Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.Hagel abschrecken? Saphir's Kritik, man mag dagegen sprechen, wie man" Victor Hugo's Palast. Victor Hugo hat einen Palast, der auf der Place royale sich befindet, an Französische Tondichter. Der älteste der jetzt lebenden französischen Tondichter ist Bertou. Er fei¬ Hagel abschrecken? Saphir's Kritik, man mag dagegen sprechen, wie man" Victor Hugo's Palast. Victor Hugo hat einen Palast, der auf der Place royale sich befindet, an Französische Tondichter. Der älteste der jetzt lebenden französischen Tondichter ist Bertou. Er fei¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0496" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267113"/> <p xml:id="ID_1367" prev="#ID_1366"> Hagel abschrecken? Saphir's Kritik, man mag dagegen sprechen, wie man"<lb/> will, ist in Wien von Bedeutung und Nachklang. Durch ein Mißverstehen<lb/> ihrer Stellung aber bezieht die Hofburgtheaterdirektion gewöhnlich einen Theil<lb/> des Tadels, der ein von ihr angenommenes Stück trifft, auf sich. Warum<lb/> also Waffen gegen sich selbst liefern? Warum die Veranlassung zu dem Aus¬<lb/> rufe bieten: „Seht, Ihr verlangt, daß wir ausländischen Schriftstellern, moder¬<lb/> nen Produktionen u. s. w. Rufnahme gestatten, nun haben wir Euch ein viel¬<lb/> besprochenes, gerühmtes Stück von dem meistbesprochenen, gerühmtcstcn und<lb/> modernsten ausländischen Schriftsteller vorgeführt und nun brecht ihr ihm selbst<lb/> den Stab?"— Wäre der Savage nirgends anderswo noch aufgeführt und<lb/> beurtheilt worden, als in Wien, so würden wir es dem literarischen Gewisse»<lb/> eines Kritikers nicht zumuthen, seine Meinung zurückzuhalten. Aber ein Drama,<lb/> das hundert und wieder hundert Mal analysirt und besprochen wurde!—Wir<lb/> sehen Saphir gerne in der Opposition, es fallen dann immer originelle Funken<lb/> und Blitze. Aber diesmal hätte ihm Milde besser geziemt.— Ueberdies müssen<lb/> wir zu Gunsten des Savage anführen, daß der schärfste und gelungenste Cha¬<lb/> rakter dieses Dramas, der Journalist Steele in Wien unbegreiflicher Weise<lb/> einem Schauspieler zufiel, der ein ganz anderes Fach spielt. Herr Lucas ist<lb/> ein hübscher, kräftiger, übrigens steifer Heldenspieler zweiten Ranges. Was<lb/> sollte der mit dem Steele? mit einer Rolle, die Seidelmann und Döring zu<lb/> ihren besten zählen? _</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Victor Hugo's Palast.</head><lb/> <p xml:id="ID_1368"> Victor Hugo hat einen Palast, der auf der Place royale sich befindet, an<lb/> sich gekauft; es ist dies derselbe, den einst der berühmte Marion Dclorme<lb/> bewohnte. _^</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Französische Tondichter.</head><lb/> <p xml:id="ID_1369"> Der älteste der jetzt lebenden französischen Tondichter ist Bertou. Er fei¬<lb/> erte vor vierzehn Tagen seine goldene Hochzeit. Die komische Ooer dankt die¬<lb/> sem Komponisten eine Reihe interessanter Opern. In den letzten Tagen hieß<lb/> es, Meyerbeer werde nun doch eine seiner neuen „im Portefeuille" schlummern¬<lb/> den Opern an der Acad^mie Royale de Musiaue aufführen lassen. Zwar nicht<lb/> den Prophet, dessen Zauüersprüche Meyerbeer in ein so großes Geheimniß<lb/> hüllt, wohl aber die Afrikanerin, in welcher der Stolz die Hauptrolle spielen<lb/> soll. Diese Oper soll sogleich nach der ersten Vorstellung von Halövy'ö Karl<lb/> VI. einstudirt werden. -</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0496]
Hagel abschrecken? Saphir's Kritik, man mag dagegen sprechen, wie man"
will, ist in Wien von Bedeutung und Nachklang. Durch ein Mißverstehen
ihrer Stellung aber bezieht die Hofburgtheaterdirektion gewöhnlich einen Theil
des Tadels, der ein von ihr angenommenes Stück trifft, auf sich. Warum
also Waffen gegen sich selbst liefern? Warum die Veranlassung zu dem Aus¬
rufe bieten: „Seht, Ihr verlangt, daß wir ausländischen Schriftstellern, moder¬
nen Produktionen u. s. w. Rufnahme gestatten, nun haben wir Euch ein viel¬
besprochenes, gerühmtes Stück von dem meistbesprochenen, gerühmtcstcn und
modernsten ausländischen Schriftsteller vorgeführt und nun brecht ihr ihm selbst
den Stab?"— Wäre der Savage nirgends anderswo noch aufgeführt und
beurtheilt worden, als in Wien, so würden wir es dem literarischen Gewisse»
eines Kritikers nicht zumuthen, seine Meinung zurückzuhalten. Aber ein Drama,
das hundert und wieder hundert Mal analysirt und besprochen wurde!—Wir
sehen Saphir gerne in der Opposition, es fallen dann immer originelle Funken
und Blitze. Aber diesmal hätte ihm Milde besser geziemt.— Ueberdies müssen
wir zu Gunsten des Savage anführen, daß der schärfste und gelungenste Cha¬
rakter dieses Dramas, der Journalist Steele in Wien unbegreiflicher Weise
einem Schauspieler zufiel, der ein ganz anderes Fach spielt. Herr Lucas ist
ein hübscher, kräftiger, übrigens steifer Heldenspieler zweiten Ranges. Was
sollte der mit dem Steele? mit einer Rolle, die Seidelmann und Döring zu
ihren besten zählen? _
Victor Hugo's Palast.
Victor Hugo hat einen Palast, der auf der Place royale sich befindet, an
sich gekauft; es ist dies derselbe, den einst der berühmte Marion Dclorme
bewohnte. _^
Französische Tondichter.
Der älteste der jetzt lebenden französischen Tondichter ist Bertou. Er fei¬
erte vor vierzehn Tagen seine goldene Hochzeit. Die komische Ooer dankt die¬
sem Komponisten eine Reihe interessanter Opern. In den letzten Tagen hieß
es, Meyerbeer werde nun doch eine seiner neuen „im Portefeuille" schlummern¬
den Opern an der Acad^mie Royale de Musiaue aufführen lassen. Zwar nicht
den Prophet, dessen Zauüersprüche Meyerbeer in ein so großes Geheimniß
hüllt, wohl aber die Afrikanerin, in welcher der Stolz die Hauptrolle spielen
soll. Diese Oper soll sogleich nach der ersten Vorstellung von Halövy'ö Karl
VI. einstudirt werden. -
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