Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
Gonstantinopel und Miffolmtghr.
^ v EineEpisode aas der Geschichte dcrJanitscharen., ^



. . Mehr als einmal hat Constantinopel seine Straßen sich blutig:
roch färben sehen,, in Folge von Aufständen der Janitscharen, dieses
modernen Prätorianer, welche glaubten, die Sultai,e nach, ihrem Be-^
lieben schaffen und absetzen zu können. Mehrere Kaiser hatten, den
Man gefaßt, diese unbändigen Schaaren aufzulösen, die,,um so stol¬
zer waren, da eine fünfhundertjährige Erfahrung ihnen ein mM-r
schüttcrliches Bewußtsein ihrer Kraft und ein hohes Vertrauen auf
ihre Macht eingeflößt hatte. Othman ZI. und.Selim aber wa¬
ren die einzigen gewesen,, die einen thätigen , Versuch - dieser Art ge¬
wagt; aber beide hatten diesen kühnen Staatsstreich theuer bezahlt;
do erste', hatte - ihn mit seinem , Kopfe gebüßt; der andre hatte lange,,
lange Jahre im Kerker geschmachtet, bis auch ihn endlich Mustaphä
des Vierten Dolch getroffen. ' ,, ,

Im Jahre achtzehnhundert und acht endlich, erschien Mcchmoud,
auf der Weltbühne. Begabt mit ungemeiner Willenskraft, mit u'nem
treffenden und tief eindringenden Geiste und mit einer, zuweilen bis
zur Grausamkeit getriebenen Festigkeit, unternahm dieser Fürst das
große Werk der Wiederherstellung seines Volkes. Das erste und größte
Hinderniß waren die Janitscharen, diese Feinde aller, Reform, diese
übertriebenen Fanatiker, die hinter ihren alten Trophäen ungeheure
Veruntreuungen bargen. Obgleich ihm das traurige Loos seines
Oheims Selims des Dritten um so frischer im Gedächtniß war, da
er seine Gefangenschaft getheilt Patte, beschloß Mahmoud dennoch die
Auflösung der Janitscharen und die Bildung neuer, nach europäischer
Weise disciplinirter Truppen.


Gonstantinopel und Miffolmtghr.
^ v EineEpisode aas der Geschichte dcrJanitscharen., ^



. . Mehr als einmal hat Constantinopel seine Straßen sich blutig:
roch färben sehen,, in Folge von Aufständen der Janitscharen, dieses
modernen Prätorianer, welche glaubten, die Sultai,e nach, ihrem Be-^
lieben schaffen und absetzen zu können. Mehrere Kaiser hatten, den
Man gefaßt, diese unbändigen Schaaren aufzulösen, die,,um so stol¬
zer waren, da eine fünfhundertjährige Erfahrung ihnen ein mM-r
schüttcrliches Bewußtsein ihrer Kraft und ein hohes Vertrauen auf
ihre Macht eingeflößt hatte. Othman ZI. und.Selim aber wa¬
ren die einzigen gewesen,, die einen thätigen , Versuch - dieser Art ge¬
wagt; aber beide hatten diesen kühnen Staatsstreich theuer bezahlt;
do erste', hatte - ihn mit seinem , Kopfe gebüßt; der andre hatte lange,,
lange Jahre im Kerker geschmachtet, bis auch ihn endlich Mustaphä
des Vierten Dolch getroffen. ' ,, ,

Im Jahre achtzehnhundert und acht endlich, erschien Mcchmoud,
auf der Weltbühne. Begabt mit ungemeiner Willenskraft, mit u'nem
treffenden und tief eindringenden Geiste und mit einer, zuweilen bis
zur Grausamkeit getriebenen Festigkeit, unternahm dieser Fürst das
große Werk der Wiederherstellung seines Volkes. Das erste und größte
Hinderniß waren die Janitscharen, diese Feinde aller, Reform, diese
übertriebenen Fanatiker, die hinter ihren alten Trophäen ungeheure
Veruntreuungen bargen. Obgleich ihm das traurige Loos seines
Oheims Selims des Dritten um so frischer im Gedächtniß war, da
er seine Gefangenschaft getheilt Patte, beschloß Mahmoud dennoch die
Auflösung der Janitscharen und die Bildung neuer, nach europäischer
Weise disciplinirter Truppen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0708" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267921"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Gonstantinopel und Miffolmtghr.<lb/>
^ v EineEpisode aas der Geschichte dcrJanitscharen., ^</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_2466"> . . Mehr als einmal hat Constantinopel seine Straßen sich blutig:<lb/>
roch färben sehen,, in Folge von Aufständen der Janitscharen, dieses<lb/>
modernen Prätorianer, welche glaubten, die Sultai,e nach, ihrem Be-^<lb/>
lieben schaffen und absetzen zu können. Mehrere Kaiser hatten, den<lb/>
Man gefaßt, diese unbändigen Schaaren aufzulösen, die,,um so stol¬<lb/>
zer waren, da eine fünfhundertjährige Erfahrung ihnen ein mM-r<lb/>
schüttcrliches Bewußtsein ihrer Kraft und ein hohes Vertrauen auf<lb/>
ihre Macht eingeflößt hatte. Othman ZI. und.Selim aber wa¬<lb/>
ren die einzigen gewesen,, die einen thätigen , Versuch - dieser Art ge¬<lb/>
wagt; aber beide hatten diesen kühnen Staatsstreich theuer bezahlt;<lb/>
do erste', hatte - ihn mit seinem , Kopfe gebüßt; der andre hatte lange,,<lb/>
lange Jahre im Kerker geschmachtet, bis auch ihn endlich Mustaphä<lb/>
des Vierten Dolch getroffen. '  ,, ,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2467"> Im Jahre achtzehnhundert und acht endlich, erschien Mcchmoud,<lb/>
auf der Weltbühne. Begabt mit ungemeiner Willenskraft, mit u'nem<lb/>
treffenden und tief eindringenden Geiste und mit einer, zuweilen bis<lb/>
zur Grausamkeit getriebenen Festigkeit, unternahm dieser Fürst das<lb/>
große Werk der Wiederherstellung seines Volkes. Das erste und größte<lb/>
Hinderniß waren die Janitscharen, diese Feinde aller, Reform, diese<lb/>
übertriebenen Fanatiker, die hinter ihren alten Trophäen ungeheure<lb/>
Veruntreuungen bargen. Obgleich ihm das traurige Loos seines<lb/>
Oheims Selims des Dritten um so frischer im Gedächtniß war, da<lb/>
er seine Gefangenschaft getheilt Patte, beschloß Mahmoud dennoch die<lb/>
Auflösung der Janitscharen und die Bildung neuer, nach europäischer<lb/>
Weise disciplinirter Truppen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0708] Gonstantinopel und Miffolmtghr. ^ v EineEpisode aas der Geschichte dcrJanitscharen., ^ . . Mehr als einmal hat Constantinopel seine Straßen sich blutig: roch färben sehen,, in Folge von Aufständen der Janitscharen, dieses modernen Prätorianer, welche glaubten, die Sultai,e nach, ihrem Be-^ lieben schaffen und absetzen zu können. Mehrere Kaiser hatten, den Man gefaßt, diese unbändigen Schaaren aufzulösen, die,,um so stol¬ zer waren, da eine fünfhundertjährige Erfahrung ihnen ein mM-r schüttcrliches Bewußtsein ihrer Kraft und ein hohes Vertrauen auf ihre Macht eingeflößt hatte. Othman ZI. und.Selim aber wa¬ ren die einzigen gewesen,, die einen thätigen , Versuch - dieser Art ge¬ wagt; aber beide hatten diesen kühnen Staatsstreich theuer bezahlt; do erste', hatte - ihn mit seinem , Kopfe gebüßt; der andre hatte lange,, lange Jahre im Kerker geschmachtet, bis auch ihn endlich Mustaphä des Vierten Dolch getroffen. ' ,, , Im Jahre achtzehnhundert und acht endlich, erschien Mcchmoud, auf der Weltbühne. Begabt mit ungemeiner Willenskraft, mit u'nem treffenden und tief eindringenden Geiste und mit einer, zuweilen bis zur Grausamkeit getriebenen Festigkeit, unternahm dieser Fürst das große Werk der Wiederherstellung seines Volkes. Das erste und größte Hinderniß waren die Janitscharen, diese Feinde aller, Reform, diese übertriebenen Fanatiker, die hinter ihren alten Trophäen ungeheure Veruntreuungen bargen. Obgleich ihm das traurige Loos seines Oheims Selims des Dritten um so frischer im Gedächtniß war, da er seine Gefangenschaft getheilt Patte, beschloß Mahmoud dennoch die Auflösung der Janitscharen und die Bildung neuer, nach europäischer Weise disciplinirter Truppen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/708
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/708>, abgerufen am 22.12.2024.