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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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alsdann zeigen, wenn das Mittel in dem höchst mögli-
chen Grade durchsichtig ist.


X.
Dioptrische Farben.

Der ersten Classe.

145.

Der Raum, den wir uns leer denken, hätte durch-
aus für uns die Eigenschaft der Durchsichtigkeit. Wenn
sich nun derselbe dergestalt füllt, daß unser Auge die
Ausfüllung nicht gewahr wird; so entsteht ein ma-
terielles, mehr oder weniger körperliches, durchsichti-
ges Mittel, das luft- und gasartig, flüssig oder auch
fest seyn kann.

146.

Die reine durchscheinende Trübe leitet sich aus dem
Durchsichtigen her. Sie kann sich uns also auch auf
gedachte dreyfache Weise darstellen.

147.

Die vollendete Trübe ist das Weiße, die gleichgül-
tigste, hellste, erste undurchsichtige Raumerfüllung.

148.

Das Durchsichtige selbst, empirisch betrachtet, ist
schon der erste Grad des Trüben. Die ferneren Grade

alsdann zeigen, wenn das Mittel in dem hoͤchſt moͤgli-
chen Grade durchſichtig iſt.


X.
Dioptriſche Farben.

Der erſten Claſſe.

145.

Der Raum, den wir uns leer denken, haͤtte durch-
aus fuͤr uns die Eigenſchaft der Durchſichtigkeit. Wenn
ſich nun derſelbe dergeſtalt fuͤllt, daß unſer Auge die
Ausfuͤllung nicht gewahr wird; ſo entſteht ein ma-
terielles, mehr oder weniger koͤrperliches, durchſichti-
ges Mittel, das luft- und gasartig, fluͤſſig oder auch
feſt ſeyn kann.

146.

Die reine durchſcheinende Truͤbe leitet ſich aus dem
Durchſichtigen her. Sie kann ſich uns alſo auch auf
gedachte dreyfache Weiſe darſtellen.

147.

Die vollendete Truͤbe iſt das Weiße, die gleichguͤl-
tigſte, hellſte, erſte undurchſichtige Raumerfuͤllung.

148.

Das Durchſichtige ſelbſt, empiriſch betrachtet, iſt
ſchon der erſte Grad des Truͤben. Die ferneren Grade

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[56/0110] alsdann zeigen, wenn das Mittel in dem hoͤchſt moͤgli- chen Grade durchſichtig iſt. X. Dioptriſche Farben. Der erſten Claſſe. 145. Der Raum, den wir uns leer denken, haͤtte durch- aus fuͤr uns die Eigenſchaft der Durchſichtigkeit. Wenn ſich nun derſelbe dergeſtalt fuͤllt, daß unſer Auge die Ausfuͤllung nicht gewahr wird; ſo entſteht ein ma- terielles, mehr oder weniger koͤrperliches, durchſichti- ges Mittel, das luft- und gasartig, fluͤſſig oder auch feſt ſeyn kann. 146. Die reine durchſcheinende Truͤbe leitet ſich aus dem Durchſichtigen her. Sie kann ſich uns alſo auch auf gedachte dreyfache Weiſe darſtellen. 147. Die vollendete Truͤbe iſt das Weiße, die gleichguͤl- tigſte, hellſte, erſte undurchſichtige Raumerfuͤllung. 148. Das Durchſichtige ſelbſt, empiriſch betrachtet, iſt ſchon der erſte Grad des Truͤben. Die ferneren Grade

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/110>, abgerufen am 23.11.2024.