
Notizen.

Ein Brief von Schuselka. — Delavigne. - Brühl. — Börnstein und deutsche
Ehrlichkeit. — Moriani. — Untersuchungen. — Sommernachtstraum. —
Jordan. — NeujahrSwunsch.

Vom Herrn or. Schuselka in Wien ist der Redaction der Grenz-
boten folgendes Schreiben zugekommen?


Hochgeehrter Herr Redacteur und lieber Herr Landsmann! Der
Wiener Brief von Z. v. Z. in Ur. 47 Ihres geschätzten Blattes ent¬
hält in einer sehr freundlichen Mittheilung über mich einige sachliche
Unrichtigkeiten, die zwar bei der gänzlichen Zurückgezogenheit, in der
ich lebe, kaum zu vermeiden waren, aber berichtigt werden müssen,
weil sie auch fremde Personen und Verhältnisse berühren. Ich ersuche
Sie daher, folgenden Angaben ein Plätzchen zu gestatten: Ich bin nicht
zwei, sondern nur ein Jahr im nichtöstcrreichischcn Deutschland gewesen.
Ich bin keineswegs Advokat, sondern einfach Doktor des Rechts. Ich
lebe allerdings jetzt in Klosterneuburg, aber in eigener Wohnung
und mit eigener Haushaltung und keineswegs im Kloster, mit dessen
Prälaten, (einem bereits hoch betagten Manne, ehemaligem Professor
der Theologie, k. k. NegicrungSrathe und Director der Gymnasialstudic»
in Oesterreich), ich noch niemals in irgend eine Berührung gekommen
bin. Die löbliche Polizei fand bei mir weder politische Manuscripte,
noch Concepte von Artikeln für die Deutsche Allgemeine Zeitung,
sondern ich »bergab freiwillig die Exemplare meiner fünf politischen
Broschüren*) und Abdrücke von etwa 70 Artikeln in der Leipziger
Allgemeinen Zeitung und bekannte mit ruhigem Bewußtsein, daß ich
der Verfasser dieser, und nur dieser anonymen Schriften bin. Unter
den mir abgenommenen Briefen befanden sich allerdings zwei vom
Herrn or. G. Kolb, Redacteur der Augsburger Allgemeinen Zeitung,
allein sie haben mich durchaus nicht comprommittirt, sondern meiner
Sache wesentlich genutzt, indem sie Nichts enthalten, als eine überaus
freundliche Beurtheilung meiner Schrift: „Ist Oesterreich deutsch?"
und die Aufforderung, im loyalen Sinne dieser Schrift für die Allge¬
meine Zeitung zu schreiben"). Die volle Wahrheit sagt Ihr geehrter



D. Red.
*) „Deutsche Worte eines Oesterreichers. — „Ist Oesterreich deutsch?"
— „Oesterreich und Ungarn." — „Beitrag zur Beurtheiluna des preußischen
Srrafgesctzentwurss in seinem allgemeinen und politischen Theile." — „Die
orientalische d. i. russische Frage."
"*
) Herr Dr. Schuselka ist, wie der Artikel Ungarn und Böhmen in der
Augsburger Allgemeinen beweist, dieser Aufforderung bereits nachgekommen.
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[0112] II. Notizen. Ein Brief von Schuselka. — Delavigne. - Brühl. — Börnstein und deutsche Ehrlichkeit. — Moriani. — Untersuchungen. — Sommernachtstraum. — Jordan. — NeujahrSwunsch. Vom Herrn or. Schuselka in Wien ist der Redaction der Grenz- boten folgendes Schreiben zugekommen? Hochgeehrter Herr Redacteur und lieber Herr Landsmann! Der Wiener Brief von Z. v. Z. in Ur. 47 Ihres geschätzten Blattes ent¬ hält in einer sehr freundlichen Mittheilung über mich einige sachliche Unrichtigkeiten, die zwar bei der gänzlichen Zurückgezogenheit, in der ich lebe, kaum zu vermeiden waren, aber berichtigt werden müssen, weil sie auch fremde Personen und Verhältnisse berühren. Ich ersuche Sie daher, folgenden Angaben ein Plätzchen zu gestatten: Ich bin nicht zwei, sondern nur ein Jahr im nichtöstcrreichischcn Deutschland gewesen. Ich bin keineswegs Advokat, sondern einfach Doktor des Rechts. Ich lebe allerdings jetzt in Klosterneuburg, aber in eigener Wohnung und mit eigener Haushaltung und keineswegs im Kloster, mit dessen Prälaten, (einem bereits hoch betagten Manne, ehemaligem Professor der Theologie, k. k. NegicrungSrathe und Director der Gymnasialstudic» in Oesterreich), ich noch niemals in irgend eine Berührung gekommen bin. Die löbliche Polizei fand bei mir weder politische Manuscripte, noch Concepte von Artikeln für die Deutsche Allgemeine Zeitung, sondern ich »bergab freiwillig die Exemplare meiner fünf politischen Broschüren*) und Abdrücke von etwa 70 Artikeln in der Leipziger Allgemeinen Zeitung und bekannte mit ruhigem Bewußtsein, daß ich der Verfasser dieser, und nur dieser anonymen Schriften bin. Unter den mir abgenommenen Briefen befanden sich allerdings zwei vom Herrn or. G. Kolb, Redacteur der Augsburger Allgemeinen Zeitung, allein sie haben mich durchaus nicht comprommittirt, sondern meiner Sache wesentlich genutzt, indem sie Nichts enthalten, als eine überaus freundliche Beurtheilung meiner Schrift: „Ist Oesterreich deutsch?" und die Aufforderung, im loyalen Sinne dieser Schrift für die Allge¬ meine Zeitung zu schreiben"). Die volle Wahrheit sagt Ihr geehrter D. Red. *) „Deutsche Worte eines Oesterreichers. — „Ist Oesterreich deutsch?" — „Oesterreich und Ungarn." — „Beitrag zur Beurtheiluna des preußischen Srrafgesctzentwurss in seinem allgemeinen und politischen Theile." — „Die orientalische d. i. russische Frage." "* ) Herr Dr. Schuselka ist, wie der Artikel Ungarn und Böhmen in der Augsburger Allgemeinen beweist, dieser Aufforderung bereits nachgekommen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/112>, abgerufen am 22.12.2024.