Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

dem die zweyte nur als eine Redaction und Epitome
der ersten angesehen werden kann, welche von Christ.
Ehrenfried Weigel ins Deutsche übersetzt, und mit An-
merkungen begleitet, Leipzig 1783, herausgekommen ist.


H. F. T.
Observations sur les ombres colorees, a Paris
1782.

Dieser, übrigens so viel wir wissen unbekannt
gebliebene, Verfasser macht eine eigene und artige Er-
scheinung in der Geschichte der Wissenschaft. Ohne
mit der Naturlehre überhaupt, oder auch nur mit
diesem besondern Capitel des Lichts und der Farben
bekannt zu seyn, fallen ihm die farbigen Schatten auf,
die er denn, da er sie einmal bemerkt hat, überall
gewahr wird. Mit ruhigem und geduldigen Antheil
beobachtet er die mancherley Fälle, in welchen sie er-
scheinen, und ordnet zuletzt in diesem Buche zwey und
neunzig Erfahrungen, durch welche er der Natur die-
ser Erscheinungen näher zu kommen denkt. Allein alle
diese Erfahrungen und sogenannten Experiences sind
immer nur beobachtete Fälle, durch deren Anhäufung
die Beantwortung der Frage immer mehr ins Weite
gespielt wird. Der Verfasser hat keineswegs die Gabe
mehreren Fällen ihr Gemeinsames abzulernen, sie ins
Enge zu bringen, und in bequeme Versuche zusam-

dem die zweyte nur als eine Redaction und Epitome
der erſten angeſehen werden kann, welche von Chriſt.
Ehrenfried Weigel ins Deutſche uͤberſetzt, und mit An-
merkungen begleitet, Leipzig 1783, herausgekommen iſt.


H. F. T.
Observations sur les ombres colorées, à Paris
1782.

Dieſer, uͤbrigens ſo viel wir wiſſen unbekannt
gebliebene, Verfaſſer macht eine eigene und artige Er-
ſcheinung in der Geſchichte der Wiſſenſchaft. Ohne
mit der Naturlehre uͤberhaupt, oder auch nur mit
dieſem beſondern Capitel des Lichts und der Farben
bekannt zu ſeyn, fallen ihm die farbigen Schatten auf,
die er denn, da er ſie einmal bemerkt hat, uͤberall
gewahr wird. Mit ruhigem und geduldigen Antheil
beobachtet er die mancherley Faͤlle, in welchen ſie er-
ſcheinen, und ordnet zuletzt in dieſem Buche zwey und
neunzig Erfahrungen, durch welche er der Natur die-
ſer Erſcheinungen naͤher zu kommen denkt. Allein alle
dieſe Erfahrungen und ſogenannten Expériences ſind
immer nur beobachtete Faͤlle, durch deren Anhaͤufung
die Beantwortung der Frage immer mehr ins Weite
geſpielt wird. Der Verfaſſer hat keineswegs die Gabe
mehreren Faͤllen ihr Gemeinſames abzulernen, ſie ins
Enge zu bringen, und in bequeme Verſuche zuſam-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0640" n="606"/>
dem die zweyte nur als eine Redaction und Epitome<lb/>
der er&#x017F;ten ange&#x017F;ehen werden kann, welche von Chri&#x017F;t.<lb/>
Ehrenfried Weigel ins Deut&#x017F;che u&#x0364;ber&#x017F;etzt, und mit An-<lb/>
merkungen begleitet, Leipzig 1783, herausgekommen i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>H. F. T.</head><lb/>
            <list>
              <item> <hi rendition="#aq">Observations sur les ombres colorées, à Paris<lb/>
1782.</hi> </item>
            </list><lb/>
            <p>Die&#x017F;er, u&#x0364;brigens &#x017F;o viel wir wi&#x017F;&#x017F;en unbekannt<lb/>
gebliebene, Verfa&#x017F;&#x017F;er macht eine eigene und artige Er-<lb/>
&#x017F;cheinung in der Ge&#x017F;chichte der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft. Ohne<lb/>
mit der Naturlehre u&#x0364;berhaupt, oder auch nur mit<lb/>
die&#x017F;em be&#x017F;ondern Capitel des Lichts und der Farben<lb/>
bekannt zu &#x017F;eyn, fallen ihm die farbigen Schatten auf,<lb/>
die er denn, da er &#x017F;ie einmal bemerkt hat, u&#x0364;berall<lb/>
gewahr wird. Mit ruhigem und geduldigen Antheil<lb/>
beobachtet er die mancherley Fa&#x0364;lle, in welchen &#x017F;ie er-<lb/>
&#x017F;cheinen, und ordnet zuletzt in die&#x017F;em Buche zwey und<lb/>
neunzig Erfahrungen, durch welche er der Natur die-<lb/>
&#x017F;er Er&#x017F;cheinungen na&#x0364;her zu kommen denkt. Allein alle<lb/>
die&#x017F;e Erfahrungen und &#x017F;ogenannten <hi rendition="#aq">Expériences</hi> &#x017F;ind<lb/>
immer nur beobachtete Fa&#x0364;lle, durch deren Anha&#x0364;ufung<lb/>
die Beantwortung der Frage immer mehr ins Weite<lb/>
ge&#x017F;pielt wird. Der Verfa&#x017F;&#x017F;er hat keineswegs die Gabe<lb/>
mehreren Fa&#x0364;llen ihr Gemein&#x017F;ames abzulernen, &#x017F;ie ins<lb/>
Enge zu bringen, und in bequeme Ver&#x017F;uche zu&#x017F;am-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0640] dem die zweyte nur als eine Redaction und Epitome der erſten angeſehen werden kann, welche von Chriſt. Ehrenfried Weigel ins Deutſche uͤberſetzt, und mit An- merkungen begleitet, Leipzig 1783, herausgekommen iſt. H. F. T. Observations sur les ombres colorées, à Paris 1782. Dieſer, uͤbrigens ſo viel wir wiſſen unbekannt gebliebene, Verfaſſer macht eine eigene und artige Er- ſcheinung in der Geſchichte der Wiſſenſchaft. Ohne mit der Naturlehre uͤberhaupt, oder auch nur mit dieſem beſondern Capitel des Lichts und der Farben bekannt zu ſeyn, fallen ihm die farbigen Schatten auf, die er denn, da er ſie einmal bemerkt hat, uͤberall gewahr wird. Mit ruhigem und geduldigen Antheil beobachtet er die mancherley Faͤlle, in welchen ſie er- ſcheinen, und ordnet zuletzt in dieſem Buche zwey und neunzig Erfahrungen, durch welche er der Natur die- ſer Erſcheinungen naͤher zu kommen denkt. Allein alle dieſe Erfahrungen und ſogenannten Expériences ſind immer nur beobachtete Faͤlle, durch deren Anhaͤufung die Beantwortung der Frage immer mehr ins Weite geſpielt wird. Der Verfaſſer hat keineswegs die Gabe mehreren Faͤllen ihr Gemeinſames abzulernen, ſie ins Enge zu bringen, und in bequeme Verſuche zuſam-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/640
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/640>, abgerufen am 21.11.2024.