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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Preußen und die Juden.



--Insbesondre, daß Schriften, in denen die Staats¬
verwaltung im Ganzen oder in einzelnen Zweigen ge¬
würdigt, erlassene oder noch zu erlassende Gesetze
nach ihrem innern Werthe geprüft, Fehler oder Mi߬
griffe aufgedeckt, Verbesserungen angedeutet oder in
Vorschlag gebracht werden, um deßwillen, weil sie in
einem andern Sinne, als dem der Regierung geschrieben,
nicht zu verwerfen sind, wenn nur ihre Abfassung an¬
ständig und ihre Tendenz wohlmeinend ist."

Wohlmeinend! Ich will die Hand auf die Brust legen und es
Euch aus vollem Herzen betheuren: nicht Bitterkeit, nicht Lust zum Wi¬
derspruche ist es, was diese Zeilen hervorruft, sondern der innige Drang,
dem Vaterlande und Euch selbst den Dienst zu leisten, den Ihr ja selbst
verlangt: ein noch zu erlassendes Gesetz nach seinem innern Werthe zu
Prüfen, und die Fehler und Mißgriffe desselben aufzudecken.

Denn, umgeben von den Vorurtheilen, mit welchen der Franzose,
der Engländer, der Belgier noch immer Deutschland betrachtet, gehetzt
durch die tausend Spöttereien, mit welchen die fremde Presse tagtäglich
den deutschen Namen bedeckt, wird es uns oft schwer genug, die deutsche
Ehre gegen alle die Angriffe zu vertheidigen, mit denen man uns zu¬
setzt; und jeder Mißgriff, jeder Nücffall, den die deutschen Regierungen
oder das deutsche Volk sich zu Schulden kommen läßt, wird von uns,
die wir hier auf fremdem Boden eine deutsche Fahne aufgepflanzt ha¬
ben, lebhafter und schmerzlicher gefühlt, als von denen, die auf dem hei¬
mathlichen Boden wandelnd, die Tröstung des heimischen Himmels und
der heimischen Sitte haben.

Durch die schöne Energie und die kräftige Würde, mit welcher Preu¬
ßen in der letzten Epoche die Ehre der deutschen Nationalität zu fördern


Preußen und die Juden.



--Insbesondre, daß Schriften, in denen die Staats¬
verwaltung im Ganzen oder in einzelnen Zweigen ge¬
würdigt, erlassene oder noch zu erlassende Gesetze
nach ihrem innern Werthe geprüft, Fehler oder Mi߬
griffe aufgedeckt, Verbesserungen angedeutet oder in
Vorschlag gebracht werden, um deßwillen, weil sie in
einem andern Sinne, als dem der Regierung geschrieben,
nicht zu verwerfen sind, wenn nur ihre Abfassung an¬
ständig und ihre Tendenz wohlmeinend ist.«

Wohlmeinend! Ich will die Hand auf die Brust legen und es
Euch aus vollem Herzen betheuren: nicht Bitterkeit, nicht Lust zum Wi¬
derspruche ist es, was diese Zeilen hervorruft, sondern der innige Drang,
dem Vaterlande und Euch selbst den Dienst zu leisten, den Ihr ja selbst
verlangt: ein noch zu erlassendes Gesetz nach seinem innern Werthe zu
Prüfen, und die Fehler und Mißgriffe desselben aufzudecken.

Denn, umgeben von den Vorurtheilen, mit welchen der Franzose,
der Engländer, der Belgier noch immer Deutschland betrachtet, gehetzt
durch die tausend Spöttereien, mit welchen die fremde Presse tagtäglich
den deutschen Namen bedeckt, wird es uns oft schwer genug, die deutsche
Ehre gegen alle die Angriffe zu vertheidigen, mit denen man uns zu¬
setzt; und jeder Mißgriff, jeder Nücffall, den die deutschen Regierungen
oder das deutsche Volk sich zu Schulden kommen läßt, wird von uns,
die wir hier auf fremdem Boden eine deutsche Fahne aufgepflanzt ha¬
ben, lebhafter und schmerzlicher gefühlt, als von denen, die auf dem hei¬
mathlichen Boden wandelnd, die Tröstung des heimischen Himmels und
der heimischen Sitte haben.

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ßen in der letzten Epoche die Ehre der deutschen Nationalität zu fördern


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[0284] Preußen und die Juden. --Insbesondre, daß Schriften, in denen die Staats¬ verwaltung im Ganzen oder in einzelnen Zweigen ge¬ würdigt, erlassene oder noch zu erlassende Gesetze nach ihrem innern Werthe geprüft, Fehler oder Mi߬ griffe aufgedeckt, Verbesserungen angedeutet oder in Vorschlag gebracht werden, um deßwillen, weil sie in einem andern Sinne, als dem der Regierung geschrieben, nicht zu verwerfen sind, wenn nur ihre Abfassung an¬ ständig und ihre Tendenz wohlmeinend ist.« Wohlmeinend! Ich will die Hand auf die Brust legen und es Euch aus vollem Herzen betheuren: nicht Bitterkeit, nicht Lust zum Wi¬ derspruche ist es, was diese Zeilen hervorruft, sondern der innige Drang, dem Vaterlande und Euch selbst den Dienst zu leisten, den Ihr ja selbst verlangt: ein noch zu erlassendes Gesetz nach seinem innern Werthe zu Prüfen, und die Fehler und Mißgriffe desselben aufzudecken. Denn, umgeben von den Vorurtheilen, mit welchen der Franzose, der Engländer, der Belgier noch immer Deutschland betrachtet, gehetzt durch die tausend Spöttereien, mit welchen die fremde Presse tagtäglich den deutschen Namen bedeckt, wird es uns oft schwer genug, die deutsche Ehre gegen alle die Angriffe zu vertheidigen, mit denen man uns zu¬ setzt; und jeder Mißgriff, jeder Nücffall, den die deutschen Regierungen oder das deutsche Volk sich zu Schulden kommen läßt, wird von uns, die wir hier auf fremdem Boden eine deutsche Fahne aufgepflanzt ha¬ ben, lebhafter und schmerzlicher gefühlt, als von denen, die auf dem hei¬ mathlichen Boden wandelnd, die Tröstung des heimischen Himmels und der heimischen Sitte haben. Durch die schöne Energie und die kräftige Würde, mit welcher Preu¬ ßen in der letzten Epoche die Ehre der deutschen Nationalität zu fördern

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/284>, abgerufen am 22.07.2024.