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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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nicht sowohl darauf ankommt, dasjenige, wovon die
Rede ist, an einander zu knüpfen, vielmehr solches wohl
aus einander zu sondern, damit erst zuletzt, wenn alles
Einzelne vor die Seele gebracht ist, eine große Einheit
das Besondere verschlinge: so wollen wir uns gleich
zu den dioptrischen Farben wenden, um den Leser als-
bald in die Mitte der physischen Farben zu versetzen,
und ihm ihre Eigenschaften auffallender zu machen.


IX.
Dioptrische Farben.

143.

Man nennt dioptrische Farben diejenigen, zu de-
ren Entstehung ein farbloses Mittel gefordert wird,
dergestalt daß Licht und Finsterniß hindurchwirken,
entweder aufs Auge, oder auf entgegenstehende Flä-
chen. Es wird also gefordert, daß das Mittel durch-
sichtig oder wenigstens bis auf einen gewissen Grad
durchscheinend sey.

144.

Nach diesen Bedingungen theilen wir die dioptri-
schen Erscheinungen in zwey Classen, und setzen in die
erste diejenigen, welche bey durchscheinenden trüben
Mitteln entstehen, in die zweyte aber solche, die sich

nicht ſowohl darauf ankommt, dasjenige, wovon die
Rede iſt, an einander zu knuͤpfen, vielmehr ſolches wohl
aus einander zu ſondern, damit erſt zuletzt, wenn alles
Einzelne vor die Seele gebracht iſt, eine große Einheit
das Beſondere verſchlinge: ſo wollen wir uns gleich
zu den dioptriſchen Farben wenden, um den Leſer als-
bald in die Mitte der phyſiſchen Farben zu verſetzen,
und ihm ihre Eigenſchaften auffallender zu machen.


IX.
Dioptriſche Farben.

143.

Man nennt dioptriſche Farben diejenigen, zu de-
ren Entſtehung ein farbloſes Mittel gefordert wird,
dergeſtalt daß Licht und Finſterniß hindurchwirken,
entweder aufs Auge, oder auf entgegenſtehende Flaͤ-
chen. Es wird alſo gefordert, daß das Mittel durch-
ſichtig oder wenigſtens bis auf einen gewiſſen Grad
durchſcheinend ſey.

144.

Nach dieſen Bedingungen theilen wir die dioptri-
ſchen Erſcheinungen in zwey Claſſen, und ſetzen in die
erſte diejenigen, welche bey durchſcheinenden truͤben
Mitteln entſtehen, in die zweyte aber ſolche, die ſich

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[55/0109] nicht ſowohl darauf ankommt, dasjenige, wovon die Rede iſt, an einander zu knuͤpfen, vielmehr ſolches wohl aus einander zu ſondern, damit erſt zuletzt, wenn alles Einzelne vor die Seele gebracht iſt, eine große Einheit das Beſondere verſchlinge: ſo wollen wir uns gleich zu den dioptriſchen Farben wenden, um den Leſer als- bald in die Mitte der phyſiſchen Farben zu verſetzen, und ihm ihre Eigenſchaften auffallender zu machen. IX. Dioptriſche Farben. 143. Man nennt dioptriſche Farben diejenigen, zu de- ren Entſtehung ein farbloſes Mittel gefordert wird, dergeſtalt daß Licht und Finſterniß hindurchwirken, entweder aufs Auge, oder auf entgegenſtehende Flaͤ- chen. Es wird alſo gefordert, daß das Mittel durch- ſichtig oder wenigſtens bis auf einen gewiſſen Grad durchſcheinend ſey. 144. Nach dieſen Bedingungen theilen wir die dioptri- ſchen Erſcheinungen in zwey Claſſen, und ſetzen in die erſte diejenigen, welche bey durchſcheinenden truͤben Mitteln entſtehen, in die zweyte aber ſolche, die ſich

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/109>, abgerufen am 21.11.2024.