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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Plaudereien.
D^is deutsche Post>vcscii. -- Die Briefe aus Stuttgart und vom Neckars

Oesterreich'hat^ sicherlich unter sämmtlichen deutschen Staaten tels libürnlste
PostgeseH. Der Personentransport ist daselbst gegen eine''höchst unbedeutende
Abgabe, der Sachentransport aber ohne alle Abgabe,in freier Concurrenz mit der
kaiserlichen Post, der Privat-Industrie überlassen; man geht ferner damit um, die
schon auf die Hälfte ermäßigte Abgabe , auf den Personentransport ganz, aufzuhe¬
ben, nach der richtigen Ueberzeugung, daß die Zunahme des allgemeinen Verkehrs
für den National-Wohlstand und die Finanzen wirksamer ist, als die davon erho¬
bene directe Abgabe. In Oesterreich ist die Fahrposttarc die billigste, und die Brief¬
taxe beträgt als Marimum 14 Kreuzer, für welchen Satz, ein Brief von einer
Gränze der Monarchie zur anderen befördert wird, während bei uns die Taxe für
"den vierten Theil dieser Entfernung schon das Doppelte und oft noch mehr beträgt.
In Österreich endlich entrichtet die Eisenbahn weder eine Abgabe an den Staat,
, noch Entschädigung an die Post, im Gegentheile bezahlt die Post für ihre Versen¬
dungen mit der Eisenbahn dieselbe Tare, wie jeder andere Private/ Wenn solche
Beispiele zur Nachahmung empfohlen werden, so, heißt eS, ein großer Staat könne'
so etwas,thun, und man denkt nicht daran, die Sache näher, zu, untersuchen, we¬
nigstens auf kurze Zeit den Versuch zu wagen, um die Ueberzeugung des Bessern
zu gewinnen. Man denkt ferner nicht daran,,'wie überall dos Postgesetz in seinen
Verboten umgangen wird und die hohen Taxen"dadurch noch nachtheiliger auf den
Ertrag wirken.- Den Einwand) daß die Post ohne NeM oder Monopolrecht nicht
bestehen kann, wird doch, wohl Niemand mehr geltend machen, 'da alle Welt fleht,
^ daß die Post -- ungeachtet aller Umgehung.des Postgcsctzes, und der sich stets
mehrenden Privat-Txansportanstalteii -- nicht nur besteht, sondern eben durch die
Vermehrung des allgemeinen Verkehrs, welchen diese Privatanstalten hervorrufen,
K.' Z.' an Ertrag zunimmt.

Seit mehren Monaten bemerkt, man in vielen deutschen politischen Blattern,
werthvolle Correspondenzartikel aus Stuttgart und vom Neckar -datirt, welche nicht
nur locale Zustände berühren, sondern in klarer und anregender DarstellungSwetse
sich über verschiedenartige Gegenstände verbreiten, die von allgemeinem deutschen
Interesse sind. Es sind dieß leitende Artikel in der Art, wie die großen französi¬
schen und englischen Journale sie bringen, und wie die Deutschen darum sie selten
aufzuweisen haben, weil bei uns Sachkenntniß und Darstellungstalcnt selten Hand
in Hand gehen. Wir , haben uns nach dem Namen jenes für,,unsere , Publicistik '
schätzenswerthen Eorrespondenten erkundigt, underfahren, daß esHr.v^.Scheer er,
ein junger Advokat in Stuttgart ist, der auch durch' mancherlei schönwissenschaft¬
liche und historische,Arbeiten (in-,dem Naumcrschen Taschenbuch)"eines vothilhf-^
rea
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Druck und Verlag deS deutschen VcrlailscomptoirS in Brüssel.
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Plaudereien.
D^is deutsche Post>vcscii. — Die Briefe aus Stuttgart und vom Neckars

Oesterreich'hat^ sicherlich unter sämmtlichen deutschen Staaten tels libürnlste
PostgeseH. Der Personentransport ist daselbst gegen eine''höchst unbedeutende
Abgabe, der Sachentransport aber ohne alle Abgabe,in freier Concurrenz mit der
kaiserlichen Post, der Privat-Industrie überlassen; man geht ferner damit um, die
schon auf die Hälfte ermäßigte Abgabe , auf den Personentransport ganz, aufzuhe¬
ben, nach der richtigen Ueberzeugung, daß die Zunahme des allgemeinen Verkehrs
für den National-Wohlstand und die Finanzen wirksamer ist, als die davon erho¬
bene directe Abgabe. In Oesterreich ist die Fahrposttarc die billigste, und die Brief¬
taxe beträgt als Marimum 14 Kreuzer, für welchen Satz, ein Brief von einer
Gränze der Monarchie zur anderen befördert wird, während bei uns die Taxe für
"den vierten Theil dieser Entfernung schon das Doppelte und oft noch mehr beträgt.
In Österreich endlich entrichtet die Eisenbahn weder eine Abgabe an den Staat,
, noch Entschädigung an die Post, im Gegentheile bezahlt die Post für ihre Versen¬
dungen mit der Eisenbahn dieselbe Tare, wie jeder andere Private/ Wenn solche
Beispiele zur Nachahmung empfohlen werden, so, heißt eS, ein großer Staat könne'
so etwas,thun, und man denkt nicht daran, die Sache näher, zu, untersuchen, we¬
nigstens auf kurze Zeit den Versuch zu wagen, um die Ueberzeugung des Bessern
zu gewinnen. Man denkt ferner nicht daran,,'wie überall dos Postgesetz in seinen
Verboten umgangen wird und die hohen Taxen"dadurch noch nachtheiliger auf den
Ertrag wirken.- Den Einwand) daß die Post ohne NeM oder Monopolrecht nicht
bestehen kann, wird doch, wohl Niemand mehr geltend machen, 'da alle Welt fleht,
^ daß die Post — ungeachtet aller Umgehung.des Postgcsctzes, und der sich stets
mehrenden Privat-Txansportanstalteii — nicht nur besteht, sondern eben durch die
Vermehrung des allgemeinen Verkehrs, welchen diese Privatanstalten hervorrufen,
K.' Z.' an Ertrag zunimmt.

Seit mehren Monaten bemerkt, man in vielen deutschen politischen Blattern,
werthvolle Correspondenzartikel aus Stuttgart und vom Neckar -datirt, welche nicht
nur locale Zustände berühren, sondern in klarer und anregender DarstellungSwetse
sich über verschiedenartige Gegenstände verbreiten, die von allgemeinem deutschen
Interesse sind. Es sind dieß leitende Artikel in der Art, wie die großen französi¬
schen und englischen Journale sie bringen, und wie die Deutschen darum sie selten
aufzuweisen haben, weil bei uns Sachkenntniß und Darstellungstalcnt selten Hand
in Hand gehen. Wir , haben uns nach dem Namen jenes für,,unsere , Publicistik '
schätzenswerthen Eorrespondenten erkundigt, underfahren, daß esHr.v^.Scheer er,
ein junger Advokat in Stuttgart ist, der auch durch' mancherlei schönwissenschaft¬
liche und historische,Arbeiten (in-,dem Naumcrschen Taschenbuch)"eines vothilhf-^
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Druck und Verlag deS deutschen VcrlailscomptoirS in Brüssel.
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[0362] - , 2. Plaudereien. D^is deutsche Post>vcscii. — Die Briefe aus Stuttgart und vom Neckars Oesterreich'hat^ sicherlich unter sämmtlichen deutschen Staaten tels libürnlste PostgeseH. Der Personentransport ist daselbst gegen eine''höchst unbedeutende Abgabe, der Sachentransport aber ohne alle Abgabe,in freier Concurrenz mit der kaiserlichen Post, der Privat-Industrie überlassen; man geht ferner damit um, die schon auf die Hälfte ermäßigte Abgabe , auf den Personentransport ganz, aufzuhe¬ ben, nach der richtigen Ueberzeugung, daß die Zunahme des allgemeinen Verkehrs für den National-Wohlstand und die Finanzen wirksamer ist, als die davon erho¬ bene directe Abgabe. In Oesterreich ist die Fahrposttarc die billigste, und die Brief¬ taxe beträgt als Marimum 14 Kreuzer, für welchen Satz, ein Brief von einer Gränze der Monarchie zur anderen befördert wird, während bei uns die Taxe für "den vierten Theil dieser Entfernung schon das Doppelte und oft noch mehr beträgt. In Österreich endlich entrichtet die Eisenbahn weder eine Abgabe an den Staat, , noch Entschädigung an die Post, im Gegentheile bezahlt die Post für ihre Versen¬ dungen mit der Eisenbahn dieselbe Tare, wie jeder andere Private/ Wenn solche Beispiele zur Nachahmung empfohlen werden, so, heißt eS, ein großer Staat könne' so etwas,thun, und man denkt nicht daran, die Sache näher, zu, untersuchen, we¬ nigstens auf kurze Zeit den Versuch zu wagen, um die Ueberzeugung des Bessern zu gewinnen. Man denkt ferner nicht daran,,'wie überall dos Postgesetz in seinen Verboten umgangen wird und die hohen Taxen"dadurch noch nachtheiliger auf den Ertrag wirken.- Den Einwand) daß die Post ohne NeM oder Monopolrecht nicht bestehen kann, wird doch, wohl Niemand mehr geltend machen, 'da alle Welt fleht, ^ daß die Post — ungeachtet aller Umgehung.des Postgcsctzes, und der sich stets mehrenden Privat-Txansportanstalteii — nicht nur besteht, sondern eben durch die Vermehrung des allgemeinen Verkehrs, welchen diese Privatanstalten hervorrufen, K.' Z.' an Ertrag zunimmt. Seit mehren Monaten bemerkt, man in vielen deutschen politischen Blattern, werthvolle Correspondenzartikel aus Stuttgart und vom Neckar -datirt, welche nicht nur locale Zustände berühren, sondern in klarer und anregender DarstellungSwetse sich über verschiedenartige Gegenstände verbreiten, die von allgemeinem deutschen Interesse sind. Es sind dieß leitende Artikel in der Art, wie die großen französi¬ schen und englischen Journale sie bringen, und wie die Deutschen darum sie selten aufzuweisen haben, weil bei uns Sachkenntniß und Darstellungstalcnt selten Hand in Hand gehen. Wir , haben uns nach dem Namen jenes für,,unsere , Publicistik ' schätzenswerthen Eorrespondenten erkundigt, underfahren, daß esHr.v^.Scheer er, ein junger Advokat in Stuttgart ist, der auch durch' mancherlei schönwissenschaft¬ liche und historische,Arbeiten (in-,dem Naumcrschen Taschenbuch)"eines vothilhf-^ rea 5 - ten Rufs genießt. ,"„ - , - ^ Druck und Verlag deS deutschen VcrlailscomptoirS in Brüssel.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/362>, abgerufen am 27.06.2024.