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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Ein Pariser Lebensbild
von
Philipp P""".



Gehe ich/wohl heute Abend aus? Ja, wem nicht auf den hol,
perichten Trottoirs, der Boulevards der Kot!) einen.,Fuß hoch läge!
Und dann'wohin, gehen?, ' Die Opernsaison ist zu Ende; die Theater
spielen Nichts Gescheites. Jn's.Cafe! Ja, in was für eines? Ein
elegantes, ---ach! Da darf man nicht rauchen! Also ein Estaminet t
Da wird zu'viel geraucht! Wahrhaftig, Paris wird doch alle Tage
langweiliger, und es ist ,hohe Zeit, daß besseres Wetter kömmt, und daß
man einen Ausflug an's Seegestade machen kann! -- Am Ende sehe
ich , auch gar nicht,,ein, wozu ich ausgehen soll. Mein Ofen brennt
prächtig, meine Lampe,leuchtet gewiß so Hell wie die Sonne in London,
mein Tabaksschmuggler, hat mir erst heute Morgen vortrefflichen ächten
Varinaö aus'Holland, gebracht, meine liebe MeerschamNgeborne lächelt
mich- an; also ein Pfeifchen gestopft und behaglich zu Haus geblieben.
. Aber was thue ich zu Hause?... , Denn den ganzen Abend müs¬
sig zu gehen,,,dazu bin ich-gerade nicht sehr aufgelegt. -- Soll ich le¬
sen? Der Portier Hat so eben die, Abendsournale und einige neue po¬
litische Broschüren heraufgebracht! Ach, , ^

- ' ' - ,/Jch werde' von all dem Zeug so dumm/ ,
- ' ''->',.. Als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum."

- Ich will.lieber schreiben! Da liegen vor mir ein Dutzend Aufl
sorderungen deutscher , heißhungriger, Journale ,' die alle, das' Neueste,
Wichtigste,' GeHeimnißv0llste,,,und vor Allem das Censurmäßigste' aus
Paris, erfahren wollen. - Aber ich werde mich wohl hüten. Seitdem, es
auf-dem Maskenball,der deutschen ^Tagespresse unsicher geworden, und
keiner gewiß ist, ob nicht ein vorlauter Gast ihm die Maske abreißt,
oder ihn. qu Zeichen'oder am Styl erkennt und dann/ beiläufig-seinen Na-


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D„,s Moderne Mo in K ö e»
Ein Pariser Lebensbild
von
Philipp P»»».



Gehe ich/wohl heute Abend aus? Ja, wem nicht auf den hol,
perichten Trottoirs, der Boulevards der Kot!) einen.,Fuß hoch läge!
Und dann'wohin, gehen?, ' Die Opernsaison ist zu Ende; die Theater
spielen Nichts Gescheites. Jn's.Cafe! Ja, in was für eines? Ein
elegantes, —-ach! Da darf man nicht rauchen! Also ein Estaminet t
Da wird zu'viel geraucht! Wahrhaftig, Paris wird doch alle Tage
langweiliger, und es ist ,hohe Zeit, daß besseres Wetter kömmt, und daß
man einen Ausflug an's Seegestade machen kann! — Am Ende sehe
ich , auch gar nicht,,ein, wozu ich ausgehen soll. Mein Ofen brennt
prächtig, meine Lampe,leuchtet gewiß so Hell wie die Sonne in London,
mein Tabaksschmuggler, hat mir erst heute Morgen vortrefflichen ächten
Varinaö aus'Holland, gebracht, meine liebe MeerschamNgeborne lächelt
mich- an; also ein Pfeifchen gestopft und behaglich zu Haus geblieben.
. Aber was thue ich zu Hause?... , Denn den ganzen Abend müs¬
sig zu gehen,,,dazu bin ich-gerade nicht sehr aufgelegt. — Soll ich le¬
sen? Der Portier Hat so eben die, Abendsournale und einige neue po¬
litische Broschüren heraufgebracht! Ach, , ^

- ' ' - ,/Jch werde' von all dem Zeug so dumm/ ,
- ' ''->',.. Als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum."

- Ich will.lieber schreiben! Da liegen vor mir ein Dutzend Aufl
sorderungen deutscher , heißhungriger, Journale ,' die alle, das' Neueste,
Wichtigste,' GeHeimnißv0llste,,,und vor Allem das Censurmäßigste' aus
Paris, erfahren wollen. - Aber ich werde mich wohl hüten. Seitdem, es
auf-dem Maskenball,der deutschen ^Tagespresse unsicher geworden, und
keiner gewiß ist, ob nicht ein vorlauter Gast ihm die Maske abreißt,
oder ihn. qu Zeichen'oder am Styl erkennt und dann/ beiläufig-seinen Na-


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[0425] D„,s Moderne Mo in K ö e» Ein Pariser Lebensbild von Philipp P»»». Gehe ich/wohl heute Abend aus? Ja, wem nicht auf den hol, perichten Trottoirs, der Boulevards der Kot!) einen.,Fuß hoch läge! Und dann'wohin, gehen?, ' Die Opernsaison ist zu Ende; die Theater spielen Nichts Gescheites. Jn's.Cafe! Ja, in was für eines? Ein elegantes, —-ach! Da darf man nicht rauchen! Also ein Estaminet t Da wird zu'viel geraucht! Wahrhaftig, Paris wird doch alle Tage langweiliger, und es ist ,hohe Zeit, daß besseres Wetter kömmt, und daß man einen Ausflug an's Seegestade machen kann! — Am Ende sehe ich , auch gar nicht,,ein, wozu ich ausgehen soll. Mein Ofen brennt prächtig, meine Lampe,leuchtet gewiß so Hell wie die Sonne in London, mein Tabaksschmuggler, hat mir erst heute Morgen vortrefflichen ächten Varinaö aus'Holland, gebracht, meine liebe MeerschamNgeborne lächelt mich- an; also ein Pfeifchen gestopft und behaglich zu Haus geblieben. . Aber was thue ich zu Hause?... , Denn den ganzen Abend müs¬ sig zu gehen,,,dazu bin ich-gerade nicht sehr aufgelegt. — Soll ich le¬ sen? Der Portier Hat so eben die, Abendsournale und einige neue po¬ litische Broschüren heraufgebracht! Ach, , ^ - ' ' - ,/Jch werde' von all dem Zeug so dumm/ , - ' ''->',.. Als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum." - Ich will.lieber schreiben! Da liegen vor mir ein Dutzend Aufl sorderungen deutscher , heißhungriger, Journale ,' die alle, das' Neueste, Wichtigste,' GeHeimnißv0llste,,,und vor Allem das Censurmäßigste' aus Paris, erfahren wollen. - Aber ich werde mich wohl hüten. Seitdem, es auf-dem Maskenball,der deutschen ^Tagespresse unsicher geworden, und keiner gewiß ist, ob nicht ein vorlauter Gast ihm die Maske abreißt, oder ihn. qu Zeichen'oder am Styl erkennt und dann/ beiläufig-seinen Na- 57

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/425>, abgerufen am 27.06.2024.