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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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selbst , zu Gebote stehenden Mittel vom Wege des Verderbens nicht ab¬
zubringen ist. Im Krieg soll er der tapferste seiner-Kompagnie,, überall
der erste -beim Angriff, der letzte beim Rückzug , sein. Hier erscheint das,
Ein?r.ßrsiche, das Wichtige-seiner Stellung erst, xecht klar, weil es viel
von ihm abhängt, ob seine Kompagnie tapfer, ausdauernd, gehorsam>
gesund und' stets stark unter den Waffen auftritt. Zu allen diesen. Zu¬
ständen kann der Hauptmann durch Beispiel, Lehre, Aufmerksamkeit und
gute Zucht sehr viel.beitragen. - ^ .

Um diesen so schwer scheinenden Zweck zu erreichen, bedarf es Ehre,
Liebe, Beharrlichkeit. Ehre, weil ohne' sie nichts Erhabenes, Edles er¬
reicht werden kann; denn beim Kriegerstand vertritt Ehre die Stelle des
Goldes; Liebe zu seinem Stand, denn ohne sie ist der Soldat ein Mieth¬
ling, und Liebe zu seiner Kompagnie, weil Liebe Gegenliebe erzeugt,
Gegenliebe aber den . Vorgesetzten weiter bringt, als Furcht, welche ein
allerdings nicht ganz zu entbehrendes, Mittel ist, das .aber mit Klugheit,
d. h. zur rechten Zeit angewendet werden muß. Endlich Beharrlichkeit;
wer dieser ermangelt, bringt nichts Rechtes zu Stande. Am wenigsten
kann der Soldat dieser Tugend entbehren, da Ausdauer in Gefahr und
Entbehrung nichts als die Frucht eines festen Willens, folglich Beharr¬
lichkeit ist. Was wir dem Hauptmann für den Frieden empfehlen,
Sorgfalt für das häusliche Wohl seiner Kompagnie, gilt noch in hö¬
herem Grade für den Krieg. Hier muß er Freud und Leid, Ueberfluß
und Mangel mit seiner Kompagnie, theilen; er wird dies nie zu be¬
reuen haben!


Der-Unterofficier.

Dieser wichtige- Theil eines jeden militärischen Körpers nöthigt uns,
bevor wir unsere Ansichten, über denselben kund thun, einige Bemerkun¬
gen vorauszuschicken. , , >

Es ist ein irriger, durch Erfahrung widerlegter Glaube, daß ein
umfassendes Konscriptionsvcrfahren, das keine Ausnahmen zuläßt, auch
viele zu., Unterofficiemi brauchbare. Subjecte liefern müsse. Dies ist kei¬
neswegs der-Fall, wenigstens bei der jetzt beinahe allgemein gewordenen
kurzen Dienstzeit. Da, wo Stellvertretung gestattet ist, macht der Jüng¬
ling aus'den gebildeten Ständen, wenn er es irgend zu leisten vermag,
einen solchen Vertrag. Da, wo-dieses nicht Statt findet, dient er. als
Freiwilliger ein. Jahr und tritt dann aus der Linie. Kann er beides


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selbst , zu Gebote stehenden Mittel vom Wege des Verderbens nicht ab¬
zubringen ist. Im Krieg soll er der tapferste seiner-Kompagnie,, überall
der erste -beim Angriff, der letzte beim Rückzug , sein. Hier erscheint das,
Ein?r.ßrsiche, das Wichtige-seiner Stellung erst, xecht klar, weil es viel
von ihm abhängt, ob seine Kompagnie tapfer, ausdauernd, gehorsam>
gesund und' stets stark unter den Waffen auftritt. Zu allen diesen. Zu¬
ständen kann der Hauptmann durch Beispiel, Lehre, Aufmerksamkeit und
gute Zucht sehr viel.beitragen. - ^ .

Um diesen so schwer scheinenden Zweck zu erreichen, bedarf es Ehre,
Liebe, Beharrlichkeit. Ehre, weil ohne' sie nichts Erhabenes, Edles er¬
reicht werden kann; denn beim Kriegerstand vertritt Ehre die Stelle des
Goldes; Liebe zu seinem Stand, denn ohne sie ist der Soldat ein Mieth¬
ling, und Liebe zu seiner Kompagnie, weil Liebe Gegenliebe erzeugt,
Gegenliebe aber den . Vorgesetzten weiter bringt, als Furcht, welche ein
allerdings nicht ganz zu entbehrendes, Mittel ist, das .aber mit Klugheit,
d. h. zur rechten Zeit angewendet werden muß. Endlich Beharrlichkeit;
wer dieser ermangelt, bringt nichts Rechtes zu Stande. Am wenigsten
kann der Soldat dieser Tugend entbehren, da Ausdauer in Gefahr und
Entbehrung nichts als die Frucht eines festen Willens, folglich Beharr¬
lichkeit ist. Was wir dem Hauptmann für den Frieden empfehlen,
Sorgfalt für das häusliche Wohl seiner Kompagnie, gilt noch in hö¬
herem Grade für den Krieg. Hier muß er Freud und Leid, Ueberfluß
und Mangel mit seiner Kompagnie, theilen; er wird dies nie zu be¬
reuen haben!


Der-Unterofficier.

Dieser wichtige- Theil eines jeden militärischen Körpers nöthigt uns,
bevor wir unsere Ansichten, über denselben kund thun, einige Bemerkun¬
gen vorauszuschicken. , , >

Es ist ein irriger, durch Erfahrung widerlegter Glaube, daß ein
umfassendes Konscriptionsvcrfahren, das keine Ausnahmen zuläßt, auch
viele zu., Unterofficiemi brauchbare. Subjecte liefern müsse. Dies ist kei¬
neswegs der-Fall, wenigstens bei der jetzt beinahe allgemein gewordenen
kurzen Dienstzeit. Da, wo Stellvertretung gestattet ist, macht der Jüng¬
ling aus'den gebildeten Ständen, wenn er es irgend zu leisten vermag,
einen solchen Vertrag. Da, wo-dieses nicht Statt findet, dient er. als
Freiwilliger ein. Jahr und tritt dann aus der Linie. Kann er beides


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[0689] selbst , zu Gebote stehenden Mittel vom Wege des Verderbens nicht ab¬ zubringen ist. Im Krieg soll er der tapferste seiner-Kompagnie,, überall der erste -beim Angriff, der letzte beim Rückzug , sein. Hier erscheint das, Ein?r.ßrsiche, das Wichtige-seiner Stellung erst, xecht klar, weil es viel von ihm abhängt, ob seine Kompagnie tapfer, ausdauernd, gehorsam> gesund und' stets stark unter den Waffen auftritt. Zu allen diesen. Zu¬ ständen kann der Hauptmann durch Beispiel, Lehre, Aufmerksamkeit und gute Zucht sehr viel.beitragen. - ^ . Um diesen so schwer scheinenden Zweck zu erreichen, bedarf es Ehre, Liebe, Beharrlichkeit. Ehre, weil ohne' sie nichts Erhabenes, Edles er¬ reicht werden kann; denn beim Kriegerstand vertritt Ehre die Stelle des Goldes; Liebe zu seinem Stand, denn ohne sie ist der Soldat ein Mieth¬ ling, und Liebe zu seiner Kompagnie, weil Liebe Gegenliebe erzeugt, Gegenliebe aber den . Vorgesetzten weiter bringt, als Furcht, welche ein allerdings nicht ganz zu entbehrendes, Mittel ist, das .aber mit Klugheit, d. h. zur rechten Zeit angewendet werden muß. Endlich Beharrlichkeit; wer dieser ermangelt, bringt nichts Rechtes zu Stande. Am wenigsten kann der Soldat dieser Tugend entbehren, da Ausdauer in Gefahr und Entbehrung nichts als die Frucht eines festen Willens, folglich Beharr¬ lichkeit ist. Was wir dem Hauptmann für den Frieden empfehlen, Sorgfalt für das häusliche Wohl seiner Kompagnie, gilt noch in hö¬ herem Grade für den Krieg. Hier muß er Freud und Leid, Ueberfluß und Mangel mit seiner Kompagnie, theilen; er wird dies nie zu be¬ reuen haben! Der-Unterofficier. Dieser wichtige- Theil eines jeden militärischen Körpers nöthigt uns, bevor wir unsere Ansichten, über denselben kund thun, einige Bemerkun¬ gen vorauszuschicken. , , > Es ist ein irriger, durch Erfahrung widerlegter Glaube, daß ein umfassendes Konscriptionsvcrfahren, das keine Ausnahmen zuläßt, auch viele zu., Unterofficiemi brauchbare. Subjecte liefern müsse. Dies ist kei¬ neswegs der-Fall, wenigstens bei der jetzt beinahe allgemein gewordenen kurzen Dienstzeit. Da, wo Stellvertretung gestattet ist, macht der Jüng¬ ling aus'den gebildeten Ständen, wenn er es irgend zu leisten vermag, einen solchen Vertrag. Da, wo-dieses nicht Statt findet, dient er. als Freiwilliger ein. Jahr und tritt dann aus der Linie. Kann er beides 91*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/689>, abgerufen am 22.07.2024.