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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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niginncn sich von Zeit zu Zeit durch Handschreiben über Mordanfälle und
nächtliche UcberMe gegenseitig trösten und nur mit Bedeckung und Leibwache
ausfahren, reitet und wandelt unser Selbstherrscher, wie sei" hochseliger
Vater, ost ohne alle Begleitung und unbemerkt durch Stadt und Land; ja er
soll sogar durch nächtliche Runden wie Harun-al-Raschid :c. n.




N. Weilt.

Der piquante Korrespondent der "Zeitung für die elegante Welt" ist im
Begriff, die theatralische Laufbahn zu betreten. Im Besitze einer klangvollen
und angenehmen Tenorstimme und die Erfahrungen benutzend, welche er in
Paris durch den Gesangunterricht bei einem guten Meister, so wie durch den
steten Besuch der italienischen und der großen Oper sich erworben, will er auf
einer deutschen Bühne debütiren.




Die Juden in Preuße".

Bei Gelegenheit der Zeitungsdiscussioncn über die preußischen Juden, denen
man, "in ihrem Interesse," Korporationen geben will, erinnern wir
uns einer alten Anekdote: König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, bekannt¬
lich ein strenger Fürst, bemerkte vom Garten seines Schlosses aus zwei Juden,
die seiner kaum ansichtig wurden, als sie sich eilends im benachbarten Gebüsch
verbargen. Der König schritt zornig aus sie zu und fragte, als er sie gerufen hatte:
"Warum flüchtet Ihr Euch"!" -- "Wir fürchten uns,. Eure Majestät."--"Ihr
sollt Euch aber nicht vor mir fürchten," rief der König, indem er mit seinem
spanischen Rohr höchst eigenhändig auf sie losschlug, "lieben sollt Ihr mich,
lieben!"






Druck von Friedrich Andrn in Leipzig.

niginncn sich von Zeit zu Zeit durch Handschreiben über Mordanfälle und
nächtliche UcberMe gegenseitig trösten und nur mit Bedeckung und Leibwache
ausfahren, reitet und wandelt unser Selbstherrscher, wie sei» hochseliger
Vater, ost ohne alle Begleitung und unbemerkt durch Stadt und Land; ja er
soll sogar durch nächtliche Runden wie Harun-al-Raschid :c. n.




N. Weilt.

Der piquante Korrespondent der „Zeitung für die elegante Welt" ist im
Begriff, die theatralische Laufbahn zu betreten. Im Besitze einer klangvollen
und angenehmen Tenorstimme und die Erfahrungen benutzend, welche er in
Paris durch den Gesangunterricht bei einem guten Meister, so wie durch den
steten Besuch der italienischen und der großen Oper sich erworben, will er auf
einer deutschen Bühne debütiren.




Die Juden in Preuße».

Bei Gelegenheit der Zeitungsdiscussioncn über die preußischen Juden, denen
man, „in ihrem Interesse," Korporationen geben will, erinnern wir
uns einer alten Anekdote: König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, bekannt¬
lich ein strenger Fürst, bemerkte vom Garten seines Schlosses aus zwei Juden,
die seiner kaum ansichtig wurden, als sie sich eilends im benachbarten Gebüsch
verbargen. Der König schritt zornig aus sie zu und fragte, als er sie gerufen hatte:
„Warum flüchtet Ihr Euch"!" — „Wir fürchten uns,. Eure Majestät."—„Ihr
sollt Euch aber nicht vor mir fürchten," rief der König, indem er mit seinem
spanischen Rohr höchst eigenhändig auf sie losschlug, „lieben sollt Ihr mich,
lieben!"






Druck von Friedrich Andrn in Leipzig.
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[0160] niginncn sich von Zeit zu Zeit durch Handschreiben über Mordanfälle und nächtliche UcberMe gegenseitig trösten und nur mit Bedeckung und Leibwache ausfahren, reitet und wandelt unser Selbstherrscher, wie sei» hochseliger Vater, ost ohne alle Begleitung und unbemerkt durch Stadt und Land; ja er soll sogar durch nächtliche Runden wie Harun-al-Raschid :c. n. N. Weilt. Der piquante Korrespondent der „Zeitung für die elegante Welt" ist im Begriff, die theatralische Laufbahn zu betreten. Im Besitze einer klangvollen und angenehmen Tenorstimme und die Erfahrungen benutzend, welche er in Paris durch den Gesangunterricht bei einem guten Meister, so wie durch den steten Besuch der italienischen und der großen Oper sich erworben, will er auf einer deutschen Bühne debütiren. Die Juden in Preuße». Bei Gelegenheit der Zeitungsdiscussioncn über die preußischen Juden, denen man, „in ihrem Interesse," Korporationen geben will, erinnern wir uns einer alten Anekdote: König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, bekannt¬ lich ein strenger Fürst, bemerkte vom Garten seines Schlosses aus zwei Juden, die seiner kaum ansichtig wurden, als sie sich eilends im benachbarten Gebüsch verbargen. Der König schritt zornig aus sie zu und fragte, als er sie gerufen hatte: „Warum flüchtet Ihr Euch"!" — „Wir fürchten uns,. Eure Majestät."—„Ihr sollt Euch aber nicht vor mir fürchten," rief der König, indem er mit seinem spanischen Rohr höchst eigenhändig auf sie losschlug, „lieben sollt Ihr mich, lieben!" Druck von Friedrich Andrn in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/160>, abgerufen am 26.06.2024.