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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Wenn genauer zusammengefaßt der Schimmer des Tags
ist.
Lassen die Tücher demnach von der obersten Fläche die
Schminke
Fahren; wie sollte denn nicht ein zartes Gebilde der
Dinge
Jedes entlassen, da, ähnlicher Art, sie jedes vom Rand
schießt?

Renatus Cartesius.

geb. 1596. gest. 1560.

Das Leben dieses vorzüglichen Mannes wie auch
seine Lehre wird kaum begreiflich, wenn man sich ihn
nicht immer zugleich als französischen Edelmann denkt.
Die Vortheile seiner Geburt kommen ihm von Jugend
auf zu statten, selbst in den Schulen, wo er den ersten
guten Unterricht im Lateinischen, Griechischen und in
der Mathematik erhält. Wie er ins Leben tritt, zeigt
sich die Facilität in mathematischen Combinationen bey
ihm theoretisch und wissenschaftlich, wie sie sich bey an-
dern im Spielgeist äußert.

Als Hof-, Welt- und Kriegsmann bildet er seinen
geselligen sittlichen Charakter aufs Höchste aus. In
Absicht auf Betragen erinnere man sich, daß er Zeit-
genosse, Freund und Correspondent des hyperbolisch-
complimentösen Balzac war, den er in Briefen und
Antworten auf eine geistreiche Weise gleichsam parodirt.

Wenn genauer zuſammengefaßt der Schimmer des Tags
iſt.
Laſſen die Tuͤcher demnach von der oberſten Flaͤche die
Schminke
Fahren; wie ſollte denn nicht ein zartes Gebilde der
Dinge
Jedes entlaſſen, da, aͤhnlicher Art, ſie jedes vom Rand
ſchießt?

Renatus Carteſius.

geb. 1596. geſt. 1560.

Das Leben dieſes vorzuͤglichen Mannes wie auch
ſeine Lehre wird kaum begreiflich, wenn man ſich ihn
nicht immer zugleich als franzoͤſiſchen Edelmann denkt.
Die Vortheile ſeiner Geburt kommen ihm von Jugend
auf zu ſtatten, ſelbſt in den Schulen, wo er den erſten
guten Unterricht im Lateiniſchen, Griechiſchen und in
der Mathematik erhaͤlt. Wie er ins Leben tritt, zeigt
ſich die Facilitaͤt in mathematiſchen Combinationen bey
ihm theoretiſch und wiſſenſchaftlich, wie ſie ſich bey an-
dern im Spielgeiſt aͤußert.

Als Hof-, Welt- und Kriegsmann bildet er ſeinen
geſelligen ſittlichen Charakter aufs Hoͤchſte aus. In
Abſicht auf Betragen erinnere man ſich, daß er Zeit-
genoſſe, Freund und Correſpondent des hyperboliſch-
complimentoͤſen Balzac war, den er in Briefen und
Antworten auf eine geiſtreiche Weiſe gleichſam parodirt.

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[274/0308] Wenn genauer zuſammengefaßt der Schimmer des Tags iſt. Laſſen die Tuͤcher demnach von der oberſten Flaͤche die Schminke Fahren; wie ſollte denn nicht ein zartes Gebilde der Dinge Jedes entlaſſen, da, aͤhnlicher Art, ſie jedes vom Rand ſchießt? Renatus Carteſius. geb. 1596. geſt. 1560. Das Leben dieſes vorzuͤglichen Mannes wie auch ſeine Lehre wird kaum begreiflich, wenn man ſich ihn nicht immer zugleich als franzoͤſiſchen Edelmann denkt. Die Vortheile ſeiner Geburt kommen ihm von Jugend auf zu ſtatten, ſelbſt in den Schulen, wo er den erſten guten Unterricht im Lateiniſchen, Griechiſchen und in der Mathematik erhaͤlt. Wie er ins Leben tritt, zeigt ſich die Facilitaͤt in mathematiſchen Combinationen bey ihm theoretiſch und wiſſenſchaftlich, wie ſie ſich bey an- dern im Spielgeiſt aͤußert. Als Hof-, Welt- und Kriegsmann bildet er ſeinen geſelligen ſittlichen Charakter aufs Hoͤchſte aus. In Abſicht auf Betragen erinnere man ſich, daß er Zeit- genoſſe, Freund und Correſpondent des hyperboliſch- complimentoͤſen Balzac war, den er in Briefen und Antworten auf eine geiſtreiche Weiſe gleichſam parodirt.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/308>, abgerufen am 21.12.2024.