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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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der Oberfläche eines Mittels zurückstrahlt, da denn die
katoptrischen Versuche zur Sprache kommen. Zwey-
tens, wenn es an dem Rande eines Mittels herstrahlt.
Die dabey eintretenden Erscheinungen wurden ehmals
perioptische genannt, wir nennen sie paroptische.
Drittens, wenn es durch einen durchscheinenden oder durch-
sichtigen Körper durchgeht, welches die dioptrischen
Versuche sind. Eine vierte Art physischer Farben ha-
ben wir epoptische genannt, indem sich die Erschei-
nung, ohne vorgängige Mittheilung (baphe), auf ei-
ner farblosen Oberfläche der Körper unter verschiedenen
Bedingungen sehen läßt.

141.

Beurtheilen wir diese Rubriken in Bezug auf die
von uns beliebten Hauptabtheilungen, nach welchen
wir die Farben in physiologischer, physischer und che-
mischer Rücksicht betrachten; so finden wir, daß die
katoptrischen Farben sich nahe an die physiologischen
anschließen, die paroptischen sich schon etwas mehr
ablösen und gewissermaßen selbstständig werden, die
dioptrischen sich ganz eigentlich physisch erweisen und
eine entschieden objective Seite haben; die epopti-
schen, obgleich in ihren Anfängen auch nur apparent,
machen den Uebergang zu den chemischen Farben.

142.

Wenn wir also unsern Vortrag stetig nach Anlei-
tung der Natur fortführen wollten, so dürften wir nur
in der jetzt eben bezeichneten Ordnung auch fernerhin
verfahren; weil aber bey didaktischen Vorträgen es

der Oberflaͤche eines Mittels zuruͤckſtrahlt, da denn die
katoptriſchen Verſuche zur Sprache kommen. Zwey-
tens, wenn es an dem Rande eines Mittels herſtrahlt.
Die dabey eintretenden Erſcheinungen wurden ehmals
perioptiſche genannt, wir nennen ſie paroptiſche.
Drittens, wenn es durch einen durchſcheinenden oder durch-
ſichtigen Koͤrper durchgeht, welches die dioptriſchen
Verſuche ſind. Eine vierte Art phyſiſcher Farben ha-
ben wir epoptiſche genannt, indem ſich die Erſchei-
nung, ohne vorgaͤngige Mittheilung (βαφή), auf ei-
ner farbloſen Oberflaͤche der Koͤrper unter verſchiedenen
Bedingungen ſehen laͤßt.

141.

Beurtheilen wir dieſe Rubriken in Bezug auf die
von uns beliebten Hauptabtheilungen, nach welchen
wir die Farben in phyſiologiſcher, phyſiſcher und che-
miſcher Ruͤckſicht betrachten; ſo finden wir, daß die
katoptriſchen Farben ſich nahe an die phyſiologiſchen
anſchließen, die paroptiſchen ſich ſchon etwas mehr
abloͤſen und gewiſſermaßen ſelbſtſtaͤndig werden, die
dioptriſchen ſich ganz eigentlich phyſiſch erweiſen und
eine entſchieden objective Seite haben; die epopti-
ſchen, obgleich in ihren Anfaͤngen auch nur apparent,
machen den Uebergang zu den chemiſchen Farben.

142.

Wenn wir alſo unſern Vortrag ſtetig nach Anlei-
tung der Natur fortfuͤhren wollten, ſo duͤrften wir nur
in der jetzt eben bezeichneten Ordnung auch fernerhin
verfahren; weil aber bey didaktiſchen Vortraͤgen es

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[54/0108] der Oberflaͤche eines Mittels zuruͤckſtrahlt, da denn die katoptriſchen Verſuche zur Sprache kommen. Zwey- tens, wenn es an dem Rande eines Mittels herſtrahlt. Die dabey eintretenden Erſcheinungen wurden ehmals perioptiſche genannt, wir nennen ſie paroptiſche. Drittens, wenn es durch einen durchſcheinenden oder durch- ſichtigen Koͤrper durchgeht, welches die dioptriſchen Verſuche ſind. Eine vierte Art phyſiſcher Farben ha- ben wir epoptiſche genannt, indem ſich die Erſchei- nung, ohne vorgaͤngige Mittheilung (βαφή), auf ei- ner farbloſen Oberflaͤche der Koͤrper unter verſchiedenen Bedingungen ſehen laͤßt. 141. Beurtheilen wir dieſe Rubriken in Bezug auf die von uns beliebten Hauptabtheilungen, nach welchen wir die Farben in phyſiologiſcher, phyſiſcher und che- miſcher Ruͤckſicht betrachten; ſo finden wir, daß die katoptriſchen Farben ſich nahe an die phyſiologiſchen anſchließen, die paroptiſchen ſich ſchon etwas mehr abloͤſen und gewiſſermaßen ſelbſtſtaͤndig werden, die dioptriſchen ſich ganz eigentlich phyſiſch erweiſen und eine entſchieden objective Seite haben; die epopti- ſchen, obgleich in ihren Anfaͤngen auch nur apparent, machen den Uebergang zu den chemiſchen Farben. 142. Wenn wir alſo unſern Vortrag ſtetig nach Anlei- tung der Natur fortfuͤhren wollten, ſo duͤrften wir nur in der jetzt eben bezeichneten Ordnung auch fernerhin verfahren; weil aber bey didaktiſchen Vortraͤgen es

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/108>, abgerufen am 23.11.2024.